Blaues Licht für mehr Sicherheit 600 Wildwarnreflektoren für mehr Sicherheit

Siebengebirge · Weniger Wildunfälle, mehr Sicherheit – das sollen fortan 600 Wildwarnreflektoren auf den Straßen im Siebengebirge erreichen. Denn jeder fünfte Verkehrsunfall ist ein Wildunfall, teilt die Jägerschaft des Siebengebirges, der Hegering, mit.

Aus diesem Grund unterstützt er gemeinsam mit Revierpächtern das Vorhaben finanziell. Die Revierpächter haben in den vergangenen Wochen bereits unfallträchtige Straßen mit den Reflektoren ausgestattet und möchten damit einen Beitrag zur Verkehrssicherheit und zum Tierschutz leisten.

„Es ist bereits Nacht, es regnet, die Autofahrt führt durch einen Wald, als plötzlich zwei helle Augen im Scheinwerferlicht erscheinen. Bremsen, Reifen quietschen, der Atem stockt, das Wildschwein steht ungerührt auf der Fahrbahn und schaut ins Scheinwerferlicht“: Mit diesen Worten beschreibt der Hegering eine Situation, die so oder so ähnlich schon so mancher Autofahrer im Siebengebirge erlebt haben dürfte.

Um es gar nicht erst zu solchen Begegnungen kommen zu lassen, möchte der Hegering die Wildtiere bereits vor dem Queren der Straße mittels der Reflektoren warnen. Der Fluchtreflex der Tiere werde nämlich oft durch das Blenden des Scheinwerferlichts außer Kraft gesetzt.

Angebracht wurden die Reflektoren an Straßenpfosten. Sie spiegeln blaues Licht in den Bereich des Straßengrabens zurück und schrecken so das Wild ab. Laut Heinz Jüngst, Leiter des Hegerings Siebengebirge, wirke die Spiegelung für die Tiere wie ein blauer Lichtzaun. Sie verharren am Straßenrand bis die Gefahr – sprich das Auto – vorüber ist. Blaues Licht würde dabei besonders gemieden, da es in der Natur nicht vorkomme, trotzdem aber von Rehen und Wildschweinen gesehen werde kann und somit aktiv warne.

„Rund 30 Prozent aller Rehe in Bad Honnef fallen dem Straßenverkehr zum Opfer und erzeugen dabei Sach- und Personenschäden“, so Jüngst. Die Verteilung der Verkehrsverluste sei dabei im Rhein-Sieg-Kreis durchaus unterschiedlich. In Königswinter gab es im vergangenen Jahr 16,5 Prozent Verkehrsverluste beim Rehwild. Neun Prozent der Wildschweine in Königswinter und Bad Honnef sind 2016 im Straßenverkehr getötet worden.

Positive Erfahrungen in Schleswig-Holstein

Das sogenannte Schadenspotenzial sei allerdings bei einem Wildschwein deutlich höher, erklärt Jüngst, da es im Durchschnitt 60 Kilogramm wiege, jedoch auch mehr als doppelt so schwer werden könne. Mit Blick auf Erfahrungen aus Schleswig-Holstein hoffen die Mitglieder des Hegerings und die Revierpächter, die Wildunfälle sowie damit verbundene Verletzungen und Schäden verringern zu können.

Eine positive Bilanz kann bereits in Schleswig-Holstein gezogen werden: Dort konnte die Zahl der Wildunfälle von 2005 bis 2016 von 15.841 auf 11.790 reduziert werden. Während dieser Zeit wurden von der dortigen Jägerschaft 50.000 Wildwarnreflektoren angebracht.

Die derzeit im Siebengebirge montierten Reflektoren kosten rund 2000 Euro und werden jeweils zur Hälfte aus Tierschutzmitteln des Hegerings und von den Revierpächtern des Siebengebirges bezahlt. „Die Revierpächter übernehmen diese Kosten, obwohl in diesem Jahr die Wildschäden in fast allen Revieren aufgrund der hohen Wildschweinbestände sehr hoch sind“, betont die Jägervereinigung. Der durch Wild im Wald oder auf Feldern angerichtete Schaden in einem Jagdrevier muss vom Jagdpächter an Landwirte und Waldbauern bezahlt werden.

Die 600 bereits installierten Reflektoren befinden sich in acht Revieren im gesamten Siebengebirge – unter anderem im Schmelztal zwischen Bad Honnef und Aegidienberg. Sollte es doch dazu kommen, dass sich ein Tier auf der Fahrbahn aufhält, rät die Jägervereinigung: Lenkrad festhalten und Vollbremsung. Hegeringleiter Jüngst hat zudem noch folgende Tipps: „Autofahrer sollten vor allem auf das offizielle Straßenverkehrsschild 'Wildwechsel' achten, dort sind besonderes unfallträchtige Stellen. Hier heißt es: runter vom Gas, aufmerksam und bremsbereit sein.“

Weiter betont er: „Alle Verkehrsteilnehmer sollten gerade in Waldgebieten aufmerksam fahren, Wanderer auf den Wegen bleiben und Hunde anleinen, damit Wild nicht in Panik über die Straßen läuft.“ Weitere Reflektoren seien derzeit nicht geplant – erste Erfahrungsberichte sollen abgewartet werden.

Weitere Informationen unter Jägerschaft Hegering.

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