Forstrevier Siebengebirge Arbeitsreicher Start im Siebengebirgswald für Jens Merzbach

WACHTBERG/Siebengebirge · Der 29-jährige Jens Merzbach aus Wachtberg ist neuer Leiter des Forstreviers Siebengebirge. Sein aktuelles Hauptproblem: die Borkenkäferplage.

Für Jens Merzbach hätte der Start in seinen neuen Berufsalltag kaum aufgabenreicher sein können. Der 29-jährige Wachtberger befindet sich mit dem Winter gerade in der arbeitsreichsten Zeit des Jahres, da in diesen Monaten das Holz geschlagen wird. Zudem werden neue Bäume gepflanzt. Doch der Förster, der am 1. November das Forstrevier Siebengebirge nach dessen Ruhestand vom bisherigen Revierleiter Gereon Jammes übernommen hat, muss sich in diesen Wochen mit einem ganz anderen Problem auseinandersetzen: der Borkenkäferplage. Allein im Siebengebirge sind in diesem Jahr mehr als 10 000 der etwa 200 000 Fichten von dem Schädling befallen.

Wo vergangenes Jahr neben dem Weg noch dichter Wald begann, stehen heute nur noch vereinzelte Bäume. Merzbach zeigt auf eine rund sechs Hektar große, fast freie Fläche in der Nähe der Florianshütte. Die befallenen Bäume mussten allesamt gefällt werden, die Stämme liegen auf riesigen Stapeln neben dem Weg. „So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagt Merzbach.

Bis zum Frühjahr sollen die Bäume abtransportiert sein. Vor allem das Wetter schuf perfekte Bedingungen für den Borkenkäfer, der in dritter und vierter Generation Hunderttausende Nachfahren produzieren konnte. Die Stürme zu Beginn des Jahres beschädigten Tausende Bäume. Hinzu kamen der extreme Sommer und die Dürre.

Pflege der Waldbestände

„Das ist eine echte Folge des Klimawandels“, sagt Stephan Schütte, Leiter des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft. Hoffnung geben könnte ein feuchter und kühler Winter, durch den viele Käfer verpilzen könnten. Angesprochen auf den bisherigen Regen im Dezember, klingt Merzbachs Stimme aber gedrückt: „Nennenswert geholfen hat der Regen bisher nicht.“

Auch auf der sechs Hektar großen Waldfläche geht es für Merzbach nun darum, einen stabilen Wald herzustellen. Neue, ganz unterschiedliche Baumarten wurden darauf gesät, nun steht eine jahrzehntelange Pflege an. „Normalerweise schaffen wir solche Mischbestände über die Jahre auf deutlich kleineren Flächen“, sagt der 29-Jährige. Der Waldumbau hin zu Mischwäldern ist einer seiner Arbeitsschwerpunkte.

Zu den weiteren Aufgaben gehören die Pflege der Waldbestände und der Wiesen, die Instandhaltung der Waldwege und auch die Pflege von Erholungseinrichtungen. Dass er es mit den drei Themen Waldumbau, Naturschutz und Erholung zu tun hat, mache für ihn den Reiz der Arbeit aus, sagt Merzbach. Daher hat er es im Alltag mit unterschiedlichen Parteien zu tun: Er trifft sich mit Naturschützern, mit privaten Waldbesitzern oder auch mit Vertretern der Stadt. Wenn er nicht gerade betriebswirtschaftliche oder administrative Aufgaben in seinem Forsthaus Stöckerhof in Ittenbach zu erledigen hat oder sich mit seinen acht Mitarbeitern bespricht, ist er viel in den Wäldern unterwegs: „Ich überlege, wo ich irgendwo etwas steuern kann.“

Wechsel in die Heimat

Die Strecken sind dabei oft lang. Und so fahre er „leider Gottes sehr viel Auto“. Sein Forstrevier Siebengebirge ist insgesamt eines von vieren im Siebengebirge. Neben dem Stadtwald Bad Honnef gehören drei Reviere dem Landesbetrieb Wald und Holz. Merzbach ist für eine rund 1650 Hektar große Fläche zuständig, den Bereich zwischen dem Schmelztal und der Landesgrenze, das zentrale Siebengebirge rund um das Kloster Heisterbach und den Bereich Eudenbach.

Mit seinem neuen Job kehrt der 29-Jährige in die Heimatregion zurück. Der gebürtige Wachtberger startete zunächst eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner in Bonn, studierte anschließend Forstwirtschaft im bayerischen Weihenstephan. Dann setzte er seine forstliche Ausbildung im Saarland fort, wo er bis zuletzt das Staatswaldrevier Überherrn leitete.

Mit einem Nebenjob bei einem privaten Waldbesitzer festigte sich sein Wunsch, Förster zu werden. Und der Wechsel ins Siebengebirge? „Ich wollte wieder heimatnäher sein“, nennt Merzbach als Grund. Den ganz großen Bezug zum Wald des Siebengebirges hatte er bislang nicht, gibt er zu. Nur so viel: „Ich kenne das Revier aus früheren Sonntagswanderungen.“ Im Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft spielten die Ortsnähe und Ortskenntnisse des neuen Försters schon eine Rolle. „Wir sind froh, dass Herr Merzbach sich beworben hat“, sagt Stephan Schütte, Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft.

Auch in seiner Freizeit kann der neue Revierleiter nicht ohne Bäume. Ob Spaziergänge mit seinem Hund oder Fahrradausflüge: „Im Moment ist nur Wald angesagt“, sagt er, muss lachen und richtet seinen Blick in die Zukunft. Im Frühjahr werde sich zeigen, wie die Laubbäume das witterungsbedingt extreme Jahr aufgenommen haben – und ob sie trotz der Trockenheit Reserven für das anstehende Wachstum bilden konnten.

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