GA-7Gebirge-Adventskalender Eine Krippe als Ruhepol in bewegten Zeiten

Rhöndorf · Um die Weihnachtskrippe von Konrad Adenauer ranken sich viele Geschichten. Der erste Bundeskanzler hatte den Stall und die Figuren 1906 erworben. Das Adenauerhaus in Rhöndorf bietet auch in diesem Jahr Führungen an und lädt zu einer Krippenfeier ein.

Es riecht herrlich. Kaum hat man das Haus betreten, umfängt einen der Duft von Wald und Moos. Von der Diele, die ausschaut, als hätte Konrad Adenauer gerade seine Aktentasche vom Tisch genommen, um nach Bonn ins Kanzleramt zu fahren, geht es in die Wohnstube. Dort steht, wie seit Jahrzehnten in der Weihnachtszeit, in einer Nische die Krippe, die Adenauer der Überlieferung zufolge 1906 für seine Kinder bei einem Trödler erstand.

Für die Familie war die Krippe fortan weit mehr als das Bekenntnis eines tief empfundenen Glaubens. Die Krippe, die die Familie immer und überall begleitete, wurde ihr in schweren Tagen zum Symbol der Hoffnung auf eine bessere Zeit. Die berühmteste und zugleich anrührendste Geschichte rankt sich um das Jesuskind, das heute wie damals im Stall auf einer Anhöhe zu sehen ist, daneben Maria und Josef. Man schrieb das Jahr 1933.

Adenauer, der im Männerkloster von Maria Laach Zuflucht vor den Nationalsozialisten gefunden hatte, war schon Monate von der geliebten Familie getrennt. Weihnachten ohne den Vater? Undenkbar. Und so machte sich Adenauers Frau Gussie am Heiligen Abend jenes Jahres von Köln auf den Weg nach Maria Laach. Es war eine beschwerliche Reise mit sieben Kindern und allerlei Gepäck, darunter Krippenfiguren, Baumschmuck und Geschenke, und aus einer Tasche ragte, eingepackt in Packpapier, der Kopf des Christkindes heraus.

Noch weit mehr gibt es zu entdecken in dieser Krippe, die Angela Stang, Evi Weinstock, Conny Schoob und Monika Baki, Mitarbeiter des Adenauerhauses, liebevoll immer aufs Neue entstehen lassen. Ohne die Hausmeister Karl-Josef Wintersberg und Guido Jacobs geht da nichts. Das Moos will herbeigeschafft sein. Und als ein Nest, in dem stets kleine Vögel sitzen, auseinanderbrach, wurde ein verlassenes Nest aus dem Wald besorgt. Adenauer schätzte selbst, dass die Krippe dem Barock zuzuordnen sei.

Es passte zu dem bodenständigen Kanzler, dass es ihm die fast bäuerliche Anmutung der Figuren angetan hatte. Neben Maria und Josef mit Jesuskind finden sich Ochse und Esel, Engel und 64 weitere Figuren, darunter eine Vielzahl weitere Tiere, in der Krippe. Nicht fehlen dürfen die Heiligen Drei Könige, die bis zum 6. Januar jeden Tag ein Stückchen weiter gen Stall wandern. Seltener ist die Darstellung von Anna und Joachim, Marias Eltern. Auch ein Elefant – Liebling vieler Kinder – ist zu sehen.

Die Engelsschar „schwebt“ an einem Vorhang hinter der Krippe. Die Figuren und Darstellungen der Krippen mögen sich unterscheiden. Eines aber haben viele Familien mit der Adenauers gemeinsam, dessen Nachfahren sich bis heute Weihnachten am Stall von Bethlehem versammeln: Krippen sind Tradition. Oftmals wachsen sie über Generationen – und bilden ein Stück Kontinuität in bewegten Zeiten. Adenauers Krippe

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