I-Dötzje: Ein rheinisches Wort macht Karriere

Das rheinische I-Dötzje ist im Hochdeutschen angekommen: Als "I-Dötzchen" ist es heute auch weit außerhalb des Rheinlands verbreitet, es kommt sogar in Bayern vor. Am Anfang war der "Dotz". Ein Dotz kann ein "Schlag" sein, eine "Beule" (als Ergebnis eines Schlages) oder etwas "Rundes" (einer Beule vergleichbar).

Was klein und rundlich war, wurde rheinisch gern Dötzje genannt; so konnte dat Dötzje zur Bezeichnung für ein Kind werden.

Nun gibt es große, kleine und noch kleinere Kinder. Die kleinsten in der Schule waren (und sind) die I-Dötzje. In alter Zeit, als die Abc-Schützen noch in deutscher Schrift auf der Schiefertafel ihre ersten Schreibübungen absolvierten und dabei mit dem (kleinen) I begannen, konnten sie sich den "Ehrentitel" I-Dötzje erwerben. Wahrscheinlich haben die Pänz im zweiten Schuljahr diese Titulierung mit Freude benutzt. Die Schulanfänger empfanden sie möglicherweise überhaupt nicht als Auszeichnung. Dagegen hat sich das heutige I-Dötzchen positiv aufgeladen: Wer zum Ausdruck bringen will, dass die Kinder des neuen Schuljahrganges süß und sympathisch sind, hat mit dem "I-Dötzchen" die passende Alternative zum neutralen "Erstklässler".

"Wie schrief sisch dat? Wie a-Moll oder wie C-Dur?" Der "Duden" bietet "i-Dötzchen", im Alltag ist auch "I-Dötzchen" gebräuchlich. Der Fall liegt wohl ähnlich wie beim Adjektiv "s-förmig", das - hätten Sie's gewusst? - auch "S-förmig" geschrieben wird.

In der Serie "Sprechen Sie Rheinisch?!" erläutern Sprachwissenschaftler des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte die Herkunft und Bedeutung interessanter rheinischer Begriffe. Haben auch Sie ein Lieblingswort, dann mailen Sie uns unter rheinisch@ga.de. Mehr Infos auf www.ga.de/rheinisch

So wird I-Dötzje ausgesprochen; von Mario Quadt, GA-Redakteur, aufgewachsen in Hangelar: I-Dötzche

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