Barbara Hausmanns Gemeindearchivarin verabschiedet sich Ende des Monats

WACHTBERG · Startenor Anton Raaff, Blumenfrau Mutter Schüffelgen und Lehrer Welsch haben nicht nur ihre Heimat Wachtberg gemeinsam. Anhand dieser so unterschiedlichen historischen Figuren kann Gemeindearchivarin Barbara Hausmanns auch die jeweilige Zeit lebendig werden lassen, in der sie lebten. Intensiv hat sie zu jeder der drei Wachtberger Persönlichkeiten geforscht.

"Raaff ist schon etwas Besonderes, weil er aus dem dörflichen Umfeld heraus ein Weltkarriere gestartet hat", sagt Hausmanns. Am 29. August heißt es Abschied nehmen für die promovierte Kunsthistorikerin, die als Fachbereichsleiterin zur VolkshochschuleRheinbach/Meckenheim/ Swisttal/Wachtberg wechselt.

"Ich denke, meine Themen werden mich begleiten", sagt Hausmanns, die weiterhin Vorträge über ihre Forschungsgebiete halten wird. Vor sechs Jahren hat die Archivarin ihren Dienst bei der Gemeinde angetreten.

Als Rundfunk- und Fernsehjournalistin hatte sie sich schon vorher auf regionalhistorische Themen spezialisiert. Nun hofft sie, dass ihr Nachfolger oder ihre Nachfolgerin die "Idee von lebendiger Geschichte weiterleben lässt".

Wie das geht, zeigt Hausmanns auch bei der Vorbereitung der Wachtberger Römerwoche im September, wo zum Beispiel ein abstrakter Begriff wie Villa rustica anschaulich werden soll. Wer weiß schon, wie die Römer dort lebten? Deshalb hat Hausmanns gemeinsam mit ihrem Mann kleine Spielszene geschrieben, die an den Stationen eines Spaziergangs aufgeführt werden.

In Wachtberg hat die 54-Jährige gute Rahmenbedingungen für ihre Arbeit vorgefunden. "Es gibt sehr aktive Heimat- und Geschichtsvereine und aktive, geschichtsinteressierte Bürger", sagt sie. Grundschülern der dritten oder vierten Klasse hat Hausmanns bei Busrundfahrten durch Wachtberg die Geschichte der Gemeinde nahegebracht. Höhepunkt waren dabei die Burgen.

Der Kontakt zu den Bürgern war der Archivarin immer wichtig. "Es kommt immer wieder jemand vorbei, der ein historisches Buch gefunden hat oder alte Karnevalsorden", erzählt Hausmanns. Sie hilft auch bei der Ahnenforschung und gewinnt dabei selbst neue Erkenntnisse über einheimische Familien.

Auch als Material für eine Magisterarbeit über Zwangsarbeiter gebraucht wurde, hätte viele Wachtberger ganz unbefangen Stellung genommen und wertvolle Informationen gegeben. "Nur so kann Geschichte aufgearbeitet werden", weiß Hausmanns.

Das historische Archiv der Gemeinde Wachtberg ist im Kreisarchiv in Siegburg untergebracht. Hier findet man zum Beispiel Dokumente aus napoleonischer und preußischer Zeit. Was jetzt hinzu kommt, wird in zwei neuen Archivräumen in der Berkumer Schule eingelagert.

Eine Sache wird Haumanns vor ihrem Wechsel zur Volkshochschule nicht mehr beenden könne. "Ich habe begonnen, das Bildarchiv zu ordnen." Dabei sind Schätze aufgetaucht, die bisher noch nie veröffentlicht wurden, wie das Bild der spielenden Kinder an Burg Odenhausen.

Vater Ernst Simons war ein begeisterter Fotograf, der seine Motive 1904 nach dem damalige Stand der Technik auf Glasplatten bannte. Diese sind jetzt digitalisiert. Doch im Archiv schlummern noch viele Fotos und Dokumente, die darauf warten, ihre Geschichte über Wachtberg zu erzählen. Da ist es eine gute Nachricht, dass Barbara Hausmanns Stelle trotz knapper Kassen nachbesetzt werden soll.

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