Honnefer Künstlerin Maria Troscheit Das Klavier im Bahnhof

BAD HONNEF · Der Honnefer Künstlerin Maria Troscheit gelingt es, die Sprache eines besonderen Ortes in Musik zu übersetzen.

 Ganz spezielle Atmosphäre: Maria Troscheit (Klavier) und Detlef Anders (Schlagzeug) im Bad Honnefer Bahnhof.

Ganz spezielle Atmosphäre: Maria Troscheit (Klavier) und Detlef Anders (Schlagzeug) im Bad Honnefer Bahnhof.

Foto: Frank Homann

Man stelle sich einen Ort vor, der für Rastlosigkeit, Hektik und Eile steht. Einen Ort wie den Bad Honnefer Bahnhof. Hinzu kommt, dass dieser Ort nicht gerade für geschmackvolle Ästhetik steht. Mitten in diesen Ort stelle man nun einen Flügel und schaue, was passiert. Genau das hat Andreas Dietl getan. Der Taxiunternehmer hat einen vom Siebengebirgsgymnasium aussortierten Flügel in die Eingangshalle der Honnefer Bahnstation gestellt - daraus entwickelt hat sich ein Hingucker für die vielen Reisenden, ein Ruhepol. An diesem Ort finden nun auch kleine, intime Konzerte statt. "Es ist zu einem Selbstläufer geworden. Ich habe eigentlich kaum mehr gemacht, als das Klavier hinzustellen", so Dietl.

Am Wochenende fand hier das Konzert "Between - zwischen musikalischen Kulturen und Epochen" statt. Die Pianistin Stephanie Maria Troscheit wurde von Detlef Anders am Schlagzeug begleitet. "Wenn hier ein Konzert stattfindet, geht das immer auf die Initiative der Künstler zurück. Ich bin in dem Sinne kein Veranstalter", erzählte Dietl am Abend des Konzertes. Die Initiative lag in diesem Falle bei der Honneferin Troscheit: "Ich fahre sehr viel mit der Bahn und mittlerweile plane ich schon mehr Zeit ein, um hier noch ein wenig zu spielen." Immer öfter sei sie von anderen Reisenden angesprochen worden, ob sie nicht länger spielen könne. Ob sie nicht auch mal hier ein Konzert geben wolle. Daraufhin habe Troscheit bei Dietl angefragt. Die Idee wurde umgesetzt.

Aus eigener Tasche hat Dietl auch die Flyer hergestellt und verteilt. Und diese Flyer scheinen so manch einem Honnefer in die Hände gefallen zu sein, denn am Samstagabend war die Eingangshalle des Bahnhofs voll. Die Menschen saßen auf bahnhoftypischen Bänken, auf Schreibtischstühlen aus den Büroräumen des Taxiunternehmens, viele mussten stehen, weil es schlichtweg keine Sitzplätze mehr gab. Stehtische aus dem Kiosk halfen aus.

Die Eingangshalle des Bahnhofs war nicht wiederzuerkennen: Ein großer Teppich, auf dem das Schlagzeug stand, rechts daneben das Klavier. Der Duft von Glühwein lag in der Luft und der gesamte Raum war über und über mit Kerzen beleuchtet. "Diese familiäre Stimmung, die Kerzen als einzige Lichtquelle, das alles war die Idee der Künstlerin Troscheit", erklärte Dietl. Sie habe willentlich diese Atmosphäre erzeugen wollen, um ein Zusammenrücken unter den Zuhörern zu bewirken und die Sinne auf das Hören zu schärfen. Die Szenerie hatte etwas Surreales an sich. Schäbige Schilder, auf denen "Fahrkartenverkauf" oder "Kiosk" steht, trafen auf Herbstlaubdekoration und Kerzenlicht. Vorweihnachtliche Stimmung im dunklen, kalten Bahnhof.

In seiner kurzen Ansprach gab Dietl zu, dass er mit so viel Nachfrage nicht gerechnet hatte und machte auf die Fluchtwege aufmerksam. Allroundmusikerin Stephanie Troscheit übernahm das Wort und bedankte sich vor allem bei Dietl mit den Worten: "Es ist richtig, richtig großartig, was Sie hier machen." Das Konzert eröffnete sie, begleitet von Anders, mit einem Stück, das "zu einem großen Teil hier am Bahnhof entstanden ist". Elemente der Rastlosigkeit wechselten sich mit ruhigen Komponenten ab. Vor dem inneren Auge sah man Züge an sich vorbeirasen, verschwommene Menschensilhouetten, zu beobachten aus Fenstern fahrender Züge. Troscheit war es gelungen, die ganz eigene Sprache der Bahnhöfe dieser Welt in Musik zu übersetzen.

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