Gedenken an die Naturfreunde-Bewegung Eine späte Genugtuung

BAD HONNEF · Eine Tafel auf dem Himmerich erinnert nun an die Ära der Kölner Naturfreunde, deren Besitz von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurde.

 Die Naturfreunde enthüllen die Gedenktafel am Himmerich.

Die Naturfreunde enthüllen die Gedenktafel am Himmerich.

Foto: Roswitha Oschmann

Der Himmerich – er hat eine ganz besondere Geschichte, die ziemlich in Vergessenheit geraten war. Über das Geheimnis dieses Berges informiert nun eine Gedenktafel. Mehr als hundert Teilnehmer waren bei ihrer Enthüllung dabei. Die Fahne der Naturfreunde Deutschlands verdeckte noch das Schild, als Hans Peter Schmitz von der Ortsgruppe Köln in lebendiger freier Rede die Historie beleuchtete. Und so wie der strömende Regen plötzlich aussetzte und die Sonne den herrlichen Blick ins Rheintal freigab, wurde auch deutlich, was sich vor 90 Jahren auf dem Plateau abgespielt hatte.

Anderthalbtausend Menschen sollen hier gewesen sein, so der 85-Jährige, als die Naturfreunde ihr selbst erbautes Ferienheim eröffneten und so die Übernachtungskapazität von 20 auf mehr als 100 Plätze stieg. Fünf Jahre zuvor hatten sie den ehemaligen Steinbruch samt Wohn- und Betriebsgebäude gepachtet und als erste Unterkunft parat gemacht. Schmitz: „Der Himmerich wurde zum Petersberg der kleinen Leute. Die Naturfreunde blickten mit Stolz auf ihr Werk.“

Hitlers Machtergreifung 1933 bedeutete das Ende der Idylle. Der gesamte Besitz der Naturfreunde wurde beschlagnahmt, die Auflösung des Vereins, der sozialdemokratisch orientiert war, angeordnet. Ein großes Denkmal für die Opfer der Separatistenkämpfe 1923 sollte auf dem Himmerich entstehen. Zur Grundsteinlegung im Oktober reiste sogar Reichspropagandaminister Joseph Goebbels an. Aus dem Denkmal wurde nichts.

Nach dem Krieg ging es für die Naturfreunde darum, das verlorene Eigentum zurückzuerhalten. 20 Jahre nach Kriegsende und nach mehreren Gerichtsverfahren erhielten die Naturfreunde nur eine Teilsumme zurück, erläuterte Hans Peter Schmitz. Eine Rückkehr auf den Himmerich war wegen der Naturschutzverordnungen dann nicht mehr möglich.

Das Forstamt kümmert sich um die Pflege des Gedenksteins

Schmitz: „Nicht vergessen werden sollen der Stolz und die Freude über das selbst Erschaffene, die Wut und die Trauer über das Verlorene und die Enttäuschung über die Wiedergutmachung, ausgeführt im Namen eines demokratisch verfassten Rechtsstaates. Diese Gedenktafel soll erinnern und mahnen.“ Forstdirektor Stephan Schütte sagte: „Dieser Stein ist eine kleine Genugtuung für die Naturfreunde.“ Gern habe er der Aufstellung der Gedenktafel zugestimmt. Das Forstamt werde sich künftig auch darum kümmern. Bürgermeister Otto Neuhoff meinte, es gebe keinen passenderen Zeitpunkt angesichts des Terrors in der Welt, sich dieser Ereignisse hier in Bad Honnef zu erinnern.

Als „Zipfelherren“ bat Hans Peter Schmitz dann Rudi Klug, den Ehrenvorsitzenden der Deutschen Naturfreunde, Jürgen Schramm, den Vorsitzenden der Kölner Ortsgruppe, sowie Hans Peter Mensing vom Heimat- und Geschichtsverein Herrschaft Löwenburg sowie Peter Jörg Heinzelmann, den Koordinator der Aktion, nach vorn. Renate Mahnke vom Gutenberghaus, die dem Geschehen auf dem Himmerich eine Ausstellung gewidmet hatte, gab das Kommando: „Im Namen der Naturfreunde soll das Denkmal enthüllt werden.“

Auf der Tafel ist auch der QR-Code des Geschichtsweges angebracht. Wanderer können so weitergehende Informationen erhalten. Der Offene Gesangstreff „Hand in Hand“ Bonn der Naturfreunde gab dann den Ton an. Gesungen wurden neben bekannten Wanderliedern auch die eigens gedichtete Himmerich-Ballade und ein Lied Willi Ostermanns, etwas abgeändert: „Da wo die sieben Berge am Rheinesstrande stehn, kannst du am Horizont auch den Himmerich erspähn, und an die schönen Stunden denkst du dann tausendmal, wo fröhlich wir spazierten durchs Mucher Wiesental.“

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