Planspiel an Bad Honnefer Schule „Kriegsparteien“ verhandeln am Hagerhof

Bad Honnef · Jugendliche versuchen, einen Konflikt zwischen fiktiven afrikanischen Staaten mit Verhandlungsgeschick zu lösen. Bei dem Planspiel handelt es sich um eine Kampagne des Jugendrotkreuzes des DRK mit dem Titel „Humanitäre Schule“.

Zwei Länder kämpfen seit mehreren Monaten um Öleinnahmen. Ihre Armeen sind auf jeweils rund 300.000 Soldaten angewachsen, auch Kindersoldaten werden immer häufiger an die Front geschickt. Beide stehen als Folge von Krieg und einer Dürreperiode nach Einschätzung von internationalen Beobachtern am Rande einer humanitären Katastrophe.

Doch real ist dieser Konflikt glücklicherweise nicht. Bei den beiden fiktiven afrikanischen Ländern handelt es sich um das diktatorisch geführte Malea und die darinliegende Provinz Lufar, dessen Bevölkerung gegen die Zentralregierung in Malea rebelliert.

Beratungen über Situation und Interessen

Der Konflikt zwischen den Ländern ist Ausgangslage eines Planspiels, mit dem sich Schüler am Hagerhof zwei Tage lang beschäftigt haben. Die Schüler der Stufen neun bis elf nahmen darin die Rollen von Vertretern beider Parteien ein. Zudem vertraten sie das durch Flüchtlingsströme involvierte Nachbarland Nongi, das Internationale Komitee des Roten Kreuzes, den asiatischen Staat Bonin mit wirtschaftlichen Interessen in Afrika, Deutschland und die Medien.

Bei dem Planspiel handelt es sich um eine Kampagne des Jugendrotkreuzes des DRK mit dem Titel „Humanitäre Schule“. Die UN, die im Spiel als Spielleiter agiert, versorgt die Gruppen mit Anleitungen und jeweiligen Rollenbeschreibungen des DRK. In Kleingruppen beraten die insgesamt rund 40 Schüler über die Situation und die Interessen in ihrem Land und ihrer Institution.

Sie setzen Mitteilungen für andere Länder oder auch die Medienvertreter auf, treten in Verhandlungen und vereinbaren Verträge. Das Ziel: Eine Lösung für den Konflikt zu finden. Die Medien wiederum dokumentieren die Statements der zwischendurch angesetzten Pressekonferenzen und fertigen, mal in boulevardesker, mal in seriöser Weise, Berichte darüber an. Für die Schüler ist es nicht nur „Abwechslung vom Schulalltag“ so kurz vor den Ferien, sondern auch „spannend zu sehen, wie Probleme gelöst werden können“, meint Henrik Flottmann, der mit seinen Mitschülern der Jahrgangsstufe 10 das Land Bonin vertritt. Gerade setzen sie eine Mitteilung auf, um mit Deutschland zu verhandeln.

Schüler sollen sich mit humanitären Problemen befassen

„Wir wollen erreichen, dass unsere Schüler sich stärker mit humanitären Ideen, auch was die Probleme der Umsetzung auf global-politischer Ebene anbetrifft, auseinandersetzen“, findet Joachim Harting. „Dafür ist es wichtig zu lernen, sich in andere hineinzuversetzen und Situationen nicht nur aus der eigenen Perspektive zu betrachten.“ Zudem ließen sich, so der Lehrer, „spielerisch Kenntnisse bezüglich des Humanitären Völkerrechts, der Konstruktion der UN und der Genfer Abkommen vermitteln und Einblicke in das Wesen der Diplomatie ermöglichen.“

Dabei ist auch Geschick gefragt, wie die Bonin-Vertreter verraten. „Wie viel teilt man, wie viel behält man für sich?“ ist die Frage, die sie sich zu Verhandlungsbeginn stellen. „Das Interessanteste ist, wie Diplomatie funktioniert“, findet Felix Kolessa, der die UN vertritt. „Man muss auch Kompromisse eingehen“, so der Schüler der Jahrgangsstufe 11.

Bis auf das Rote Kreuz haben sich am Ende alle Parteien zusammengetan, um Malea mit militärischen Mitteln vom diktatorischen Regime zu befreien, da es sich nicht von einer Kapitulation überzeugen ließ. Nach dem Sturz sollen nun dort eine Demokratie etabliert und die Wahlen von Deutschland überwacht werden.

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