Historische Wanderung des Heimatvereines 53 506 Zentner Kupfer in einem Jahr

RHEINBREITBACH · Zu einer seiner traditionellen historischen Wanderungen hatte der Rheinbreitbacher Heimatverein am Wochenende eingeladen. Zu dieser begrüßte der Vorsitzende Dankward Heinrich am Samstagnachmittag zahlreiche Heimatfreunde aus der näheren und weiteren Umgebung am Bodendenkmal "Untere Burg", an dem eine Lore auf den Kupfererzabbau am Virneberg hinweist.

 Die alte Lore an der Unteren Burg erinnert an den Erzbergbau in Rheinbreitbach.

Die alte Lore an der Unteren Burg erinnert an den Erzbergbau in Rheinbreitbach.

Foto: Frank Homann

Und eben dieser war Thema der dreistündigen Wanderungen, die vom Bergbaufachmann des Vereins, Jürgen Fuchs, zum Thema "Die Gruppe Virneberg/Sankt Josephsberg in preußischer Zeit" geleitet wurde.

"Funde von römischen Münzen, aber auch Ortsnamen weisen darauf hin, dass am Virneberg schon früh Kupfer abgebaut wurde", so der Referent. Urkundlich erwähnt als kurfürstliches Bergwerk werde der Virneberg nach der Betriebsperiode im Mittelalter aber erst Anfang des 17. Jahrhunderts. "Anlass für das heutige Thema ist die Tatsache, dass vor 200 Jahren nach dem Wiener Kongress die preußische Rheinprovinz entstand. Damit bekamen die vormals kurkölnischen Kupferbergwerke in Rheinbreitbach ganz neue Verwaltungsstrukturen", so Fuchs.

Zusammen mit seinem Vater Carl und seinem Bruder Abraham hatte Leopold Bleibtreu Anfang des 19. Jahrhunderts den Rheinbreitbacher Bergbau geprägt und große Anstrengungen unternommen, um die wassertechnischen Anlagen zu verbessern. "Aber die Technik der sogenannten Wasserkünste hatte sich seit dem Mittelalter nicht wesentlich verändert", erinnerte der Bergbaufachmann. Eine deutliche Verbesserung versprach erst der Einsatz einer neuen technischen Errungenschaft.

"Christian und Engelbert Rhodius aus Linz, die 1820 den Virneberg übernommen hatten, setzten ab 1840 am Regentenschacht eine zwölf PS-starke Dampfmaschine ein, nachdem sie zuvor nur die mageren Haldenerze abgebaut hatten", so Fuchs. Bereits 1832 hatten die Brüder den eingestürzten Sankt Josephsberger Grundstollen neu verzimmern lassen und mit einer 1044 Meter langen eisernen Grubenbahn ausgestattet. 1843 hatte der Regentenschacht, von dem Querschläge zu Erzlagerstätten führten, dann eine Tiefe von 112 Metern erreicht.

"Die durch die Revolution 1848 bedingten, schwierigen Verhältnisse führten 1852 zur Einstellung des Bergbaus, ein Jahr später wurde der Virneberg an die Anonyme Gesellschaft für Rheinischen Bergwerks- und Hüttenbetrieb verkauft", leitete Fuchs zur florierenden achten Betriebsperiode der Sankt Josephsgrube über. Mit der Vertiefung des Regentenschachts auf 132 Meter und der Anlage des ebenso tiefen Alexanderschachts wurde 1854 mit 53.506 Zentnern die höchste Kupferproduktion erreicht.

"Waren in früheren Jahren 80 bis 150 Leute am Virneberg beschäftigt, so bestand die Knappschaft 1855 aus 260 Männern, Frauen und Kindern, die nicht nur aus dem Ort, sondern auch aus Selhof, Orscheid und Wülscheid zur Sankt Josephsgrube kamen", berichtete der Fachmann, bevor er sich an der Kupfererz-Aufbereitungsanlage auf der Breiten Heide mit der Übernahme durch die Sankt Josephsberg Copper & Lead Mining Company 1876 der letzten Betriebsperiode widmete. Diese stellte 1882 den Betrieb ein. Grubendirektor M. K. Roskilley führte die Grube zusammen mit Steiger Joseph Mühlenbein weiter, bis der Abbau am Virneberg 1886 endgültig eingestellt wurde.

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