Villiper Architekt Vom Altbau zum Vorzeigeobjekt

WACHTBERG · Fünf Dinge sind das Geheimnis eines Haustyps, dem aus Sicht des Villiper Architekten Kay Künzel die Zukunft gehört: Eine dicke Dämmung, eine hohe Dichtigkeit, Ausschluss von Wärmebrücken, Fenster, die mehr hereinlassen als herauslassen sowie eine Lüftungs- und Wärmerückgewinnungsanlage, die für ein gutes Raumklima sowie eine angenehme Temperatur sorgt.

 Aus einem Altbau wurde ein Passivhaus: Das Bürohaus von Kay Künzel ist einheitlich mit Zinkpaneele verkleidet.

Aus einem Altbau wurde ein Passivhaus: Das Bürohaus von Kay Künzel ist einheitlich mit Zinkpaneele verkleidet.

Foto: Axel Vogel

Wie ein solches Passivhaus funktioniert und wie es sich in ihm arbeiten lässt, zeigt der Architekt unlängst bei einem Tag der offenen Tür am Beispiel seines Bürohauses in Villip. Das hat Künzel gekauft und zu einem zertifizierten Passivhaus saniert. Um diesen hohen Energiestandard zu erreichen, so sagt er, "ist viel Knowhow notwendig und eine intensive Zusammenarbeit von Architekt und Fachingenieuren, wie Bauphysiker und Haustechniker". Aber Künzel glaubt: Der Aufwand rechnet sich für den Bauherren.

Auch wenn Künzels Büroniederlassung bereits von außen mit seiner grün-gräulichen Fassade ins Auge fällt, handelt es sich im Kern um ein gewöhnliches 50er-Jahre Wohnhaus. Deren Bewohner waren 2009 aus Altersgründen auszogen. Künzel hatte nach dem Kauf dann allerdings Großes vor: Die Sanierung folgte einem "umfassenden ökologischen Anspruch, der weit über die bloße Energieeffizienz der Beheizung hinausging", betonte er Das fing schon damit an, dass sich der Bauherr aus Überzeugung für die Einhaltung des Passivhausstandards entschied, was bei einer Altbausanierung sehr aufwendig ist.

"Um die hohen Dämmwerte einhalten zu können, wurde eine Ständerkonstruktion vor die vorhandenen Bimsstein-Außenwände gestellt und zusammen mit dem Dach einheitlich durch Zinkpaneele verkleidet", so Künzel. Zudem habe man die 30 Zentimeter tiefen Zwischenräume zwischen alter Wand und neuer Verkleidung mit einer Zellulosedämmung verfüllt. Das Material sei auch bei der Dachdämmung zum Einsatz gekommen. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Mini-Wärmepumpe in der Abluft deckt seitdem den Restwärmebedarf, zudem werden 75 Prozent der Eigenstromversorgung durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt. Damit aber noch nicht genug: Regenwasser wird zur WC-Spülung eingesetzt.

Der Aufwand tut nicht nur Klima und Umwelt gut, so Künzel, sondern rechnet sich auch. Alleine die monatlichen Abschlagzahlungen für die Nachtspeicheröfen des Altbaus hatten nach seiner Rechnung 280 Euro betragen. Seit die Sanierung abgeschossen ist, zahlt er 27 Euro monatliche Abschlagszahlung für Lüftung, Nachheizen, Warmwasser und den gesamten Haushaltsstrom. "Da auch die monatliche Gesamtbelastung aus Kredit und Nebenkosten für uns geringer ist als bei einem konventionellen Gebäude mit fossiler Heizungsanlage, rechnet sich die Investition von Anfang an", betont Künzel.

Auch wenn der Passivhausbauimmer noch mit vielen Vorurteilen über zu hohe Kosten, Amortisationszeiten und Fehleranfälligkeit zu kämpfen hat, liegen für Kay Künzel die Vorteile auf der Hand: "Für den Kunden bedeutet der Passivhausstandard ein auf ihn zugeschnittenes Konzept, welches neben der geringeren monatlichen Belastung zusätzlich höchsten Komfort, frische Luft und keine Schimmelbelastung bringt." Mit einem Passivhaus lasse sich "langfristig ein hoher Wohnstandard sichern".

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