Bauvorhaben in Pech Mit der Schubkarre zum Einkaufen

WACHTBERG-PECH · Bauzäune, eine knapp Hundert Meter lange Grube und ein schmal geratener Weg bringen die Emotionen von Ewald Wirth derzeit zum Kochen.

 Die Anfahrt über die Straße Am Mühlenpfad ist nur zu Fuß möglich: Anwohner Ewald Wirth erledigt seit Monaten mit einem Schubkarren seine Einkäufe.

Die Anfahrt über die Straße Am Mühlenpfad ist nur zu Fuß möglich: Anwohner Ewald Wirth erledigt seit Monaten mit einem Schubkarren seine Einkäufe.

Foto: Fabian Vögtle

"Das ist in meinen Augen eine völlig überflüssige Baumaßnahme. Da ist gar nichts passiert", sagt Wirth, der direkt überhalb des seit April im Fokus von Bauarbeiten stehenden Hangs am Ortsausgang von Pech wohnt. "Das war ein Idyll hier und aus dem Nichts wird ein riesiges Projekt", ärgert sich Wirth.

Aufgrund von Wassermassen und anhaltender Nässe nach dem Winter sei es laut Gemeindesprecherin Margit Märtens am Hang zwischen Pecher Hauptstraße, dem Godesberger Bach und der Anliegerstraße Am Mühlenpfad zu kleinen Erdrutschen gekommen. Da die Gefahr eines Hangrutsches laut hinzugezogenem Gutachten in Zukunft nicht ausgeschlossen werden konnte, musste gehandelt werden.

Demnach werden zur Befestigung nun Gabionenwände angebracht. Um diese mit Steinen gefüllten Drahtgitterkörbe zu befestigen, musste ein Teil des Hangs abgetragen werden.

"Noch nie ist was weggerutscht"

Wirth sieht das anders: "Wir wohnen hier über ein halbes Jahrhundert und noch nie ist was weggerutscht." Nach seiner Beobachtung sei das Wasser nur an einer Stelle den Hang hinuntergelaufen, da der aus dem Wald kommende Weg mit Blättern verstopft gewesen sei und das Wasser nicht normal abfließen konnte. Dabei wurde minimal Erde weggeschwemmt. "Aber das ist doch nichts Dramatisches", findet Wirth.

In den vergangenen Wochen waren zur genauen Prüfung und Fortführung des Projekts verschiedene Statiker vor Ort, weshalb die Bauarbeiten ruhten. Diese hätten nach Auskunft von Märtens ihre Arbeit nun jedoch beendet, das Material für die Gabionenwände sei bestellt und so könnten die mit der Befestigung der Wände beauftragte Firma Otto aus Dernau in Kürze auch mit den Arbeiten beginnen und diese schließlich zügig durchführen. Die Kosten des gesamten Bauprojekts belaufen sich laut Märtens auf 90 000 Euro.

Momentan sieht es jedoch nicht danach aus, als könne die ursprünglich geplante Fertigstellung Ende Mai eingehalten werden. "Da ziehen zwei Monate ins Land und es passiert nichts. Das ist schon bemerkenswert", findet auch Wirths Nachbar Johannes Marx, der die Baumaßnahmen am Hang ansonsten nicht so kritisch sieht wie Wirth.

"Ich muss immer im Dorf oder unten an der Hauptstraße parken und meine Einkäufe mit einem Schubkarren nach Hause schleppen", berichtet Wirth. Er hätte ja nichts dagegen, wenn sich die Gemeinde um Schutz und Sicherheit rund um sein Grundstück kümmern würde, nur sieht er den Aufwand und die Kosten in keinerlei Verhältnis zu Nutzen und den alltäglichen Behinderungen.

Bagger blockiert Zufahrt

Oftmals käme er gar nicht vorbei, da Schilder im Weg stünden oder anfangs noch ein Bagger die schmale Zufahrt zu seinem Haus ganz blockiere. Zwar könne man auch über einen Waldweg den Mühlenpfad erreichen, aber der sei ein Umweg und noch dazu bei Regen kaum passierbar.

"Man sollte schon mit dem Fahrzeug bis zur Haustür durchkommen", zeigt sich auch Marx von der momentanen Situation wenig begeistert. Doch anders als Wirth gewinnt er dem Ganzen noch was Positives ab. Denn der morgendliche Weg zum unten an der Straße extra angebrachten amerikanischen Briefkasten tue ihm gut.

Ansonsten störe es ihn nicht, mit Schubkarre unterwegs zu sein. Auch die Kommunikation mit der Gemeinde und dem für das Projekt zuständigen Sachverständigen Rolf Bertram funktioniere problemlos. Er und seine Frau seien als Anwohner zu jedem Zeitpunkt über den Verlauf informiert worden, so etwa auch in der Sitzung des Ausschusses für Infrastruktur und Umwelt am 24. März, in der ein Sachstandsbericht präsentiert wurde.

Wirth dagegen fühlt seine Kritik von der Politik wenig gehört, wenngleich auch er Gespräche sucht. Doch er weiß: ändern lässt sich jetzt nichts mehr. Bleibt für die Anwohner zu hoffen, dass die Bauarbeiten schnell abgeschlossen werden und die Straße bald wieder befahrbar ist. Denn im Notfall, macht sich Wirth Sorgen, könne hier zurzeit kaum Erstversorgung geleistet werden.

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