Botz: Strümpfe heißen Hose

BONN · Die Hose heißt im Rheinland Botz, weil hier die Strümpfe Hosen heißen. In dieser knappen Formel ist die Wortgeschichte von Botz treffend zusammengefasst.

Denn ursprünglich gab es gar keine Hosen, sondern nur Strümpfe, und die nannte man seit dem frühen Mittelalter Hosen. Das waren um die Waden gebundenen Lappen, wie man sie von Mittelaltermärkten kennt. Erst in der frühen Neuzeit kamen Beinkleider auf, die auch die Oberschenkel bedeckten.

Als die auch Hosen genannt wurden, brauchte man ein neues Wort für die Unterschenkelbekleidung: Das war der Auftritt des Strumpfs, der bis dahin ein ausgehöhlter Baumstamm gewesen war.

In den niederdeutschen und rheinischen Mundarten war es genau umgekehrt. Hier sprechen die - zumindest älteren - Menschen im Dialekt immer noch von Hosen, und zwar ausschließlich im Plural, wenn sie Strümpfe meinen, was bei Nichtrheinländern regelmäßig zu Irritationen führt. Die rheinischen Dialekte haben also das Wort in seiner ursprünglichen Bedeutung bewahrt.

Womit wir endlich bei der Botz angekommen sind. Die ist die rheinische Variante der niederdeutschen Buxe, die im eigentlichen Sinn eine "Buckhose", also ein Strumpf aus Bockfell ist. So wurde seit dem 16. Jahrhundert in den Dialekten eine wollene Oberhose genannt, die über den "Hosen" getragen wurde.

Weil sie von diesen abstammen, gab es die botzen ursprünglich auch nur im Plural, erst später wurde daraus die einzelne Botz im Rheinischen. Am berühmtesten sind sicher die Schladebotz und die Bleche Botz, aber das wären schon wieder eigene Artikel.

In der Serie "Sprechen Sie Rheinisch?!" erläutern Sprachwissenschaftler des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte die Herkunft und Bedeutung interessanter rheinischer Begriffe. Haben auch Sie ein Lieblingswort, dann mailen Sie uns unter rheinisch@ga.de.

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