Geplantes Gewerbegebiet in Wachtberg An der "Alten Molkerei" wächst der Unmut

WACHTBERG · Dem gewerblichen Neubaugebiet Wachtberg-Mitte oder - besser gesagt - dessen Wohnumfeld galt am Dienstagabend die Aufmerksamkeit im Planungsausschuss des Gemeinderates. Die Nachbarn des geplanten Gewerbegebiets und des Kindergarten in "Wachtberg-Mitte" sehen die ursprünglichen Absprachen verletzt.

 Die Anlieger der Straße "Alte Molkerei" fürchten Beeinträchtigungen durch die Neubauten auf dem heutigen Acker.

Die Anlieger der Straße "Alte Molkerei" fürchten Beeinträchtigungen durch die Neubauten auf dem heutigen Acker.

Foto: Axel Vogel

Entscheiden sollten die Kommunalpolitiker über mehrere Befreiungsanträge von den geltenden Satzungsbestimmungen. Zwar erschien die Tragweite der gewünschten Ausnahmeregelung jeweils für sich genommen zunächst überschaubar.

Dass dann aber doch zweieinhalb Stunden über die einzelnen Aspekte diskutiert wurde, lag an einer Reihe von Sachfragen. Wie ernst das Thema in Berkum genommen wird, demonstrierten auch die rund 30 anwesenden Anwohner der benachbarten Wohngebiete. Sie sehen von den vermeintlich leichten Abweichungen ihre Lebensqualität in erheblichem Maße beeinträchtigt.

Mit kritischer Miene verfolgten die Bürger die Ausführungen des Planers für das vorgesehene Einkaufszentrum, denen zufolge der etwa vier Meter breite Durchgang zwischen Drogeriemarkt und Textilgeschäft in einer Treppe münden soll, die senkrecht auf die Straße "Alte Molkerei" zuläuft, auf deren gegenüberliegender Straßenseite ein halbes Dutzend Wohnhäuser stehen.

Bereits in der Planungsphase hatten deren Bewohner darauf gepocht, dass über die "Alte Molkerei" weder Besucher-, noch Mitarbeiterparkplätze erschlossen, geschweige denn Zugänge geschaffen werden sollten. Der strikten Trennung sollte dann auch eine durchgehende Bepflanzung entlang der Böschung dienen, die den Gewerbepark von der Wohnstraße trennt. Dass die Bepflanzung nun von einer Treppe unterbrochen werden soll, erfordert die Befreiung von dieser Pflicht.

Hintergrund ist nach Darstellung der Bauherren die Pflicht, auch im rückwärtigen Bereich der Geschäfte für geeignete Fluchtwege zu sorgen. Dass dies im bisherigen Verfahren nicht artikuliert worden war, sorgte in den Besucherreihen sowie bei den Vertretern bei Grünen und FDP für deutlichen Unmut. Die Anwohner treibt die Sorge um, dass sich über die "Fluchtwege" zumindest für die Angestellten der Märkte ein inoffizieller Zugang etablieren könnte. Dass an der "Alten Molkerei" überdies eine Abstellfläche für vier Mülltonnen vorgesehen ist und die Treppe ferner mitunter "dunkle Gestalten zum Aufenthalt einladen könnte", wie Jörg Wilms (FDP) es formulierte, vermochte die Stimmung nicht gerade zu mildern.

Letztlich setzten sich CDU und SPD mit dem von CDU-Fraktionschef Hartmut Beckschäfer vorgetragenen Kompromissvorschlag durch, dem Investor die Befreiung in der von ihm gewünschten Form zu versagen, die Gasse für Fremde von außen vollständig abzuschließen und die Treppe um einige Meter zu verlegen, so dass diese nicht mehr zum illegalen "Schleichweg" einlädt. Darüber hinaus soll der Bauherr das Fluchtwegkonzept zumindest noch einmal auf Alternativen überprüfen.

Die Suche nach Alternativen ist auch die "Hausaufgabe", die der Architekt aus dem Ausschuss mitgenommen hat, welcher für die Limbach-Stiftung derzeit den Kindergarten plant, der am südöstlichen Rand von "Wachtberg-Mitte" und damit gegenüber der Ecke Alte Molkerei/Drachenfelsblick geplant ist. Zwar fanden die vorgesehenen "kindgerechten Räume" in ihrer freundlichen Anmutung durchweg das Wohlwollen der Anwesenden.

Durchaus kritisch wurde von einem Teil der Mandatsträger jedoch die Lage des Parkplatzes und damit auch die Zufahrt gesehen. Die nämlich würde nach derzeitigem Planungsstand von der Rathausstraße über die "Alte Molkerei" erfolgen, was naturgemäß die Anwohner der dortigen Wohnhäuser nicht zu Begeisterungsstürmen hinriss. Sie befürchten für die kindergartenüblichen "Stoßzeiten" ein nicht zu bewältigendes Verkehrsaufkommen vor ihren Haustüren.

Dass die Kita nur von Kindern besucht werde, die von ihren Eltern aus dem angrenzenden Wohngebiet zu Fuß gebracht werden, bezweifelte etwa Oliver Henkel (Grüne) vehement. Auf den Vorschlag, den Grundriss "einfach zu drehen" und den Kindergartenparkplatz an die Parkplätze des Einkaufszentrums angrenzen zu lassen, verwies der Architekt auf das unterschiedliche Höhenniveau auf dem Gelände. So bestehe der Charme seiner Planungen doch gerade darin, dass die höchsten Baukörper an der tiefsten Stelle stünden und somit nicht unnötig in die Höhe ragten.

Auch hier einigten sich die Politiker auf einen Kompromiss: Zunächst soll gewährleistet werden, dass es zumindest eine fußläufige Verbindung zum Parkplatz des Einkaufszentrums gibt. Inwieweit eine "große Lösung" möglich scheint, um die Parkplatzzufahrt von der "Alten Molkerei" fernzuhalten, soll der Architekt noch einmal überdenken.

Gegen seine Bitte, den Bau an einer Stelle um etwa zehn Meter über die geltende Baugrenze auszudehnen, dafür aber an anderer Stelle in ähnlichem Maß auf Baurecht zu verzichten, gab es keinen Einwand.

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