Hochwasser-Rückhaltebecken Grube Laura als Standort riskant

WACHTBERG · "Rückhaltebecken haben wenig Wirkung und sind auch ökonomisch nicht sinnvoll", berichtete Robert Mittelstädt vom Büro Hydrotec aus Aachen am Dienstagabend dem Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt der Gemeinde Wachtberg.

 Blick Richtung Grube Laura: Auf den ehemaligen Abraumhalden findet ohne Probleme das Programm des Oberbachemer Reitvereins statt. Für ein Rückhaltebecken ist der Standort nicht geeignet.

Blick Richtung Grube Laura: Auf den ehemaligen Abraumhalden findet ohne Probleme das Programm des Oberbachemer Reitvereins statt. Für ein Rückhaltebecken ist der Standort nicht geeignet.

Foto: Axel Vogel

Mittelstädt stellte dort die Untersuchung zu zwei möglichen Standorten für ein Hochwasser-Rückhaltebecken am Mehlemer Bach vor. Auf dem Gelände der "Grube Laura" könnten rund 80.000 Kubikmeter Wasser gestaut werden, auf einem Gelände bei Gimmersdorf rund 32 000 Kubikmeter.

Von der Grube Laura riet der Experte wegen der Bergbau-Vergangenheit ab. "Wenn ein alter Schacht einbricht, haben wir eine Dammbruchwelle, die viel größere Schäden in Niederbachem anrichtet als der Mehlemer Bach", erklärte Mittelstädt. "Das Risiko ist zu groß."

Auch die Gemeindeverwaltung empfiehlt, die Finger von der Grube Laura zu lassen. "Es gibt zwar Unterlagen mit Schachtplänen, aber es gab dort seit dem Jahr 1800 auch Bergbau, der nicht erfasst wurde", sagte der Beigeordnete Jörg Ostermann über einen Bericht der Bezirksregierung Arnsberg, die die zuständige Bergbaubehörde ist.

Auch die alten Halden, die zum Teil aus stark bleihaltigem Material bestehen und nicht stabil genug für den Wasserdruck sind, könnten den Bau eines Rückhaltebeckens erschweren und verteuern. Insgesamt ist aus Sicht der Experten zu wenig Effekt bei zu hohen Kosten zu erwarten.

Das gilt auch für den Standort Gimmersdorf. "Statt drei Millionen für ein Rückhaltebecken geben Sie lieber 3000 Euro aus, um einen Kellerschacht abzudichten", sagte Mittelstädt.

Hydrotec hat auch untersucht, an welchen Stellen man Hochwasserschäden durch technische Maßnahmen mindern kann. Dazu gehört zum Beispiel, Keller zu sichern, Schutztore zu errichten oder eine Garage nicht mehr zu nutzen, die tiefer als das Wohnhaus direkt am Bach liegt.

Ein Wall wäre zum Beispiel dafür geeignet, ein Mehrfamilienhaus an der Bondorfer Straße zu schützen. Insgesamt fand der Gutachter wenig Schadenspunkte. "Die meisten Feuerwehreinsätze waren bisher nicht am Mehlemer Bach selbst, sondern an den Hangabflüssen", sagte er. Hier gebe es in Wachtberg weiter ein hohes Schadenspotenzial. Anwohner sollten sich deshalb informieren, wie sie sich besser gegen Sturzfluten schützen können.

Die Empfehlung, an Hanglagen keinen Ackerbau mehr zu betreiben, wäre in Wachtberg schwer durchzusetzen. Die Bauern sollten an den Hängen aber wenigstens keinen Mais mehr anbauen und nicht in Hangrichtung pflügen, rät Mittelstädt.

"Maßnahmen zur Abmilderung von Hochwasser liegen in weiten Teilen bei Privathaushalten", fasste Bernd Becker (SPD) im Ausschuss seinen ersten Eindruck zusammen. Die vorgestellte Untersuchung wird nun in den einzelnen Fraktionen beraten.

Der Ausschuss beschloss am Dienstagabend den Neubau von zwei Brücken in Niederbachem und Pech. Hier hatten Rohre mit zu kleinem Durchmesser in der Vergangenheit für Wasserrückstau gesorgt.

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