Stiftung bietet Führungen an Ein Besuch bei Adenauers Weihnachtskrippe in Rhöndorf

Rhöndorf · Beim Stöbern irgendwann vor rund 100 Jahren hatte Konrad Adenauer sie entdeckt: Die Krippe mit den insgesamt 71 Barockfiguren, die seitdem in jedem Jahr im Wohnhaus des ersten deutschen Bundeskanzlers in Rhöndorf aufgebaut wird.

Tag für Tag kommen sie ihrem Ziel ein wenig näher. Die Heiligen Drei Könige durchqueren das Land, geleitet durch den Stern von Bethlehem, um das Jesuskind in der Krippe zu sehen. So wie in der Weihnachtsgeschichte im Matthäusevangelium beschrieben, wandern Kaspar, Melchior und Balthasar auch in der Krippe des Adenauerhauses in Rhöndorf langsam dem Neugeborenen entgegen.

Im Wohnhaus des ersten Bundeskanzlers stellen Mitarbeiter die drei Weisen aus dem Morgenland jeden Tag ein wenig näher an die Krippe heran – beginnend „um die Ecke“, wie Museumspädagogin Claudia Waibel erklärt, hinauf auf die aus Altmoos und frischem Moos hergerichtete Krippenlandschaft bis zum Stall. Noch bis Mitte Januar kann die Krippe, die auf einem Fundament aus Styropor errichtet wurde, im Rahmen einer Führung besichtigt werden.

Neben den drei Königen ziehen auch die Figuren auf den Steinplatten, die das gesamte Ensemble umgeben, tagtäglich ein Stück weiter. Auf den ersten Blick muten sie etwas ungewöhnlich für westliche Krippen an. „Das ist traditionell orientalisch“, sagt Waibel mit Blick auf die fernöstlich gekleideten Figuren, den Elefanten und die Kamele mit ihren bunten Decken, die in einer Karawane ziehen.

Jede der insgesamt 71 Holzfiguren hat ihren festen Platz in der Krippe. Waibel berichtet von einer Regel, die im Hause Adenauers herrschte. „Die Schäfchen sollten nie alleine gestellt werden“, sagte die langjährige Haushälterin Resi Schlief der Familie, die auch dafür verantwortlich war, dass die Figuren stets in Bewegung blieben.

Kein Tier steht abseits seiner Herde

Ein Blick verrät: Auch heute steht keines der Tiere verloren und abseits seiner Herde. Wo welche Figur zu stehen hat, das wissen die Mitarbeiter mittlerweile aus dem Kopf. Bevor sie jährlich platziert, aber auch, bevor sie wieder verstaut werden, steht ein prüfender Blick an, ob auch alle noch unversehrt sind. Ist doch mal ein Ohr oder ein Bein abgebrochen, klebt Karl Josef Wintersberg, Hausmeister im Adenauerhaus, die defekten Teile wieder an.

Konrad Adenauer hatte die Krippe irgendwann um das Jahr 1910 bei einem Altwarenhändler „beim Stöbern“ entdeckt und dann gekauft. Wann genau, kann die Expertin nicht sagen. „Als die Kinder klein waren“, soll Adenauer später nur gesagt haben. Die Figuren stammen vermutlich aus der Barockzeit und sollen von Bauern gefertigt worden sein, habe der Trödler erzählt. Dass Maria, Josef, die Hirten und Tiere „nicht filigran geschnitzt“ seien, unterstützt laut Waibel diese Erzählung. „Symbolisch sehr aufgeladen“, nennt die Stiftungsmitarbeiterin die Krippe.

Selbst als Adenauer auf der Flucht vor den Nationalsozialisten 1933 Zuflucht im Kloster Maria Laach fand, nahmen dessen Frau und die Kinder „eine halbe Odyssee“ von Köln nach Andernach auf sich, um Weihnachten bei ihm zu verbringen. Im Gepäck: die Krippe samt Figuren.

Der historische Wert der Krippe ist enorm

Da die Koffer so voll waren, soll das Köpfchen des Jesuskindes sogar aus der Tasche geguckt haben, erzählt Waibel. Der historische Wert der Krippe ist heute enorm. „Kunsthistorisch ist dieser allerdings schwer zu fassen“, ergänzt sie. Adenauer selbst, der seinerzeit von den rheinischen Krippenfreunden als Ehrenmitglied in ihrem Verein aufgenommen worden war, half oft beim Aufbau der Krippe mit.

Und Waibel weiß von einer weiteren Besonderheit im Hause Adenauer während der Adventszeit zu berichten. Ab Anfang Dezember verteilte der Familienvater heimlich Lametta im Haus. Aber immer nur einen Faden, es sah aus wie goldenes Engelshaar. „Die Engel gucken, ob ihr auch brav seit“, sagte er seinen Kindern. Heute noch kommen an Weihnachten seine Nachkommen in Rhöndorf zusammen. Um die 80 sind es. Dann haben auch die Heiligen Drei Könige ihr Ziel fast schon erreicht.

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