Bonner Landgericht Acht Jahre Haft für Überfall auf Honnefer Geschäftsfrau

Bad Honnef · Am 26. August 2016 wurde die „kleine Welt“ von Daniela S. böse zerstört. In ihrem Geschäft in Bad Honnef wurde sie am helllichten Tag von einem bewaffneten Fremden überfallen.

Die Idylle mitten im Stadtkern von Bad Honnef schien für Daniela S. (Name geändert) unzerstörbar. Seit einigen Jahren betrieb sie eine Boutique. „Meine kleine Welt“ hatte die 50-Jährige jetzt als Zeugin vor dem Bonner Landgericht beschrieben. Aber diese „kleine Welt“ von Daniela S. wurde am 26. August 2016 böse zerstört. In ihrem Geschäft wurde sie am helllichten Tag von einem bewaffneten Fremden überfallen. Der Mann war – wie sich später herausstellte – kein normaler Räuber, sondern ein Schwerverbrecher, der während seines Hafturlaubs in der JVA Siegburg nach Bad Honnef gefahren war.

Im Bonner Prozess erinnerte sich Daniela S. an die Schreckensszene: Denn der Mann steuerte direkt auf sie zu und schlug ihr wiederholt mit einer Airsoftpistole auf den Kopf, beschimpfte sie rüde. Dann erst forderte er Geld. Daniela S. gab ihm ihr Portemonnaie, wo sich 50, vielleicht auch 100 Euro befanden. Aber damit hatte der Spuk noch kein Ende. „Der Mann verließ das Geschäft nicht, sondern drängte mich in die hinteren Räume.“ Daniela S. hatte panische Angst, auch noch vergewaltigt zu werden.

Die damals 49-Jährige wehrte sich mit Tritten, Kratzen und auch Bissen, bis sie sich befreien konnte. Durch eine Hintertür gelang ihr die Flucht. Der Mann verschwand über die vordere Ladentür. Zwei Stunden später konnte er am Rheinufer festgenommen werden. Der 43-Jährige saß an der Straßenbahn-Haltestelle auf dem Weg nach Siegburg.

Insgesamt 19 Jahre hat der Dortmunder bereits hinter Gittern gesessen. Zuletzt war er im Jahr 2004 wegen zwei schwerer Raubüberfälle zu 13 Jahren Haft und – wegen seiner Gefährlichkeit – anschließende Sicherungsverwahrung verurteilt worden. In einem Fall hatte er einer Mutter, die mit ihrer 15 Monate alten Tochter im Kinderwagen unterwegs gewesen war, in einem Wäldchen mit einem Stein auf den Kopf geschlagen und schwer verletzt, nur um an ihr Portemonnaie zu kommen.

In der langen Haftzeit jedoch gab es keine brutalen Ausfälle; im Gefängnis hat er sogar eine Bäckerlehre gemacht und sich auch sonst gut geführt. Zwei Gutachter hatten Lockerungen befürwortet, damit er in einer Siegburger Bäckerei arbeiten konnte. Es war sogar geplant, die noch anstehende Sicherungsverwahrung auf Bewährung auszusetzen. Aber im Hafturlaub wurde der Mann rückfällig. Angeblich hatte er seine Bäckereianstellung verloren, war wieder „auf Drogen“ und brauchte Geld. Wegen des Raubüberfalls haben die Bonner Richter ihn jetzt zu weiteren acht Jahren Haft verurteilt; auch sprachen sie ein zweites Mal die Sicherungsverwahrung aus. Eine zweite Chance wird er kaum mehr bekommen.

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