Neuer Rektor der Sekundarschule Wachtberg "Hier ist die Welt noch in Ordnung"

Wachtberg · Hendrik Heimbach ist der neue Rektor der Sekundarschule in Wachtberg. In seinem Büro, von dem er direkt auf den Pausenhof blicken kann, hängen viele Bilder vom Siebengebirge. Der Hintergrund seines Computerbildschirms zeigt ein Gemälde des Rheins bei Rolandseck.

 An neuer Wirkungsstätte: Der Königswinterer Hendrik Heimbach leitet seit kurzer Zeit die Sekundarschule in Wachtberg.

An neuer Wirkungsstätte: Der Königswinterer Hendrik Heimbach leitet seit kurzer Zeit die Sekundarschule in Wachtberg.

Foto: Nicolas Ottersbach

Dabei ist der 44-Jährige während seines Lehramtsstudiums in viel aufregendere Regionen der Erde gereist und hat in verschiedenen Berufen gejobbt. Manch einer könnte ihn als Nachtwächter aus der Bonner Marktgarage kennen, wo er sich als Student etwas hinzuverdient hat. Über seine Heimatverbundenheit und seine Motivation, in Wachtberg Schulleiter zu werden, sprach er mit Nicolas Ottersbach.

Herr Heimbach, warum hat es Sie aus der großen Stadt nach Wachtberg gezogen?
Hendrik Heimbach: Ich mag das Ländliche und die Ruhe, das habe ich in den vergangenen Jahren vermisst. Hier ist die Welt noch in Ordnung, es ist persönlicher. Schon nach den ersten Tagen kannten mich die Schüler beim Namen und grüßten mich. Es ist aber auch die Schulform, die ich interessant finde.

Was ist an der Sekundarschule so interessant?
Heimbach: Die Sekundarschule in Wachtberg ist keine gewöhnliche Sekundarschule, weil es sie schon lange vor dem Erlass des Schulministeriums gab. Damals wollte man in Wachtberg durch ein neues Konzept langfristig den Schulstandort sichern. Durch die gemeinsame Anstrengung von Kollegium, Eltern und Schulträger ist ein erfolgreiches Modell entstanden, das den Schülern in kooperativen Klassen sowohl den Haupt- als auch den Realschulabschluss ermöglicht.

Was spricht für dieses Modell?
Heimbach: Der komplette Schulalltag kann freier gestaltet werden. Wir arbeiten in kleinen Klassen nach dem Klassenlehrerprinzip, können also schwächere Kinder sehr gut fördern. In den Erweiterungsklassen ist aber auch ein höheres Leistungsniveau möglich, welches sich in unseren guten Ergebnissen bei den zentralen Prüfungen widerspiegelt."

Sind Ihre Kollegen zufrieden mit dieser Schulform?"
Heimbach: Ich habe mit den meisten Kollegen Gespräche geführt. Dabei wurde mir bewusst, dass sie insgesamt mit viel Freude in Wachtberg arbeiten. Bisher hat noch kein Lehrer darauf bestanden, die Schule zu wechseln.

Sorgt das nicht auch für eine Überalterung der Lehrkräfte?
Heimbach: Tut es. Wenn sich niemand wegbewirbt, kommt nur junger Nachwuchs, sobald jemand in Ruhestand geht. Mit meinen 44 Jahren bin ich der Drittjüngste, ein Lehrer ist 38, eine Sonderpädagogin 28. Im Idealfall wäre es schön, wir hätten ein Drittel junge Lehrer, die neue Impulse geben, ein Drittel Lehrer mittleren Alters, die die Basis bilden, und ein Drittel ältere Lehrer, die Erfahrung mitbringen. Aber bisher sehe ich nicht, dass die älteren Kollegen weniger motiviert wären. Das ist ein Zeichen, dass man sich hier wohlfühlt.

Fühlen Sie sich wohl?
Heimbach: Ja, sehr. Weil alles so überschaubar ist, sind die Dienstwege kurz. Die Gemeinde als Schulträger steht hinter der Sekundarschule, genauso wie die Elternschaft.

Haben die Schüler dadurch mehr Perspektiven?
Heimbach: Ich denke schon. Sie verschwinden nicht in einer großen Masse. Viele Lehrer kennen die Eltern und Geschwister und damit auch soziale Hintergründe. Sie haben einen besseren Draht zu den Schülern. Das hilft vor allem bei der Berufsberatung. Die ansässigen Unternehmen unterstützen die Schule und vergeben Ausbildungsplätze. Wenn sich etwa jemand im Praktikum danebenbenimmt, kann man schnell reagieren und ihn sich zur Brust nehmen.

Ist es Ihr Ziel, die Schüler so schnell wie möglich in einem Beruf unterzubringen?
Heimbach: Bildung braucht Zeit. Ich habe ja selbst 18 Semester studiert, bin viel durch Afrika, Asien und Südamerika gereist. Habe als Kellner oder auch als Nachtwächter in der Marktgarage gearbeitet. Heute ist alles darauf ausgelegt, die jungen Menschen früh der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen. Das hat sicherlich seine Vorteile. Aber ein Mensch muss auch reifen. An unserer Sekundarschule, in der die Klassen klein sind, haben wir die Möglichkeit, uns Zeit zu nehmen, die Kinder intensiv zu fördern, zu beraten und im Rahmen eines vielfältigen Schullebens mit Klassenfahrten und zahlreichen, auch musisch-künstlerischen, Projekten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu begleiten.

Können Sie aus dieser Erfahrung sagen, ob Inklusion funktioniert?
Heimbach: Inklusion funktioniert. Aber nur, wenn die Mischung stimmt. Schwache Schüler können nur von stärkeren Schülern lernen und mitgezogen werden. Letzt-endlich hat es auch etwas mit der Klassengröße zu tun. Denn schwache Schüler brauchen mehr Betreuung durch die Lehrer.

Gibt es etwas, dass Sie in Wachtberg verändern wollen?
Heimbach: Ich bin ja erst seit einigen Wochen hier. Es wäre falsch, die bestehenden Strukturen sofort verändern zu wollen. Bisher gefällt es mir auch gut. Wenn es etwas gibt, dem ich meinen Stempel aufdrücken will, dann ist es die Teamarbeit der Lehrer. In Teams macht jeder das, wofür er eine Begabung hat. Das sorgt für Arbeitsentlastung und neue Ideen. Derzeit prüfen wir, ob und wie wir eine zweite Fremdsprache anbieten können.

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