Burg Windeck wird saniert Die Mauern bröckeln

RHEIN-SIEG-KREIS · Nach und nach geben die Bäume den Blick auf die Burgruine Windeck frei. Noch vom Parkplatz aus sind die dicken Mauern kaum zu sehen, die seit Jahrhunderten über dem Siegtal thronen.

 Archäologe und Konservator Daniel Pruss (l.) zeigt Landrat Sebastian Schuster die Umrisse einer ehemaligen Kapelle der Burg Windeck.

Archäologe und Konservator Daniel Pruss (l.) zeigt Landrat Sebastian Schuster die Umrisse einer ehemaligen Kapelle der Burg Windeck.

Foto: ga

Im Jahr 1174 wurde die Burg in einer Urkunde zum ersten Mal erwähnt, 1961 erwarb der Rhein-Sieg-Kreis die Überreste, um sie vor dem Verfall zu retten. Seit 1987 laufen archäologische Grabungen sowie Restaurierungsarbeiten unter Regie des Kreises, unterstützt von der Gemeinde Windeck und der Arbeitsverwaltung. Gestern machten sich Landrat Sebastian Schuster, Kulturdezernent Thomas Wagner und Kulturamtsleiter Rainer Land ein Bild davon.

"Wenn man länger hier arbeitet, sieht man den Verfall", erzählt Daniel Pruss bei der Tour. Der Archäologe und Konservator muss es wissen. Er ist seit 1987 für die Burgruine zuständig, die damals noch stark zugewachsen war. Inzwischen ist die Restaurierung der Ruine so etwas wie sein Lebenswerk. "Wir haben erst einmal den Grundriss freigelegt und Mauern gesichert", sagt er. In den 60er Jahren hatte bereits eine Firma die Palastwand und den Bergfried saniert. Letzterer sei Mitte der 90er Jahre bereits zum zweiten Mal restauriert worden. "Es ist ständig etwas baufällig", erzählt Pruss.

Die Spuren der Verwitterung sind deutlich zu sehen: Kaputte Holzplanken ersetzen fehlende Steinstufen, Risse ziehen sich durch die Mauern des Wohnturms. Ein paar Meter weiter stützen kleine Holzpfähle die Wände, Keile füllen die Lücken, in denen einmal Mörtel steckte. "Die Fugen platzen und fallen ab, Dreck sammelt sich darin und der Mörtel verwittert", erläutert der Archäologe das Problem.

Nahe des Bergfrieds wird das noch einmal greifbarer: Pruss fasst in eine dicke Mauer und kann die einzelnen Steine nahezu aus der Wand ziehen, so locker sitzen sie. "Es ist eine latente Gefahr, vor allem für Kinder, wenn sie klettern und sich festhalten. Es steht in unserer Verantwortung, die Mauern zu sichern." Deshalb wird derzeit an drei Abschnitten gewerkelt.

Die Arbeiten sind kleinteilig und langwierig. Das schadhafte Material und die Steine werden abgetragen, an manchen Stellen muss ein neues Fundament her. Dann ziehen die Arbeiter die Mauern wieder hoch und füllen die tiefen Fugen. Dabei müssen Pruss und seine Kollegen den Denkmal- und Naturschutz beachten - und auf das passende Wetter hoffen. "Wenn es zu heiß ist, können wir nicht überall arbeiten." Ein wenige Quadratmeter großes Stück Mauer zu konservieren, kann deshalb etwa ein Jahr dauern.

Dringender Handlungsbedarf besteht laut Schuster auch am Hang in Richtung Schladern. Dort müsse der Schutzzaun dringend erneuert werden. "Wir können nicht ausschließen, dass sich hier Geröll löst", sagt Schuster. Insgesamt 500.000 Euro waren ursprünglich im Kreishaushalt 2015/16 für den Zaun und die Sanierung der daneben gelegenen Mauer geplant. Der Posten sei bei den Beratungen und im Zuge der Diskussion zur Erhöhung der Kreisumlage aber geschoben worden. Laut Schuster soll die Sanierung nun mit dem kommenden Haushalt anstehen.

Burgruine Windeck

Erstmals erwähnt wurde die Burg Windeck 1174 als "castrum novum in windeke". Dabei ist nicht nur von der heutigen Ruine die Rede, sondern auch von einer weiteren Burg. Etwa 300 Metern entfernt entdeckten Archäologen auf dem Bergsporn tatsächlich Überreste einer Wehranlage, bei der es sich laut Kreis um Spuren dieser Burg handeln dürfte.

Im 14. Jahrhundert war die Burg Windeck Verwaltungs- und Gerichtssitz des bergischen Amts Windeck. Während des 30-jährigen Kriegs wurde sie mehrfach belagert und 1672 endgültig zerstört. Seither diente sie als Steinbruch. 1961 erwarb der Rhein-Sieg-Kreis das Baudenkmal.

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