650. Geburtstag der Linzer Burg Bienenstich-Wettessen ersetzt die Schwere Artillerie

LINZ · Mit einem ökumenischen Bitt- und Segensgebet wurde am späten Freitagnachmittag das zweite historische Kirchweihfest von Linz an der Mariensäule offiziell eröffnet. "Hier hat bis 1816 die von Tilman Joel gestiftete und 1462 der Muttergottes geweihte Ratskapelle gestanden.

 Nicht eingreifen musste gestern die Schwere Artillerie. Geböllert wurde in Linz aber trotzdem.

Nicht eingreifen musste gestern die Schwere Artillerie. Geböllert wurde in Linz aber trotzdem.

Foto: Frank Homann

In der haben die Ratsherren früher vor jeder Bürgermeisterwahl und vor wichtigen Entscheidungen um Gottes Beistand gebeten", erinnerte Stadtbürgermeister Hans Georg Faust vor der anschließenden Sondersitzung des Stadtrates.

In deren Mittelpunkt stand der Vortrag von Stadtarchivarin Andrea Rönz über das Verhältnis der Linzer zu ihren kurfürstlichen Landesherren. Einer von diesen, der Kölner Erzbischof Engelbert III. von der Mark, hatte im äußersten Süden seines Territoriums 1365 neben dem Rheintor eine Zwing- und Zollburg errichten lassen. Entsprechend stand diese unter dem Motto "650 Jahre Burg Linz" auch im Mittelpunkt des dreitägigen Kirchweihfestes.

Bereits um 14 Uhr hatten die Blue Diamonds ihrer "Ramona" an der nostalgischen Berg- und Talbahn aus den 30er Jahren verraten, dass ein Jahr schnell vorbeigeht. Noch älter, aus dem Jahr 1902, war das kleine Riesenrad, das als sogenannte "Russenschaukel" vor dem Rathaus seine Fahrgäste hoch über den Marktplatz transportierte. "Ich weiß, dass diese beiden Betriebe nach unserer historischen Kirchweih auf der Wiesn beim Münchner Oktoberfest zu sehen sein werden", berichtete der Bürgermeister. Vor über 110 Jahren sollen sogar schon Reiter auf den Holzpferdchen des Kinderkarussells gesessen haben, in dessen Schwanenwagen kleine Lohengrins in der Bunten Stadt ihre Runden drehten.

"Grund für den Bau der Burg war die Übertragung des Rheinzolls von Andernach nach Linz", hatte Rönz berichtet. Über viereinhalb Jahrhunderte sei der Zoll der Stadt erhalten geblieben, selbst als Kaiser Friedrich III. ihn 1475 während des Burgundischen Krieges wieder auf die andere Rheinseite zurückverlegt habe. In diese Zeit fällt die Sage von den Andernacher Bäckerjungen. Diese sollen frühmorgens, während alle anderen Bürger noch fest schliefen, den Angriff der verärgerten Linzer erfolgreich abgewehrt haben, indem sie diese mit Bienenkörben, natürlich samt Bewohnerinnen, bombardierten.

Ganz anders gestern Nachmittag. Dieses Mal waren es Andernacher, die mit einem "Sturmboot" den Rhein überquerten und über die gesperrte Bundesstraße auf das Rheintor eindrangen. Erwartet wurden sie aber bereits von den Linzer Stadtsoldaten, die von der Schweren Artillerie unterstützt wurden, wie laute Böller bezeugten. Blutige Nasen oder gar Stiche zog sich jedoch niemand zu, wurde die mittelalterliche Fehde doch unblutig in ein von Jan Eric Burkard moderiertes "Spiel ohne Grenzen" umgewandelt. In dem ging es neben dem Pulverfass-Wettrollen um die Linzer Burg und einem Wasserbomben-Zielwerfen auch um ein Bienenstich-Wettessen. Schließlich soll diese süße Spezialität zur Feier anlässlich der Vertreibung der Linzer erstmals kreiert worden sein.

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