Beratung zu Unwetter in Wachtberg "Einen kompletten Schutz gibt es nicht"

WACHTBERG · Nach den Unwettern am 20. Juni und 1. Juli hat es wieder viele Diskussionen über die Leistungsfähigkeit des Wachtberger Kanalsystems gegeben. Schließlich waren nach Ansicht des zuständigen Gemeindewerkes um Vorstand Volker Strehl erneut zahlreiche Keller wegen der bekannten Rückstauprobleme vollgelaufen. Anlass für den Verwaltungsrat der Gemeindewerke, das Thema erneut auf die Tagesordnung der jüngsten Sitzung zu nehmen.

Am Dienstag gab Vorstand Volker Strehl den Mitgliedern des Verwaltungsrates im Berkumer Rathaus einen Überblick über den Sachstand. Tenor: Auch wenn die Gemeinde einiges bereits getan sowie noch Maßnahmen auf der Agenda hat, sind zudem die Hausbesitzer gefordert.

Die Aufarbeitung der Folgen des neuerlichem Starkregens und der "urbanen Sturzfluten" waren Dreh- und Angelpunkt der Sitzung, vor allem war dem Vorstand ein Ausblick auf notwendige Vorsorgemaßnahmen wichtig.

Schließlich habe sich nicht nur die Gemeinde um Engpässe in der Kanalisation zu kümmern, so Strehl. Auch sei der Immobilienbesitzer in der Pflicht, Eigenvorsorge zu betreiben. "So ist der Einbau von Rückstauklappen eine Pflicht", bekräftigte Beigeordneter Jörg Ostermann, der auf die Bedeutung "dieses Zusammenwirkens" von öffentlicher und privater Infrastruktur hinwies.

Wie wichtig dieses Zusammenspiel ist, wurde laut Volker Strehl nicht erst nach den letzten Unwettern deutlich. Bereits 2004 hatten Regenfluten dem Adendorfer Ortszentrum an der Bach- und Kirchstraße stark zugesetzt. Schnell war damals klar: Neben einiger unterdimensionierten Kanäle etwa unter der Kirchstraße hatten fehlende Rückstausicherungen der Hausbesitzer zu den Überflutungen beigetragen. Darum entwickelten die Gemeindewerke 2005 ein Konzept, um diese Rückstauproblematik zu entschärfen.

Dazu sollten Schwachstellen im Kanalnetz beseitigt werden, und Hausbesitzer über Sicherungsmaßnahen in Sachen "Rückstau" informiert werden, etwa durch Flyer. Dabei ist das Problem: "Wenn es einen Schaden gegeben hat, ist die Erkenntnis da, dass man sich schützen muss", so Strehl. "Wenn dann aber zwei bis drei Jahre nichts mehr passiert, ist diese Erkenntnis auch schon wieder weg."

Was das öffentliche Netz angeht, sollen alle Kanäle so ausgelegt werden, dass sie die derzeitig gültige Richtlinie erfüllen. Will heißen, die Kanäle müssen "ein alle 20 Jahre auftretendes Unwetter ordnungsgemäß abführen", erklärte Volker Strehl weiter. Keine Illusionen wollte die Gemeindewerke auf eine Nachfrage von Hans Otto Schacknies (SPD) aufkommen lassen, was die Bewältigung eines dreihundertjährigen Unwetterereignisses angeht, mit dem man es laut Strehl am 20. Juni zu tun bekommen hatte.

Es gebe keine Überlegungen, die Bemessungsgrundlagen für die Dimensionierung der Kanäle anzuheben. Genau davor würden nämlich Fachleute warnen, sagt Volker Strehl: "Die Unwetterereignisse sind lokal begrenzt, und wir können die Kanalnetze auch gar nicht so bauen, das sie ein hundertjähriges Ereignis abfangen können. Das kann keiner bezahlen."

Beigeordneter Ostermann warnte auch davor, "eine Sicherheit bei Hausbesitzern zu erzeugen, die es nicht gibt". Vielmehr sei eben jeder selbst gefordert, auf seinem Grundstück Vorsorge zu betreiben.

Dabei verwies der Vorstand auch auf eigene Hausaufgaben bei der Beseitigung von Schwachstellen: So wird beispielsweise ein Entlastungskanal Am Bollwerk in Berkum nötig, wo nächstes Jahr zudem der Kanal an der Rathausstraße erneuert wird.

In Adendorf muss der Kanal unter der Kirchstraße erweitert werden. Ferner wird das Regenrückhaltebecken in Gimmersdorf den Bedürfnissen angepasst. Auf Anregung von Christoph Fiévet (CDU) soll deshalb in dem Ort auch die bekannte Überflutungsstelle Am Stockenpütz vorgezogen und beseitigt werden.

"Bis 2015 sind wir in allen Ortschaften durch", betonte Volker Strehl. An zukünftigen Aufgaben mangele es jedoch nicht: "Es geht um die Inaugenscheinnahme von Risikoflächen." Damit sind Straßen und angrenzende Grundstücke gemeint, auf denen Regenfluten während der letzten Unwetter talwärts flossen.

So wie an der Straße Viereck in Berkum, wo dabei eine Tiefgarage geflutet wurde. So sollen Maßnahmen überlegt werden, wie etwa durch erhöhte Bordsteine das Risiko vermindert werden kann.

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