Umfangreiches Projekt Bad Honnefer Pfarrkirche soll bis Ende des Jahres saniert sein

Bad Honnef · Bis Jahresende soll die Sanierung von Sankt Johann Baptist in Bad Honnef abgeschlossen sein. Die denkmalgeschützte Kirche gilt als ältestes Baudenkmal der Stadt. Der Restaurator erzählt von dem bemerkenswerten Projekt.

Im Radio läuft keine Kirchenmusik, sondern ein Pop-Song aus den 80er Jahren. Markus Simons pfeift leise mit, während er in rund sechs Metern Höhe auf einem imposanten Stahlgerüst steht und mit einem Silikonschwamm behutsam über eine Wand tupft.

„Früher nahm man alten Brotteig, um Kirchenwände von Kerzenruß und anderen Ablagerungen zu reinigen“, sagt der Malermeister und Restaurator aus Altenahr. „Das hat prima funktioniert. Aber die heutigen Spezialschwämme sind natürlich deutlich komfortabler.“

Simons und sein Team gehören zu den Handwerkern, die derzeit bei der Innensanierung der Bad Honnefer Pfarrkirche Sankt Johann Baptist im Einsatz sind. „Wir haben unsere Arbeit so gut wie abgeschlossen“, erzählt er. Für den Spezialisten, der sein Handwerk unter anderem in Venedig erlernt hat, stehen lediglich noch einige Restarbeiten an, sobald das Gerüst im Innenraum wieder abgebaut ist. Gleich in zweierlei Hinsicht ist das Projekt in Bad Honnef für ihn bemerkenswert: „Zum einen ist es ein besonders schöner, großer Kirchenraum“, sagt er. „Zum anderen hat hier die Kommunikation unter den verschiedenen Gewerken ausgezeichnet funktioniert.“

Lange Vorplanungen und Denkmalschutz

Seit vergangenem September wird die denkmalgeschützte Kirche, die als ältestes Baudenkmal der Stadt gilt, umfangreich saniert. Der komplette Innenraum wurde leer geräumt, wertvolle Kunstgegenstände sorgfältig verpackt und zwischengelagert, Orgel, Weihwasser- und Taufbecken verschwanden unter schützenden Holzkonstruktionen. Bei den langwierigen Vorplanungen unterstützten unter anderem Experten der Bauabteilung des Kölner Erzbistums sowie des LVR-Amts für Denkmalpflege den Kirchenvorstand.

Ursprünglich waren acht Monate für die Arbeiten vorgesehen. Dann jedoch machte der Holzwurm in Altären und Kirchenbänken den Handwerkern einen Strich durch den Zeitplan. „Zudem wurde das Lautsprecherkonzept überarbeitet“, sagt Architekt Christoph Füllenbach, „was wiederum eine andere Verkabelung zur Folge hatte.“ Zwei Maßwerkfenster auf der Sängerempore, die ursprünglich nur partiell erneuert werden sollten, mussten ob der Schäden komplett ausgetauscht werden.

„Das sind alles Unwägbarkeiten, die man bei einem historischen Bau nicht vorhersehen kann“, sagt er. Die Gesamtkosten schätzt er auf knapp 1,2 Millionen Euro – rund 400.000 Euro mehr als ursprünglich geplant, die Erzbistum, Kirchengemeinde und Bezirksregierung tragen. Bis Jahresende sollen die Arbeiten komplett abgeschlossen, alle Kunstwerke wieder an ihrem Platz sein. Das Gerüst wird derzeit zurückgebaut und bis zu den Veranstaltungen von „Klang – Raum – Kirche“ (siehe Infokasten) ganz verschwinden.

Ausgeklügeltes Beleuchtungskonzept

Mittlerweile erstrahlen die Malereien des Deckengewölbes aus dem 16. Jahrhundert wieder in alter Schönheit, die Bleiglasfenster leuchten intensiv ebenso wie die Fresken. An der Stelle, an der bislang im südlichen Kirchenschiff die Beichtstühle ihren Platz hatten, ist künftig das sorgfältig restaurierte „Heilige Grab“ aus dem Jahr 1514 zu finden, das vormals auf der gegenüberliegenden Kirchenseite seinen Platz hatte. „Gut im Zeitplan“ liegen auch die Elektriker Guido Fuchs und sein Vater Peter.

Mehrere 100 Meter Kabel haben sie seit dem Frühjahr bereits verlegt. Derzeit geht es darum, die neuen, bis zu 50 regelbaren Lampen im Kirchenraum mit Strom zu versorgen: Mit einem ausgeklügelten Beleuchtungskonzept sollen sie nach der Sanierung je nach Anlass das Gotteshaus ins rechte Licht tauchen – steuerbar über mehrere Displays in der Sakristei. Gleichfalls in Fuchs' Zuständigkeit fällt die Installation einer Gehörlosenschleife, anhand der Menschen mit Hörgeräten dem Gottesdienst besser folgen können sowie der barrierefreie Zugang mittels elektronischem Öffner an der südlichen Seitentür der Kirche.

Neue Führungen nach der Sanierung

Peter Fuchs kennt den spätgotischen Bau dabei quasi wie seine Westentasche, hat er doch bereits bei der Sanierung der Kirche Anfang der 80er die Schaltpläne gezeichnet. Das gilt im Übrigen auch für Erwin Martini vom Kirchbauverein, der seit einigen Jahren regelmäßig Führungen durch das Gotteshaus mit unterschiedlichen Schwerpunkten anbietet. Ein Rundgang mit ihm heißt Eintauchen in die architektonische und historische Vergangenheit der Kirche, „die mir als Lokalpatriot natürlich besonders am Herzen liegt“, wie er sagt, „und in der es immer wieder Neues zu entdecken gibt.“

So bei den Ausgrabungen 1979, die der damaligen Sanierung vorangingen. „Es sollte eine Fußbodenheizung verlegt werden und bei den erforderlichen Ausgrabungen stieß man in einer Mauernische auf ein sogenanntes 'Badorfer Gefäß', in dem Bauopfer dargebracht wurden“, erzählt er. „Es datiert auf die Zeit 760 bis 780 und gibt damit einen wichtigen Hinweis auf den Zeitpunkt, wann die Kirche erbaut wurde.“

Und noch einen Fund machten die Handwerker vor 40 Jahren im Innenraum: Sie stießen auf Gräber, darunter das einer jungen Frau „mit langen blonden Haaren und vollständig erhaltenen Gewändern aus dem Barock“, wie Martini berichtet. Diese und andere Fundstellen zeigt er bei seinen Führungen – die er wieder anbieten wird, sobald die Sanierung von Sankt Johann Baptists abgeschlossen ist.

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