Lautsprecher Wildabschreckung ruft Unmut hervor

WACHTBERG · Seit rund vier Wochen hat ein 65 Jahre alter Pecher ein Problem: Er kann kaum mehr eine Nacht durchschlafen: Ihn wecken merkwürdige Geräusche: Neben lauten Stimmen und Hundegebell konnte er mitten in der Nacht sogar Waldhornbläser ausmachen.

 Diese Lautsprecheranlage an einem Feld bei Pech soll die Wildschweine vertreiben.

Diese Lautsprecheranlage an einem Feld bei Pech soll die Wildschweine vertreiben.

Foto: Axel Vogel

Das Ganze passierte in unregelmäßigen Abständen zwischen 22.30 und 5 Uhr. Als er sich in der Nachbarschaft umhörte, stellte der 65-Jährige fest: "Auch andere hörten die Geräusche." Doch alle Recherchen, woher der Lärm stammte, blieben erfolglos: Bis der 65-Jährige jetzt am Mittwoch mit der Kundin des Dorfbäckers ins Gespräch kam.

Die klärte ihn darüber auf, dass die Geräusche aus einem Lautsprechersystem auf einem Feld stammten, um Wildtiere von Anbauflächen fernzuhalten. Der 65-Jährige machte sich sofort auf die Suche, auf einem Stoppelfeld bei Pech wurde er fündig.

Dort stand neben einem großen Maisschlag ein Anhänger, auf dem eine etwa zwei Meter hohe Stange mit zwei Lautsprechern auf der Spitze montiert war. Kabel verbanden die Lautsprecher mit einer Box auf dem Wagen.

Der 65-Jährige informierte das Ordnungsamt, weil er sagt: "Hier wohnen so viele Leute, das ist ein Angriff auf die Gesundheit." Im Rathaus ist der Fall in der Tat bekannt, aber noch unklar, wem das Lautsprechersystem gehört: "Wir ermitteln das noch", sagte Gemeindesprecherin Margrit Märtens gestern.

Doch der verdutzte Eigentümer, der bislang von den Beschwerden nichts wusste, meldete sich gestern beim GA. Vor zwei Jahren hat Jagdpächter Marco Alfter das Gerät zum Schutz von Anbauflächen gegen Wildschweine angeschafft. Schließlich, so Alfter, hätten die "cleveren Tiere" in der Vergangenheit etwa große Schäden in den Maisfeldern angerichtet.

Traditionelle Abwehrmaßnahme wie Elektrozäune oder Abschussaktionen hätten laut Alfter nicht den nötigen Erfolg gezeigt. Dazu muss man wissen, dass bei Wildschäden der Pächter eines Jagdreviers in der Regel den Landwirten gegenüber regresspflichtig ist.

Darum schaffte Marco Alfter ein von der Wildforschungsstelle in der Schweiz entwickeltes Gerät an. Das sei chipgesteuert und könne in zwei Intensitätsstufen mit unterschiedlichen Intervallen betrieben werden.

Wählt man die erste Stufe, sind Warnlaute einer Bache zu hören. "Diese Abschreckung hat im vergangenen Jahr gut funktioniert", so Alfter. In diesem Jahr habe aber eine gewachsene Population und regelrechter "Heißhunger" die Wildschweine in Massen in die Felder getrieben.

Da dieses Mal die erste Stufe keine Wirkung zeigte, ließ Alfter die zweite Intensitätsstufe mit besagten unterschiedlichen Geräuschquellen einstellen. "Ich kann nachvollziehen, dass das für die Anwohner nicht schön war", räumte er ein. Er habe deshalb die Lautsprecher leiser drehen, die Geräuschintervalle vergrößern und wieder auf Wildschweinlaute umstellen lassen.

Seit gestern ist der Jagdpächter sogar noch einen Schritt weitergegangen: Obwohl der Maisschlag erst in etwa zwei Wochen abgeerntet werden soll, ließ er die Anlage von dem Feld entfernen.

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