Gutachter: Kosten sind höher als die Wirkung Wachtberger verzichten auf Rückhaltebecken

WACHTBERG · Mancher Bewohner von Wachtberg oder Mehlem mag in den vergangenen Tagen angesichts der starken Regenfälle wieder bange gen Himmel geblickt haben. Allzu gegenwärtig sind für viele Menschen der Region die Hochwasserkatastrophen der vergangenen Jahre, die durch extreme Niederschläge hervorgerufen worden waren.

 Eine von vielen Maßnahmen: Im Sommer 2014 wurde der Züllighovener Bach umgeleitet.

Eine von vielen Maßnahmen: Im Sommer 2014 wurde der Züllighovener Bach umgeleitet.

Foto: Ronald Friese

Auf Interesse wird bei den Betroffenen auch eine aktuelle Nachricht aus der Kommunalpolitik stoßen: Auf dem Gebiet der Gemeinde Wachtberg wird es wohl bis auf weiteres kein Regenrückhaltebecken geben. Die Mitglieder des Ausschusses für Infrastruktur und Umwelt des Gemeinderates sind am Dienstagabend einer Empfehlung der Verwaltung und der Argumentation eines Fachgutachters gefolgt. Ihnen zufolge stünden die Kosten für den Bau eines Rückhaltebeckens, etwa an der "Grube Laura", in keinem vertretbaren Verhältnis zu seiner potenziellen Schutzfunktion.

Der Hochwasserschutz war das einzige Thema, das den Ausschuss bei seiner Zusammenkunft beschäftigte, etwa ein Dutzend interessierte Bürger folgten der Sitzung, zu deren Beginn Oliver Buchholz von der Firma Hydrotec referierte. Das Aachener Büro hatte bereits im vergangenen Sommer für den Mehlemer Bach einen Projektbericht vorgelegt, der von der hiesigen Kommunalpolitik noch nicht abschließend erörtert und beraten worden war.

Quintessenz der Ausführungen des Fachmannes: Der Schutzgrad entlang des Ufers sei am Mehlemer Bach "relativ hoch", wenngleich sich auch dort noch konkrete und punktuelle Schutzmaßnahmen anböten. Dass tatsächlich ein Regenrückhaltebecken die beste Lösung dafür sei, den Wachtbergern und Mehlemern Unbill wie 2010 und in den Jahren darauf künftig zu ersparen, zog Buchholz in Zweifel, denn: Die Kosten für ein solches Becken, die Buchholz je nach Standort auf eine bis zwei Millionen Euro bezifferte, lägen seiner Einschätzung nach unverhältnismäßig deutlich höher als die Güter, die das Rückhaltebecken vor Wassermassen beschützen würde.

Nach Einschätzung des Experten könnte man die Lage unmittelbar am Bach zwar mittels einzelner Maßnahmen noch verbessern - etwa durch den Abbau einer der kleinen Brücken in Niederbachem und einer streckenweisen Ausdehnung des Bachbettes. Andererseits aber, so verdeutlichte Buchholz, sei der Mehlemer Bach bei den jüngsten Hochwasserkatastrophen gar nicht das größte Problem gewesen: So sei beispielsweise anhand der Feuerwehreinsätze ablesbar, dass vor allem wild ablaufendes Niederschlagwasser auf Grundstücken und an Häusern für Schäden gesorgt habe, die fernab des Mehlemer Baches liegen.

In dieser Hinsicht empfahl der Fachmann konkrete Maßnahmen zum Schutz der einzelnen Häuser. Dass dies auch zu einem großen Maßnahmenkatalog gehört, dessen Fäden bei der Gemeindeverwaltung zusammenlaufen, verdeutlichte im Anschluss Volker Strehl von den Gemeindewerken.

Alle Maßnahmen würden eng mit der Nachbarstadt Bonn abgestimmt, ergänzte Beigeordneter Jörg Ostermann und reagierte damit auf Kritik von Joachim Lenggrüsser von den Grünen. Er war auch der einzige Mandatsträger, der gegen den Verzicht auf ein Regenrückhaltebecken stimmte. Ein anderes Mitglied enthielt sich.

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