Bad Honnefer Buchautor im Interview Entrümpeln schafft Platz für Abenteuer

Bad Honnef · Ratgeber fürs Leben und Anleitungen zum Glücklichsein haben Konjunktur. Auch der HonneferMartin Klapheck, der mit Piano-Referaten eine Mischung aus Rhetorik und Musik auf die Bühne bringt, hat ein Motivationsbuch geschrieben. In „Lebe deinen Beat – Anleitung zur kreativen Verrücktheit“ gibt er Tipps, wie man Lebensträume in den Alltag integrieren kann. Am Samstag, 22. Oktober, liest er in Bad Honnef.

 Musik motiviert: Martin Klapheck hält Piano-Referate. Auch in seinem Buch setzt er auf die Wirkung der Musik.

Musik motiviert: Martin Klapheck hält Piano-Referate. Auch in seinem Buch setzt er auf die Wirkung der Musik.

Foto: Stephan Pick

Sie haben Ihren gut bezahlten Job als Bankkaufmann für die Selbstständigkeit aufgegeben, die Piano-Referate entwickelt und ein Motivationsbuch geschrieben. Wie kam es zu diesem Schritt?

Martin Klapheck: Ich hatte einen soliden Brot-und-Butter-Job bei einer Sparkasse. Nichts Schlechtes aber auch nichts Aufregendes. Irgendwann stellte ich mir die Frage: „Soll es das schon gewesen sein?“ Die Antwort, die ich mir selbst gab, war ein klares Nein. Von da an ließ mich dieses Nein nicht mehr los. Schon immer habe ich mich von Fremdvorstellungen und Erwartungen gelöst und alles selbst ausprobiert. Diese Vorgehensweise kam mir jetzt zugute. Ich hörte auf meine innere Stimme, beendete meine sichere Karriere und machte mich selbstständig. Mein gesamtes Umfeld, außer meiner Frau, haben mir abgeraten, aber ich habe es trotzdem gemacht. Immer wenn ich das Gefühl hatte, dass ich etwas gut kann, habe ich mich nie abhalten lassen und es einfach gemacht. Und in den meisten Fällen ist es gelungen. So habe ich gespürt, wie viel im Leben möglich ist, wenn man sich aus dem Korsett der falschen Glaubenssätze und Erwartungen befreit.

Der Untertitel Ihres Buches lautet „Anstiftung zur kreativen Verrücktheit“. Was verbirgt sich hinter dem Begriff?

Klapheck: Viele Menschen hatten in ihrer Jugend große Träume, was aus ihrem Leben werden soll. Vorstellungen von Abenteuern und aufregenden Erlebnissen. Dann aber wählen Sie einen Beruf, von dem sie glauben, dass er Sicherheit bietet, der aber etwas gewöhnlich und langweilig ist. Durch Familie und immer mehr Verpflichtungen nehmen Routine und Alltag zu, bis die großen Träume geschmolzen sind, wie der Schneemann in der Sonne. Die Menschen sind in der Gewöhnlichkeitsfalle gelandet. Diese Menschen jedoch tragen die Bedürfnisse, nach einem prallen, erfüllten Leben noch in sich, möglicherweise etwas verschüttet. Ich möchte sie anstiften, das alles hervorzuholen und umzusetzen und Ihnen durch mein Buch zeigen wie.

Wie unterscheidet sich Ihr Buch von anderen Motivationsbüchern?

Klapheck: Durch zwei Aspekte. Es gibt viele Motivationsbücher, die Aussteigerstorys sind. Das heißt, jemand, der vom bürgerlichen Leben die Nase voll hat, bricht alles ab und durchwandert beispielsweise das Atlasgebirge oder segelt um die Welt. Man gibt sein altes Leben komplett auf. Aber so ein drastischer Weg ist für viele Menschen nicht möglich oder macht Angst. Das ist auch nicht notwendig. Mein Buch zeigt, dass sich beides verbinden lässt. Das möglicherweise etwas brave Leben, das der Leser bisher lebt, auf der einen Seite und Abenteuer und kreative Verrücktheiten auf der anderen Seite. Die zweite Besonderheit ist der Bezug zur Musik. Das Buch enthält viele Anekdoten aus der Welt der Musik. Außerdem ist in dem Buch tatsächlich Musik drin. Am Ende eines jeden Kapitels führt eine Internetadresse oder ein QR-Code zu einem von mir komponierten und gespielten Musikstück, das den Leser unterstützt.

Das letzte Kapitel Ihres Buches heißt „Träume in den Alltag integrieren“. Ihr konkreter Tipp?

Klapheck: Viele Leben sind durch Aufgaben, die Familie und Beruf mit sich bringen, und andere Verpflichtungen einfach zu voll. Hier muss erst mal Platz geschaffen werden. Ich nenne das den Rucksack entrümpeln. Der Leser sollte sich von unliebsamen Dingen trennen. Das können Aufgaben und Funktionen sein, aber auch Kontakte zu unangenehmen Menschen. Oder von zu viel Zeit, die in der digitalen Welt verbracht wird. Dieses Trennen oder Entrümpeln schafft dann Platz erst einmal wahrzunehmen, was mir in meinem Leben fehlt. Das können große Sachen sein wie eine aufregende Reise oder auch die vielen beglückenden Kleinigkeiten, die jeder Tag für uns bereit hält, für die wir aber den Blick verloren haben.

„Besuche einmal im Jahr einen Ort, den Du noch nicht kennst.“ Das Zitat stammt vom Dalai Lama.

Klapheck: Wir neigen dazu, Sachen immer gleich zu machen, weil es bequem ist und wir Angst vor Unsicherheiten haben, die Neues in sich trägt. Wir treffen uns mit den gleichen Arten von Menschen, hören die gleiche Art von Musik, sehen die gleiche Art von Filmen an oder besuchen die gleichen Orte. Es ist aber bereichernd und aufregend, das zu durchbrechen. Sich also mit anderen Menschen zu treffen, mal fremde Menschen anzusprechen, in unbekannte Umgebungen zu gehen, eine andere Musikrichtung zu hören. Vielfalt ist aufregender und erfüllender als Einfalt und es hilft Grenzen zu überwinden, was letztlich die Persönlichkeit stärkt. Da bin ich mit dem Dalai Lama einer Meinung.

Wie kann ich mit wenig Aufwand im Alltag etwas ändern?

Klapheck: Eine Sache, die jeder direkt umsetzen kann ist die „Verabredung mit seinem inneren Künstler“: Einmal pro Woche nehmen Sie sich mindestens zwei Stunden Zeit nur für sich allein. Sie dürfen kein produktives Ziel haben, also irgendetwas erreichen wollen. Stattdessen machen sie Dinge, die einen künstlerischen oder spirituellen Bezug haben. Zum Beispiel ein Konzert oder eine Lesung besuchen. Einen Tanzabend oder durchs Ausländerviertel ihrer Stadt zu streifen. Dadurch, dass Sie sich Zeit nehmen für etwas, für das oft kein Platz ist in Ihrem Leben, steigen Ihr Selbstwertgefühl und Ihre Kreativität.

Ihr Buch enthält auch Geschichten aus der Welt der Musik. Haben Sie eine Lieblingsanekdote?

Klapheck: Ja: Zwei Mädels kauern vor dem Studio der Beatles, wie viele andere Fans auch und plötzlich erscheint Paul McCartney, der in die Runde fragt: „Wer von Euch ist in der Lage, eine Melodie mit hohen Tönen sauber zu singen? Die beiden, Lizzie Bravo und Gayleen Pease, melden sich und dürfen das Stück „Nothing gonna change my world“ mit den Beatles einsingen und sich so mit ihren Idolen verewigen – und das nur, weil sie ihre Hemmungen überwunden und im entscheidenden Moment gehandelt haben.

Welche Träume haben Sie noch?

Klapheck: Manchmal trete ich in Seminarräumen auf und manchmal in Theatern. Ich liebe es in letzteren aufzutreten. Ich liebe die besondere Atmosphäre von Theatern. Um öfter dort aufzutreten liebäugle ich manchmal mit dem Gedanken ein Kabarettprogramm zu entwickeln. Aber das ist noch nicht konkret.

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