Das alte Handwerk des Müllers Wo Dinkel, Roggen und Weizen zu Mehl werden

VILLIP · Die Bruch-Mühle in Villip war gestern eine von über tausend Mühlen landesweit, die dem Aufruf der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung gefolgt sind und im Rahmen des 22. Deutschen Mühlentags ihre Tore öffneten. Das Angebot nahmen die Wachtberger gerne an: Den ganzen Tag tummelten sich Besucher in der Mühle.

 Winfried Scheler, ein Nachbar der Bruch-Mühle, liefert den Besuchern Informationen zum fertigen Mehl.

Winfried Scheler, ein Nachbar der Bruch-Mühle, liefert den Besuchern Informationen zum fertigen Mehl.

Darüber hinaus stellte der örtliche Streuobstwiesenverein sich und seine Produkte vor. Für musikalische Unterhaltung sorgte die "Night Train"-Big Band der Musikschule Bad Honnef. Leitidee des Tages war, "das jahrhundertealte Handwerk des Müllertums erlebbar zu machen und seine Wichtigkeit auch noch in der heutigen Zeit einschätzen zu lernen". Der Verein hofft, "für mehr Bezug zu den elementaren Dingen des täglichen Lebens" zu sorgen.

Die Bruch-Mühle, auch Broicher Mühle oder Obere Mühle genannt, ist eine Wassermühle, die auf eine über 1100-jährige Geschichte zurückblicken kann. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie im Jahr 886, als ein Ritter seine Besitztümer inklusive der Mühle der Abtei Prüm vermachte. Seit rund drei Jahrhunderten ist sie im Besitz der Familie Bedorf, die sie zunächst als Pächter betrieb. Trotz ihres Alters ist die Mühle vollkommen intakt. Zu verdanken hat sie das Alexander Bedorf und seiner Mutter Elisabeth, sie in der neunten Generation betreiben. Die beiden hätten Anerkennung dafür verdient, dass sie zu zweit eine ganze Mühle im Nebenerwerb unterhalten, inklusive eigenhändig ausgeführter Reparaturarbeiten, erläuterte Veit Hennemann den Besuchern.

Der langjährige Freund der Familie versorgte Neugierige mit Informationen. So wusste er zum Beispiel, dass die Mühle Dinkel, Roggen und Weizen zu feinem Mehl und grobem Backschrot verarbeitet, das als Grundlage zum Beispiel für Schwarzbrot dient. "Vollkorn" ist das Stichwort: Alles, was zum Mahlen in die Mühle gegeben wird, kommt nachher als Mehl wieder heraus, nichts wird herausgefiltert. Beliefert wird die Mühle von Bauern aus der Region, das Mehl wiederum geht an lokale Bäckereien und Betriebe. Im Shop im Keller des Gebäudes konnten die Besucher die Produkte erwerben und sich selbst von deren Qualität überzeugen.

Über die Arbeitsabläufe, die die Besucher live auf vier Stockwerken begutachten konnten, informierte Müller Bedorf gerne persönlich. Auf den oberen zwei Stockwerken wird das Korn zunächst sortiert und von Metallen oder Steinen befreit, bevor es im zweiten Stock von Mühlsteinen zermahlen wird. Angetrieben werden diese vom Wasserrad, das wiederum vom Godesberger Bach gespeist wird. Ursprünglich wollte Alexander Bedorf die Mühle nach dem Tod seines Vaters nur ein Jahr lang weiterbetreiben, um die Kunden nicht kurzfristig im Stich zu lassen. "Und jetzt sind es eben zwanzig", lacht er.

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