"Via TheatRO" an der Viktoriastraße Ohne Worte viel erzählt

TROISDORF · Jazzmusik ertönte von Weitem, dann näherte sich ein Elektromobil mit Lautsprecherboxen statt Scheinwerfern. Darauf saß eine bleich geschminkte Gestalt in giftgrüner Fantasieuniform und weinrotem Petticoat.

 Ausdruckstark: Darstellerin Godelieve Huijs beim Straßentheater an der evangelischen Kirche in Troisdorf.

Ausdruckstark: Darstellerin Godelieve Huijs beim Straßentheater an der evangelischen Kirche in Troisdorf.

Foto: Paul Kieras

Auf dem kleinen Anhänger schien sie eine überdimensionale Trommel zu transportieren, die sie später als Bühne nutzte. Die großen dunklen Augen blitzten unter einer schwarzen Bubi-Frisur aus Gummi. Mit fast entrücktem Gesichtsausdruck nickte das puppenhafte Wesen den Zuschauern zu und parkte dann umständlich auf dem Platz vor der Johanneskirche an der Viktoriastraße ein.

Das war gleichzeitig der Auftakt zur zweitägigen Veranstaltung "Via TheaTRO", die das Kulturamt der Stadt seit Jahren ausrichtet und die vom Kultusministerium NRW und dem Kultursekretariat NRW gefördert wird. Bevor es richtig losging, hatte Godelieve Huijs, Weltmeisterin beim "World Statues Festival" im niederländischen Arnheim, die in der Montur steckte, die Besucher schon gefesselt. Ohne Worte, nur mit Gestik und Mimik bezog sie das Publikum mit in ihre Show ein.

Erst ließ sie sich wieder auf die Beine helfen, nachdem sie sich wie die Tänzerin auf einer Spieluhr drehen wollte, einige linkische Bewegungen später aber in die Grätsche ging, dann animierte sie ältere Herren zu akrobatischen Einlagen, die mit Küsschen und Bonbons in Herzform belohnt wurden. Das Ganze kam ohne laute Töne, Brachialkomik oder Schadenfreude auf Kosten anderer aus.

Der Auftritt war leise und fast poetisch, das Publikum aus dem Häuschen. Vor allem die Kinder waren hin und weg, liefen der Künstlerin nach ihrem Auftritt hinterher.

Wenig später präsentierte das Ensemble Urban & Staedler auf dem kleinen Platz gegenüber der Kirche einen Tag am Meer. Ebenfalls stumm. Angefangen vom Sandburgenbau bis zum artistischen Bad in den Wellen, denn die bestanden aus langen Stoffbahnen und hingen an einem fünf Meter hohen Gerüst. Monika Hunger, die eigens mit Tochter Jona aus Bad Bodendorf angereist war, schwärmte: "Die Nummer zeigt, dass man nicht immer große Effekte braucht. Was die beiden bieten, ist eine detailverliebte Mischung aus Akrobatik und Pantomime. Wunderbar."

Der erste Abend endete im Chaos. Allerdings nur auf der Bühne, wo "Knäcke" sich in bester Slapstickmanier als Experte für Unbeholfenheit präsentierte. "Skotty", der Eismann, Skurriles mit dem niederländischen Duo "Pop-up! Slagman" sowie absurd surreales Bewegungstheater von "Three of a Kind" standen am Samstag auf dem Programm. "Deux sans trois", deren Mitglieder sich ständig im Weg standen, und die grotesken Konzertakrobaten Gogol und Mäx sorgten für ein brüllend komisches Finale bei einem kleinen Festival, auf dem internationale, preisgekrönte Gruppen, Artisten und Musiker eine ganz große Show boten.

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