Auf die lange Anfahrt folgen süße Tage

Über drei Stunden Wartezeit am Haribo-Gelände in Friesdorf - Trotz des heißen Sommers gibt es wieder reichlich Kastanien - Sammler kommen aus Deutschland und dem nahen Ausland

Friesdorf. Morgens um sieben brechen die beiden Arzthelferinnen aus Hückeswagen auf. Im Kofferraum ihres Kleinwagens haben sie 140 Kilo Kastanien verstaut.

Auf der Rückbank sitzen die Kinder. Ziel der Reise ist das Firmengelände von Haribo in Friesdorf. Dort wollen sie die Kastanien in Weingummi umtauschen; denn seit Donnerstagmorgen um sieben läuft wieder die traditionelle Kastanien-Tausch-Aktion des Weingummi-Riesen.

Auf der rund 70 minütigen Fahrt von Hückeswagen nach Bad Godesberg überwiegt die Vorfreude. "Irgendwie mitbekommen" hatten die jungen Frauen, dass Haribo Kastanien gegen Süßigkeiten tauscht. Und weil sie tagtäglich "haufenweise Haribo" auf der Arbeit essen, wie sie berichten, beschlossen sie, gemeinsam mit ihren Kindern und Freunden an der Aktion teilzunehmen.

Ein Kastanienbaum in Nachbars Garten und eine Kastanienallee im Ort hätten ausgereicht, 140 Kilo zusammenzubringen. In Süßigkeiten gerechnet sind das 14 Kilo. "Es hat sich auf jeden Fall gelohnt", meint eines der Leckermäuler. Allerdings würden einem nach dem vielen Schleppen "die Hände wehtun".

Ebenfalls 140 Kilo Kastanien und 30 Kilo Eicheln hat eine vierköpfige Familie aus Mühlheim an der Ruhr gesammelt. Und das an nur drei Tagen. Daniel, der älteste Sohn, hatte es beim Sammeln besonders schwer. Er hatte sich das Bein gebrochen und musste auf Krücken gehen.

Dennoch hat er eifrig mitgesammelt und freut sich nun auf süße Tage. Über den Andrang auf dem Gelände ist Haribo-Pressesprecher Marco Alfter diesmal eigentlich überrascht. Nach dem heißen Sommer hatte er mit einer schlechten Kastanienernte gerechnet. Aber Sammler aus ganz Deutschland und den Anrainerstaaten sorgen auch in diesem Jahr für Wartezeiten von über drei Stunden.

Dabei hat Haribo das Personal für die Kastanien-Aktion im Vergleich zum Vorjahr noch einmal aufgestockt. 35 Mitarbeiter sind bei der Tauschaktion im Einsatz. An drei Waagen werden die Kastanien und Eicheln entgegengenommen. Baggerschaufelweise werden sie an Ort und Stelle in firmeneigene Lastwagen und Container der TK-Umweltdienste geladen und sofort auf die Straße gebracht.

Die Lastwagen fahren nach Österreich in die Steiermark. Dort hat Haribo-Chef, Hans Riegel, seine Jagd. Mit den Kastanien und Eicheln wird das Wild durch den Winter gebracht. 1936 wurde die Tauschaktion zum ersten Mal durchgeführt. Damals richtete sie sich vornehmlich an Kinder aus Kessenich und Friesdorf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort