FairtradeTown Fairer Einkauf von Lebensmitteln in Bad Honnef

BAD HONNEF · Die Bad Honnefer Steuerungsgruppe „FairtradeTown“ lädt zur Podiumsdiskussion. Das Motto lautet: Faire Geldanlagen als Antrieb für nachhaltige Entwicklung.

Seit 2010 ist Bad Honnef eine von mehr als 50 „FairtradeTowns“ bundesweit. Nachhaltiges Handeln verankern, so lautet ein Ziel, das auch in Bad Honnef mit Aktionen wie in Schulen und Kindergärten verfolgt wird. Denn fair handeln ist weit mehr, als ab und an ein Päckchen fair gehandelten Kaffee kaufen – und es fängst vor jedermanns Haustür an. Aus Anlass der fairen Woche 2017 luden die Steuerungsgruppe FairtradeTown Bad Honnef sowie die Regionalgruppe der internationalen Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit Siegburg jetzt zu Ausstellung und Podiumsdiskussion.

Bürgermeister-Büroleiterin Johanna Högner: „Ich freue mich, dass wir die Faire Woche mit dieser Veranstaltung in Bad Honnef unterstützen.“ Mit Kaffee und Schokolade habe der faire Handel begonnen. „Jetzt sind wir bei der fairen Geldanlage angekommen“, gab Högner einen Vorgeschmack auf den Austausch im Ratssaal. Dessen Motto lautete „Faire Geldanlagen als Antrieb für nachhaltige Entwicklung?!“

500 Kilogramm Aal pro Tag

Helmut Pojunke, Geschäftsführer des Vereins Oikocredit Westdeutscher Förderkreis, machte deutlich, wie faire Geldanlagen nachhaltige Entwicklung fördern. Sein Beispiel: Venus Sedang von den Philippinen sei ein Beispiel für das Wirken von Oikocredit. Die Ehefrau eines Reisbauern konnte mit Hilfe von Mikrokrediten ihre Farm erweitern, um immer mehr Aale nach Taiwan liefern zu können. Die Aale werden in den Reisfeldern ausgesetzt, um die schädlichen Schnecken zu fressen und gelten in Taiwan als Delikatesse. Heute verkauft Venus 500 Kilo Aal pro Tag. Die Familie hat ein Einkommen, die Kinder erhalten eine Ausbildung.

Die Ausstellung im Foyer hatte einen Vorgeschmack auf das Thema gegeben, dem sich neben Pojunke auch Claudia Brück, Vorstandsmitglied des Vereins TransFair, und Dirk Steinwand von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Eschborn unter Moderation der Deutschlandfunk-Redakteurin Birgid Becker widmeten. Eingeladen hatten die Regionalgruppe der internationalen Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit um Hartmut Domay und die lokale Steuerungsgruppe FairtradeTown.

Nachhaltige Bananen

Dirk Steinwand erläuterte, was sie tun können: den nachhaltigen Konsum fördern – nicht nur unter ökologischem Aspekt, sondern auch unter der ökonomisch-sozialen Komponente sowie die nachhaltige Geldanlage und Investition. Ende der 80er Jahre habe es eine große Euphorie gegeben, Armutsbekämpfung mit Selbsthilfe zu praktizieren, kleinen Leuten Kredite zu erteilen, damit sie sich selbst etwas aufbauen. Den zwischenzeitlich kritischen Stimmen hielt er entgegen: „Ich möchte eine Lanze brechen für den Mikrokredit. Man kann aber nicht in jedem Land erfolgreich sein.“

Brück: „Alles, was uns interessiert, war beim Kanzlerduell kein Thema. Wir wollen gerechter auf der Welt leben. Wir möchten eine andere Wirtschaft, eine Bewusstseinsveränderung anstoßen.“ Pojunke: „Ich sehe zwei Entwicklungen: Gegenüber der klassischen Entwicklungspolitik besteht Reserviertheit, und die Anleger wollen nachhaltige Geldanlagen.“

Auch die Besucher stellten Fragen. Dabei wurde das Streben nach dem billigsten Preis erwähnt. „Der Verbraucher sollte sich überlegen, ob er woanders kauft – im Bioladen oder im fairen Laden“, lautete sein Appell. Brück: „Verantwortung hat jeder Verbraucher. Man muss sich sein gutes Gewissen aber auch leisten können. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass es nur noch nachhaltige Bananen gibt.“

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