Arbeiten am Honnefer Rheinufer Für die Mauerprüfung muss das Grünzeug weg

RHÖNDORF · Wer zurzeit am Rhein entlang von Rhöndorf nach Königswinter spazieren will, schaut in die Röhre: Vom Hotel Bellevue bis zur Königswinterer Stadtgrenze ist der Weg seit Montagmorgen teilweise gesperrt.

 Auch Bäume sind der bevorstehenden Prüfung im Weg. 60 bis 70 Kubikmeter Grün fallen bei der Rodung täglich an.

Auch Bäume sind der bevorstehenden Prüfung im Weg. 60 bis 70 Kubikmeter Grün fallen bei der Rodung täglich an.

Foto: Frank Homann

Wegen Rodungsarbeiten an den Rheinufermauern, die voraussichtlich noch bis Freitag dauern, sei derzeit kein Durchgang möglich, werden verdutzte Fußgänger an den Absperrgittern informiert.

Und tatsächlich: Mit leichtem und mit schwerem Gerät rückt eine Handvoll Arbeiter dem Mauerbewuchs ohne Unterlass auf die Pelle. Insgesamt 3.600 Quadratmeter stehen im Arbeitsplan; zwischen 60 und 70 Kubikmeter Grünzeug werden täglich abgeschnitten, mit dem Greifbagger verladen und fuhrenweise abtransportiert.

Aber haben die Ufermauern eine Schönheitskur wirklich nötig? Bei einem Begehungstermin vor Ort erklären Björn Schmidt-Markoski vom Fachdienst Tiefbau der Stadt Bad Honnef und Frank Hoffmann von der Kreisverwaltung, was es mit der Rodung auf sich hat.

Warum wird gerodet?

Die Rodungsarbeiten sind kein ästhetischer Eingriff, sondern dienen als Vorbereitung für eine offizielle Prüfung der Rheinufermauern. Da diese zu den sogenannten Ingenieurbauwerken zählen, erfolgt die Prüfung nach der deutschen Norm DIN 1076. Konkret wird dabei alle drei Jahre geprüft – abwechselnd in Form einer umfangreichen Hauptprüfung, wie sie in diesem Jahr noch bevorsteht, und einer weniger ausgiebigen „einfachen“ Prüfung.

Damit der Bauwerksprüfer den Zustand der Mauern überhaupt ermitteln kann, muss eine ausreichende Sicht auf das Bauwerk vorhanden sein – dafür zu sorgen, ist Aufgabe der Stadt. Bis vor wenigen Tagen waren die Mauern allerdings noch derart überwuchert und zugewachsen, dass der Prüfer seinem Auftrag nicht angemessen hätte nachkommen können. Ist nach Abschluss der Rodung die Sicht frei, kann kurz darauf die Prüfung stattfinden.

Was wird geprüft?

Ganz allgemein soll der Zustand der Ufermauern begutachtet werden, um bei Bedarf anschließend Sanierungsarbeiten einleiten zu können. Konkret werden drei Hauptkriterien unter die Lupe genommen, erklärt Schmidt-Markoski: Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit, also akute wie langfristige Schädigungen.

Auch wenn Prüfung und Sanierung erneut mit Sperrungen von Wegen verbunden sein werden, sind beide Schritte unerlässlich: Werde nichts getan, könne im schlimmsten Fall irgendwann der Weg wegbrechen, so der Fachmann. Dazu soll es nicht kommen. Er sei zwar kein Bauwerksprüfer, doch die Fugen müssten wohl in manchen Abschnitten dringend nachgebessert werden, meint Schmidt-Markoski. An anderen Stellen klaffen vereinzelt kleine Löcher in den Mauern oder es deuten sich leichte Absackungen an.

Wie läuft die Rodung ab?

Da die Rheinufermauern in Rhöndorf unter besonderem Schutz stehen, wird nicht immer ein kompletter Kahlschlag angestrebt. „Der Spagat mit dem Artenschutz muss gelingen“, sagt Hoffmann. Alle größeren Bäume und Sträucher, die in den Mauerfugen gewachsen sind, müssen weg, etwa das dicht wuchernde Brombeergestrüpp. Anders sieht es beim Kräuterbestand aus: Hier genügt es dem Prüfer, wenn abschnittweise die Hälfte des Bewuchses entfernt wird.

Am Wegesrand sind daher orangefarbene Pfeile aufgesprüht: Sie markieren Einschnittfenster von rund vier mal vier Metern. Auf diese Weise werden Arten, die auf der Roten Liste stehen – darunter die Osterluzei, die Feldulme oder das Glaskraut – in homogenen Mauerbereichen weitgehend geschont. „Sie dürfen nicht vergessen: Diese Mauern sind kleine Biotope“, so Hoffmann, selbst zuständig für den Artenschutz. „Jeder Abschnitt beherbergt bis zu 50 Arten, die Rodung stellt einen tiefen Eingriff dar.“

Wie geht es weiter?

Der Zeitplan, da sind Schmidt-Markoski und Hoffmann sicher, werde auf jeden Fall eingehalten. Um den aktuellen Tiefstand des Rheins zu nutzen, soll in Kürze die Prüfung der Mauern stattfinden. Je nach Prüfergebnis und vorgeschlagenen Sanierungspunkten wird dann in absehbarer Zeit die Instandsetzung der Bauwerke eingeleitet. Fußgänger sollten sich dabei erneut auf Wegsperrungen gefasst machen.

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