Evangelischer Seniorenstift Bad Honnef GA-Redakteurin feiert mit Senioren Weihnachten

Bad Honnef · Im Rahmen der Aktion "Zeit schenken" hat GA-Redakteurin Claudia Sülzen bei der Nikolausfeier im Evangelischen Seniorenstift in Bad Honnef ausgeholfen. Sie findet: Die liebevolle Atmosphäre, die aus allen Gesten spricht, ist beeindruckend.

„Musik“, sagt Brigitte Jordan, „ist der Schlüssel. Stimmt man ein altes Volkslied an, ist alles wieder da.“ Gemünzt sind die Worte der Leiterin des Sozialen Dienstes auf die Bewohner des Pflegebereichs im Evangelischen Seniorenstift der Diacor, die gerade im adventlich eingedeckten Saal eintreffen. Noch sind nicht alle da.

Noch assistiert ein engagiertes Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen jenen, die auf Hilfe angewiesen sind, rückt Stühle zurecht oder auf Seite, achtet darauf, dass jeder den Sitznachbarn bekommt, den er sich wünscht. Als Marlies Kraus auf dem Klavier „Wir sagen euch an den lieben Advent“ anstimmt, singen alle mit. Und das, muss ich zu meiner Schande feststellen, weit textsicherer als ich. Und melodischer sowieso.

Es ist ein besonderer Nachmittag, bei dem ich helfen darf. Obgleich hier natürlich der Jahreskalender prall gefüllt ist mit Terminen vom Musik- oder Lesenachmittag über Gedächtnistraining und Gymnastik bis zu künstlerischen Angeboten. Und immer auch mit individueller Betreuung, „das ist der größte Teil und besonders wichtig“, sagt Jordan. 79 Menschen werden im Pflegebereich betreut. Das Pflegepersonal und Jordans neunköpfiges Team, das dem Namen entsprechend die soziale Betreuung übernimmt, arbeiten Hand in Hand. Zur Einrichtung insgesamt gehört zudem das angegliederte Seniorenwohnen.

Sie strahlen um die Wette

Aber schließlich, es ist nicht jeden Tag Nikolausfeier. Und die „jahreszeitlichen Feste bereiten immer besondere Freude“, sagt Jordan. Dass das nicht nur für die Senioren gilt, die inzwischen mit Unterstützung von Jordans Kollegin Margit Antweiler sowie von Hildegard Hecht und Christa Holtappels als zwei ehrenamtlichen Stützen der Einrichtung mit Kaffee und Plätzchen bewirtet werden, ist schwerlich zu übersehen.

Und so strahlen Jordan und Heimleiter Detlef Greiner, der jedem einzeln ein warmes Willkommen sagt, mit den Senioren um die Wette, als Karl-Heinz Stang unnachahmlich rheinisch den Nikolaus gibt. Und – perfekt souffliert von Jordan – nicht nur für Ida Klaus, die just ihren 95. Geburtstag begeht und sich über Verwandtschaftsbesuch freut, ein paar persönliche Worte bereithält.

Stangs „Tarnung“ ist da natürlich längst aufgeflogen. Schließlich ist er mit seinen Vorträgen immer ein gerne gesehener Gast. Ebenso wie Kraus, die, selbst rüstige 83 Jahre alt, für ihre Musiknachmittage sogar aus Troisdorf anreist. Und die wie alle kräftig applaudiert, als Lieselotte Mai, Daniela Kloeter, Waldtraud Spähn, Herta Walter und Dr. Anna-Elisabeth Funke aus dem Kreise der Bewohner Stang mit der Geschichte vom Kornwunder in Myra den perfekten Auftritt verschaffen.

Wärme, Menschlichkeit und Respekt

Als Tüpfelchen auf dem i gibt es die von Hauswirtschaftsleiter Stephan Schwienheer zubereiteten und mit Hilfe von Luisa Olbrück verteilten Bratäpfel. Die Leckerei ist Tradition, ebenso eine Geschichte, dargeboten von Heimbeiratsvorsitzender Hecht, Gedichte und Lieder. Beeindruckender als alle Organisation und Logistik ist die liebevolle Atmosphäre, die aus allen Gesten spricht. Ein sanfter Händedruck hier, eine umsichtige Handreichung dort, wenn etwa Tasse oder Gabel nicht alleine zum Mund geführt werden können: Man spürt Wärme und Menschlichkeit, gepaart mit Respekt.

„Das ist nicht gespielt, es kommt von Herzen“, macht die 78-jährige Margret Johänning Greiner, der sich an ihren Tisch gesellt hat, und dem Team das größte Kompliment. Ihr gleich tut es Edith Brose. Dass ein Beruf, der so von gewachsenem Vertrauen lebt und gesellschaftlich so überaus wichtig ist, es schwer hat und vielfach Pflegekräfte fehlen, kommentiert die 91-Jährige so: „Da ist die Politik gefragt.“ Und: „Hier sind alle liebevoll. Und ich habe Menschen um mich.“ Während sich der Nikolaus – in Zivil – verabschiedet, dankt Greiner ihm und allen Beteiligten, die zum Gelingen des Festes beigetragen haben – und das sind, betont er, „vor allem Sie, unsere Bewohner“.

„Wir bekommen viel mehr zurück als wir geben“, berichtet er zu mir geneigt, während das Aufräumen beginnt. „Sonst könnten wir das auch gar nicht, bei all der Traurigkeit, die ja oft zu diesem letzten Lebensabschnitt dazugehört. Die Arbeit macht Freude, sie erfüllt“, ergänzt Jordan. Wie auch mich an diesem Nachmittag. Zeit schenken ist eben manchmal ein Geschenk an sich selbst.

In der Adventszeit besuchen Redaktionsmitarbeiter soziale Einrichtungen und berichten darüber in der Serie „Zeit schenken“. Vorschläge unter siebengebirge@ga.de.

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