Kleine Honnefer Postgeschichte 170 Jahre Postgeschichte im Siebengebirge

Bad Honnef · Als die Deutsche Bundespost 1995 an die Börse ging, wurde altes Archivmaterial geschreddert. Das erschwerte die Recherche für Klaus Bühne und Günter Bungarz, die die Geschichte der Post erforschten. Sie waren erfolgreich, wie das Buch "Kleine Honnefer Postgeschichte" zeigt.

Trara, die Post ist da: Schon bald, nachdem dieses Kinderlied entstand, begann in Honnef das Postzeitalter. Wo heute Kölsch gezapft wird, im Gasthaus Vierkotten am Markt, wurde 1849 eine Posthilfsstelle eröffnet. Damals war es noch das Gasthaus „Kölner Hof“, dann hieß es bald „Zur alten Post“ – Fakten, die Klaus Bühne (78) und Günter Bungarz (76) zusammentrugen.

Ergebnis ihrer Recherchen ist das Werk „Kleine Honnefer Postgeschichte – eine philatelistische Reise durch 170 Jahre Post- und Zeitgeschichte“. Im Domizil des Heimat- und Geschichtsvereins Herrschaft Löwenburg an der Bergstraße stellten sie ihre Arbeit vor.

Ein Exemplar überreichten sie dem Gastgeber, ein weiteres nahm Joachim Arntz für den Verein Haus Gutenberg in Empfang. „Eines ist falsch daran: Das ist keine kleine, das ist eine veritable Honnefer Postgeschichte“, sagte Arntz anerkennend.

Hilfe vom Siebengebirgsmuseum

Die beiden Autoren dankten ihm wie auch Rolf Junker und Wolf Diepenseifen vom Honnefer Heimatverein, Heimatforscher Martin Maus sowie Gerhard Schade vom Siebengebirgsmuseum, die mit Gesammeltem oder auch Hinweisen die beiden Forscher unterstützt hatten.

„Es ist wenig über die Post veröffentlicht worden. Die Postarchive wurden zwar von den Oberpostmeistern akribisch geführt. Aber mit Gründung der Post AG 1995 wurde das alles größtenteils weggeworfen“, erläuterte Klaus Bühne bei der Buchvorstellung die Schwierigkeiten.

Das Besondere an diesem Werk: Die Verfasser haben es nicht als kompaktes Buch drucken lassen, sondern als zweibändige Lose-Blatt-Sammlung in Ordnern angelegt. „Wir haben ja Wissenslücken und hoffen, dass immer noch etwas dazukommt.“

Bühne und Bungarz beließen es nicht bei der reinen Honnefer Post-Historie. Sie stellten vielmehr deren Entwicklung in den Kontext der Postgeschichte allgemein, beleuchteten die Zeiten von der Kaiserlichen Reichspost unter Thurn und Taxis ab 1490 bis zur Post AG. Die verschiedenen Perioden werden in einer spannenden Zeitreise ersichtlich.

Fundgrube für Philatelisten

Zur jeweiligen Honnefer Zeit- und Ortsgeschichte gibt es Briefe, Postkarten und Postbelege, Freimarken und Ortsstempel. Mit großer Akribie haben die beiden zum Beispiel am PC Stempel auf Briefen herausgestellt.

Das Buch ist eine spannende Lektüre. Der Leser erfährt etwa, dass der Dienst in der 1849 eröffneten Honnefer Posthilfsstelle unbesoldet ausgeübt werden musste. Halter war Johann Tillmann. 1851 wurde aus der Hilfsstelle die Postexpedition zweiter Klasse in einem kleinen Fachwerkhaus. Und Tillwein durfte sich nun Postexpediteur nennen. Zur Beförderung der Postsachen wurde eine Schubkarre mit verschließbarem Briefkasten genutzt.

Die Autoren berichten auch, wie Postzustellung vorher funktionierte. So setzte Königswinters Bürgermeister August Mirbach im August 1847 einen Landboten ein, der zweimal wöchentlich von Königswinter nach Rhöndorf, Honnef, Himberg, Aegidienberg, Brüngsberg, Ittenbach, über den Drachenfels und zurück nach Königswinter zu gehen hatte.

Konkurrenz mit Königswinter um die Poststation

Neun Stunden setzte der Bürgermeister für diese minütlich geplante Tour an. Als 1852 das Generalpostamt versuchsweise eine tägliche Personenpost zwischen Honnef und Beuel einrichten wollte, ärgerte sich Mirbach, dass die Poststation für „das Dorf Honnef“, aber nicht für Königswinter vorgesehen sei, wo doch in seiner Stadt seit Langem eine frequente Postexpedition bestehe.

Er hatte Erfolg: Ab dem 1. November 1852 wurde die Personenpost mit zweispännigen, viersitzigen Wagen zwischen Beuel, Königswinter, Honnef, Unkel und Linz eingerichtet. Das „Dorf Honnef“ erhielt keine eigene Station.

1862 schied die Gemeinde Honnef aus der Bürgermeisterei Königswinter aus und wurde Stadt. 1878 wurde in Rhöndorf eine Postagentur eröffnet – im Gasthaus „Alte Kapelle“. Der einflussreiche Kölner Kaufmann Franz Merkens hatte sich dafür persönlich beim Generalpostmeister von Stephan eingesetzt. Und um der Rentabilität auf die Sprünge zu helfen, gab Merkens, der das Haus im Turm erworben hatte, jahrelang seine umfangreiche Kölner Geschäftspost in Rhöndorf auf.

Kurioses brachte die Inflationszeit mit sich: Die Briefmarken dieser Zeit kosteten bis zu 50-Milliarden-Mark. Am 1. Dezember 1923 mussten gleich zwei dieser extrem teuren Marken aufgeklebt werden, denn mit immer schneller galoppierenden Preisen standen zuletzt gar keine passenden Freimarkenwerte mehr zur Verfügung.

Als nach dem Zweiten Weltkrieg auch Briefmarken Mangelware waren, wurde noch bis Mitte 1946 geduldet, dass Marken aus der Nazizeit „geschwärzt“ verwendet wurden. Ab 1947 gab es dann für die britische, amerikanische und sowjetische Besatzungszone einheitliche neue Briefmarken, die französische Zone hatte eigene. Und schließlich kam die Zeit, in der die Honnefer sogar ihren Ehrenbürger aus Rhöndorf auf Briefmarken hatten – Bundeskanzler Konrad Adenauer.

Die „Kleine Honnefer Postgeschichte“ kann im Archiv des Heimatvereins, Bergstraße 3, eingesehen werden. Wer ein Exemplar erwerben möchte, sollte unter 0 22 24/9 88 86 42 bei den Autoren einen Nachdruck in Auftrag geben.

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