Rat und Hilfe für den Lebensabend Der Weg zur letzten Station

Bad Honnef · Heinz-Günter Blöcker lebt in der Bad Honnefer Parkresidenz und hat einen Ratgeber für Senioren herausgebracht. Der 89-Jährige will andere dazu ermutigen, die Weichen fürs eigene Leben so lange wie möglich selbst zu stellen.

 Broschuere Heinz-Guenter Bloecker Foto: Frank Homann

Broschuere Heinz-Guenter Bloecker Foto: Frank Homann

Foto: Frank Homann

Heinz-Günter Blöcker hat ihn schon hinter sich, den radikalen Wechsel von einem schönen Privathaus in ein Seniorenheim. Der Schritt, den er im Februar 2015 gemeinsam mit seiner Frau gehen musste, ist ihm nicht leichtgefallen. Aber er hatte aus gesundheitlichen Gründen keine andere Wahl und sich schließlich damit abgefunden, dass die beiden nun Unterstützung brauchen. Und eben auch ein Stück Selbstständigkeit abgeben müssen. Die Veränderungen seiner Lebensumstände hat der 89-Jährige verarbeitet, indem er sie zu Papier brachte. Aber nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Menschen, die sich in gleicher oder ähnlicher Situation befinden. Daraus ist die Broschüre „Ratgeber für den Weg zur letzten Station und danach ...“ entstanden, die der Senior jetzt im Eigenverlag veröffentlichte.

Vom Eigenheim in Odenthal im Rheinisch-Bergischen Kreis zog Blöcker in die Bad Honnefer Parkresidenz und fühlt sich dort jetzt sehr wohl. Wichtig war ihm dabei, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, sich so viel Eigenständigkeit wie möglich zu bewahren. Dazu will Blöcker auch die Leser seines 52-seitigen Ratgebers ermutigen. Noch in seinem alten Haus skizzierte er einen Plan der neuen Wohnung im Heim und zeichnete darauf ein, wo welche Möbel stehen sollten. Sogar die Stellen an den Wänden der neuen, 93 Quadratmeter großen Unterkunft, wo später die Bilder hängen sollten, markierte er sorgfältig. „So etwas hatte der Haustechniker, der unseren Umzug besorgte, in seinen 20 Berufsjahren noch nicht gesehen“, so der Senior.

Der gebürtige Kieler ist es gewohnt, selbst die entscheidenden Weichen für sein Leben zu stellen. Einmal ist es ihm nicht gelungen – nämlich als er 1943, als 16-jähriger Schüler, zu den Flakhelfern bei der Luftwaffe in Danzig eingezogen wurde. Nach Kriegsabitur und Kriegsende begann er mit einem Jurastudium, doch dann entschied er sich für eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Für den Chemiekonzern Bayer arbeitete er von 1957 an fast vier Jahre lang in Australien als „Technical advisor“ („Technischer Berater“). Seine spätere Frau durfte nach den damaligen Spielregeln des Konzerns erst Anfang 1958 aus Deutschland nachkommen. Er hatte zuvor ein Schiff genommen, sie das Flugzeug – und doch brauchte sie für die Reise sechs Tage. Die beiden heirateten in Melbourne. Kurz nachdem das Ehepaar 1960 wieder in Deutschland andockte und sich in Köln niederließ, kam die Tochter zur Welt.

Bald siedelte die junge Familie für sechs Jahre in die Türkei, nach Istanbul, über. Dort sollte Blöcker für Bayer nicht nur den Wiederaufbau des Marktes nach dem Krieg, sondern auch eine konzerneigene Firma als Geschäftsführer organisieren. Neben anderen Stationen lebte Blöcker von 1976 bis 1980 mit seiner Familie in Brasilien, in São Paulo. Anschließend arbeitete er in der Konzernzentrale in Leverkusen, wo er mit seiner Familie auch sesshaft wurde. Er übernahm die Koordination der Konzern-Interessen als Leiter der Region Lateinamerika.

Schon vor dem nun erschienenen Ratgeber hatte Blöcker seinen Ruhestand dazu genutzt, seine eigenen Lernprozesse auch anderen zugänglich zu machen. Im Alter von 79 Jahren beschäftigte er sich zum ersten Mal mit Computern – seine Tochter hatte ihm einen alten Rechner geschenkt. Er probierte aus, stieß auf Probleme und fand Lösungen dafür. Kurze Zeit später brachte er den Leitfaden „PC-Lernen, schnell & einfach“ heraus. Auch mit seiner neuen Broschüre, die zunächst in einer Auflage von 500 Exemplaren erscheint, möchte der 89-Jährige den Menschen Mut machen. „Ich will andere Senioren in einer ähnlichen Situation dazu ermutigen, sich rechtzeitig dafür zu entscheiden, in ein gutes Altersheim zu ziehen“, erklärt er. Es sei die Verantwortung der Älteren, so meint er, die Last des Umzugs nicht den Verwandten, vor allem den eigenen Kindern, aufzubürden.

In seiner Broschüre gibt Blöcker Tipps zu Themen, die naturgemäß nicht gerade leicht daherkommen. Neben besagtem Wohnortwechsel geht es auch um die Finanzierung eines Zimmers oder einer Wohnung in einer Seniorenunterkunft, um die Beantragung von Pflegestufen bei den Kassen, Hilfeleistungen im Heim, die Beantragung eines Behindertenparkausweises und die Erteilung von Vollmachten – sei es für Bankgeschäfte oder die medizinische Versorgung. Er berichtet klar und verständlich, wie er und seine Frau diese Dinge geregelt haben. Auf diese Weise zeichnet er auch verschiedene Möglichkeiten für seine Leser auf.

Das letzte Kapitel ist mit „Regelungen für die letzten Tage und danach“ überschrieben und behandelt mögliche Vorkehrungen für den Todesfall. Darin rät er unter anderem dazu, rechtzeitig ein Testament anzufertigen und eine Nachlassmappe anzulegen, in der die Hinterbliebenen alle wichtigen Dokumente finden können. Auch gibt er wertvolle Tipps zur Reduzierung der Erbschaftssteuer und zur Vorbereitung für die Fortzahlung von Renten, Pensionen, Lebens- und Sterbeversicherungen nach dem Tod eines Ehepartners.

Heinz-Günter Blöcker: Ratgeber für den Weg zur letzten Station und danach ... -- Selbstverlag, ISBN 978-3-00-052350-2, 9,90 Euro

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort