Über Sensenkurse und Sensenmähen Hartmut Winkels ist Sensenmann aus Tradition

WINDECK · Er ist der einzige Lehrer des Sensenvereins Deutschland in Nordrhein Westfalen. Hartmut Winkels sagt über sein Hobby:"Das ist wie beim Haareschneiden, das geht auch am besten, wenn sie nass sind."

 "Dass man nur hohes Gras mit der Sense mähen kann, und dass es sehr anstrengend ist, ist totaler Blödsinn", sagt Hartmut Winkels.

"Dass man nur hohes Gras mit der Sense mähen kann, und dass es sehr anstrengend ist, ist totaler Blödsinn", sagt Hartmut Winkels.

Foto: sic

Die Sonne brannte vom Himmel in diesem Sommer in den 70er Jahren. Wochenlang hatte es nicht geregnet, das Gras war staubtrocken. Hartmut Winkels war damals 13 Jahre alt und hatte Sommerferien. Sein Vater führte einen Landmaschinenbetrieb, und wie bei vielen Familien in der Gemeinde Nümbrecht hatte die Familie etwas Landwirtschaft.

In diesem heißen Sommer wurde langsam das frische Futter für die Tiere knapp. Und weil die Familie nicht an die Heuvorräte für den Winter gehen wollte, musste eine Lösung her. Kurzerhand wurde ein Anhänger an den Trecker gespannt und mehrere Sensen aufgeladen. Das Ziel: Die feuchten Uferböschungen der Bauchläufe. In diesen Sommerferien in den 70er Jahren stand Hartmut Winkels in den Hängen und mähte mit ruhigen Bewegungen frisches, saftiges Gras für die Tiere. Vierzig Jahre später im Zeitalter der Rasenmähroboter ist Hartmut Winkels zwei Dingen treu geblieben: Seiner Sensen-Leidenschaft und der Abneigung gegen heißes Wetter.

Da hat der 54-Jährige Glück, dass man am besten frühmorgens oder spätabends mit der Sense mähen soll, wenn es noch kühler und das Gras feuchter ist. "Das ist wie beim Haareschneiden", erklärt er, "das geht auch am besten, wenn sie nass sind."

Hartmut Winkels ist der einzige Sensenlehrer des Sensenvereins Deutschland in Nordrhein Westfalen. Neben seinem Beruf als betriebswissenschaftlicher Berater pflegt er dieses ungewöhnliche Hobby. Sein Wissen über das traditionelle Mähgerät will er weitergeben. In seine Sensenkurse kommen ganz unterschiedliche Teilnehmer. Vom Biobauern, über Hobbytierhalter bis hin zum Anwalt - die Motivationen für das Sensenmähen sind vielfältig. Einige sind mit den motorisierten Geräten an ihre Grenzen gestoßen. Andere verbinden Erinnerungen an ihre Kindheit mit der Sense. Was der Großvater noch konnte, wird nun wieder modern.

Hartmut Winkels kann das gut nachvollziehen: "Ich stelle mir doch kein stinkendes, lärmendes Gerät in den Garten, wenn ich mit einer Sense ökologisch, effektiv, leise und leicht mähen kann", sagt der Sensenlehrer, der inzwischen in Windeck-Perseifen wohnt. Er möchte in seinen Kursen wichtige Grundlagen vermitteln und mit Vorurteilen aufräumen. "Dass man nur hohes Gras mit der Sense mähen kann, und dass es sehr anstrengend ist, ist totaler Blödsinn", erklärt Winkels. Das sei nur der Fall, wenn die Sense stumpf und die Drehbewegung falsch wäre.

Damit seine Sensenschüler das direkt richtig lernen, bietet er Anfänger-, Fortgeschrittene- und Dengelkurse an. Das Dengeln ist ein notwendiges Verfahren, um die Schneide der Sense zu schärfen. Diese Technik hat Winkels bereits von seinem Großvater gelernt. Das Etikett "Mähfertig gedengelt", das auf vielen neuen Sensen klebe, reiße er immer sofort herunter und arbeite die neu gekaufte Sense erst einmal nach. "Die Sensen, die man heute noch im normalen Handel kaufen kann, sind oft ungeeignet", kritisiert Winkels, "weil sie nicht individuell auf den Benutzer eingestellt werden."

Winkels bestellt sich seine Sensen im Onlineshop des Sensenvereins Deutschland oder bei Fachhändlern. So kommt es, dass er sogar eine größenverstellbare Kindersense besitzt. Ein Zehnjähriger, der zusammen mit seinem Vater einen Kursus besuchte, zeigte den Erwachsenen damit direkt, wie kinderleicht das Mähen mit der Sense ist. Da die Sense im besten Fall jedoch auch eine scharfe Klinge hat, legt Winkels großen Wert auf Sicherheit. Wer seine Anweisungen nicht befolgt und sich mit unvorsichtigem Verhalten gefährde, wird von seinem Kursus ausgeschlossen.

Winkels hat sich in den vielen Jahren nicht einmal ernsthaft verletzt. So mäht er heute noch mit seiner ersten eigenen Sense, die er mit 18 Jahren gekauft hat. Für ihn ist das Sensenmähen das schönste Hobby der Welt. Vorausgesetzt es ist nicht zu warm.

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