Joey Kelly besucht Hagerhof Bad Honnef „Das ganze Leben ist ein Marathon“

Bad Honnef · Der Musiker, Extremsportler und Unternehmer Joey Kelly sprach vor Schülern im Schloss Hagerhof über seine Art, sich zu Höchstleistungen zu motivieren. Für die Jugendlichen war es der spannende Auftakt der Berufsinformationstage.

 Joey Kelly referierte zum Auftakt der Berufserkundungstage im Schloss Hagerhof.

Joey Kelly referierte zum Auftakt der Berufserkundungstage im Schloss Hagerhof.

Foto: Frank Homann

Sein erster Triathlon war ein Desaster. „Da war eine Boje, an der habe ich mich festgehalten – sonst wäre ich abgesoffen“, sagt Joey Kelly. Aufgeben? Das kam für ihn nie infrage. Also hat er – was sonst – weitergemacht. Die Bilanz dessen, was dabei im Leben des heute 44-Jährigen bisher zusammengekommen ist, macht atemlos vom bloßen Zuhören. Am Mittwoch war Kelly im Schloss Hagerhof zu Gast. Zum Auftakt der Berufsinformationstage sprach Kelly vor den Jahrgangsstufen zehn und elf von Realschule und Gymnasium in der Aula – und gute eineinhalb Stunden lang konnte man dort trotz der rund 200 Zuhörer eine Stecknadel fallen hören.

Musiker, Extremsportler, Unternehmer: Das Leben von Joey Kelly würde locker ein Bücherregal füllen. Geboren 1972 als Sohn des Lehrers Daniel „Dan“ Jerome Kelly und der Tänzerin Barbara-Ann Kelly, wuchs der Spross mit US-amerikanisch-irischen Wurzeln mit vier Halb- und sieben Vollgeschwistern auf. Nach dem viel zu frühen Tod der Mutter 1982 zog Dan Kelly seine Kinder, die er selbst unterrichtete und die nie eine Schule besucht haben (Kelly: „Das würde ich heute nicht befürworten. Bildung ist extrem wichtig“), allein auf. Die „Kelly Family“, die später Stadien rund um den Erdball füllen sollte, entstand eher zufällig: Unterwegs in einem Bus, wurde die Familie ausgeraubt. Die Kellys, deren Familienoberhaupt „sehr streng“ war, schlugen sich 18 Jahre als Straßenmusiker durch. „Wir waren pleite.“ Anfang der 90er Jahre stellten sich erste Erfolge ein. 1994 folgte der kommerzielle Durchbruch – mit später 20 Millionen verkauften Alben.

Spätestens nach dem Tod des Vaters 2002 zog sich Kelly, der schon mit 15 Jahren Managementaufgaben im Familienunternehmen übernommen hatte, immer mehr aus dem Musikgeschäft zurück. Seine Leidenschaft, den Ausdauer- und Extremsport, hatte er bereits während der Musikkarriere für sich entdeckt – und baute ihn aus. Die beeindruckenden Fakten: mehr als 100 Marathons, Ultramarathons und Ironmans, darunter acht Ironman-Triathlons in einem Jahr, neun Wüstenläufe, drei Teilnahmen am Radrennen „Race Across America“, ebenso der Ultraman Hawaii, also zehn Kilometer Schwimmen, 421 Kilometer Rad und 84 Kilometer Laufen in drei Tagen – die Liste ließe sich fortsetzen. Immer wieder verbindet Kelly seine Aktionen mit dem Benefizgedanken und sammelt große Spendenbeträge.

Wettlauf zum Südpol bei minus 40 Grad Celsius

Anlässlich des 100. Jahrestags des Wettlaufs zwischen den Polarforschern Roald Amundsen und Robert Falcon Scott nahm Kelly 2010 als Mitglied des vierköpfigen deutschen Teams unter Leitung von Moderator Markus Lanz an einem Wettlauf zum Südpol teil: 400 Kilometer in zehn Tagen bei bis zu minus 40 Grad Celsius. Für ihn selbst die beeindruckendste Erfahrung: die Deutschland-Tour auf den Spuren von Überlebenskünstler Rüdiger Nehberg, ein Fußmarsch ohne finanzielle Mittel und mit dem Verbot, zu betteln oder Geschenke anzunehmen, von Hamburg bis zur Zugspitze – „komplett raus aus der Komfortzone“, für 900 Kilometer in 17 Tagen, 23 Stunden.

Es sind Erfahrungen wie diese, die Kelly bundesweit längst zu einem gefragten Referenten gemacht haben. Seine Themen: Motivation, Disziplin, Zielsetzung. Trotz solcher Begriffe kommt sein Vortrag ohne erhobenen Zeigefinger aus – wie am Hagerhof, wo die Schüler seinem lebhaften, auch mit Selbstironie gewürzten Vortrag gebannt lauschten und am Ende begeistert applaudierten. Titel: „No Limits“, keine Grenzen, denn „Grenzen setzen wir uns vor allem selbst“. Kelly auf eine Frage aus dem Plenum: Ja, auch er habe Durchhänger. Jedoch: „Wenn ich einmal mehr aufstehe, als ich falle, habe ich wieder ein Stück Lebenserfahrung gewonnen.“ Und: „Der erste Schritt ist immer der schwerste, ob im Sport, in der Schule oder im Beruf. Aber wenn man sich etwas vornimmt, nach vorn marschiert, dann klappt das auch.“

Zutaten seien Disziplin, Mut, Leidenschaft – beileibe nicht nur Talent. Kelly: „Disziplin und Ausdauer schlagen Talent, immer.“ Sicher, auch Glück gehöre dazu. Aber, so Kelly: „Glück ist kein Zufall.“ Es wolle auch erarbeitet sein, mit dem, woran man glaube – allem voran an sich selbst – und wofür man sich einsetze. Weitere Zutaten: Mit Respekt, Teamfähigkeit („Ohne mein Team würde ich nicht mal den letzten Platz schaffen“) und „guter Stimmung“, so Kelly in Anlehnung an den positiven Einfluss von Mitstreiter Markus Lanz bei der Südpol-Expedition, seien Menschen zu vielem fähig. „Wichtig ist, zu finden, wofür du brennst, dann ist es eine Berufung. Es ist wichtig, eine Berufung zu haben. Das ganze Leben ist ein Marathon, und es lohnt sich zu kämpfen.“

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