Gesundheitsministerin Barbara Steffens "Jeder ist wichtig im System"

TROISDORF · Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes NRW, war gestern zu Besuch in der Troisdorfer Selbsthilfe-Kontaktstelle des Rhein-Sieg-Kreises, um sich über die Strukturen zur Arbeit mit Demenz, Selbsthilfe- und Angehörigengruppen im Kreis zu informieren.

 Ministerin Barbara Steffens (links) und Heike Trapphoff von der Selbsthilfe-Kontaktstelle Troisdorf.

Ministerin Barbara Steffens (links) und Heike Trapphoff von der Selbsthilfe-Kontaktstelle Troisdorf.

Foto: Paul Kieras

Paul Mandt, Gerontopsychiatrie-Koordinator des Rhein-Sieg-Kreises, stellte ihr die gerontopsychiatrische (für psychische Erkrankungen des höheren Lebensalters) Vernetzung in den Kommunen vor, die Sozialdezernent Hermann Allroggen als "vorbildlich und in ihrer Struktur einmalig in NRW" bezeichnete und die Ministerin ausdrücklich lobte.

Der Kreis lege besonderen Wert auf die Förderung, erklärte Allroggen, denn eine entsprechende Alten- und Pflegepolitik inklusive Prävention sei mit Blick auf den demografischen Wandel ein entscheidender Standortfaktor, was Steffens bekräftigte. Das Netzwerk kümmere sich nicht nur im akuten Fall, sondern diene auch Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge. Die Quote der Menschen über 60 Jahre wird laut Mandt im Kreis bis zum Jahr 2030 deutlich steigen. Ziel der Vernetzung ist nach seiner Aussage eine wohnortnahe, flächendeckende, qualifizierte und multiprofessionelle sowie finanzierbare Versorgung und Betreuung gerontopsychiatrisch erkrankter Menschen.

Allroggen verwies darauf, dass heute schon aufgrund eines anderen Wohnsitzes nicht mehr unbedingt Angehörige für eine Versorgung Betroffener zur Verfügung stünden. "Eine Pflege, wie sie früher üblich war, ist weggebrochen", stellte der Sozialdezernent fest.

Insgesamt wurden vier sogenannte sozialpsychiatrische Zentren (SPZ) mit insgesamt sieben Arbeitskreisen eingerichtet, die Hilfssysteme koordinieren und entwickeln sowie regionale Versorgungsstrukturen schaffen. Denn man wolle für alle Menschen die Voraussetzungen schaffen, so lange wie möglich in vertrauter Umgebung bleiben zu können.

Zu den Arbeitskreisen gehören neben professionellen Helfern auch ehrenamtliche und Selbsthilfegruppen. Es bestünde aber kein Konkurrenzdenken. "Jeder ist wichtig im System", so Heike Trapphoff von der Selbsthilfe-Kontaktstelle Troisdorf. Ohne ehrenamtliche Mitarbeiter könne man ihrer Ansicht nach die Aufgabenvielfalt nicht bewältigen. Außerdem seien besonders die Selbsthilfegruppen ein wichtiges Glied in der Kette, da sie wichtige Impulse für die gemeinsame Arbeit lieferten. Ministerin Steffens pflichtete ihr bei, denn die Selbsthilfe zeige Defizite in der Versorgung und auch der Betreuung auf.

Auf die Frage, wo Probleme im System auftauchen könnten, antwortete Trapphoff, wenn die Beratung in den SPZ, die den jeweiligen Arbeitskreis zusammenhalte, nicht kontinuierlich und langfristig angelegt sei.

Gegenstand der Diskussion waren auch die Ausführungsbestimmungen zum Paragraf 45d SGB XI, der die Förderung ehrenamtlicher Strukturen sowie der Selbsthilfe regelt und der Entwurf eines Bundesgesetzes. Es soll strukturelle Voraussetzungen zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention in jedem Lebensalter und in allen Lebensbereichen als gemeinsame Aufgabe auch der Sozialversicherungsträger und unter Beteiligung der Unternehmen, der privaten Krankenversicherung und der Pflege-Pflichtversicherung schaffen.

Steffens bemerkte dazu, dass dadurch auch eine Menge Geld gespart werden könne: Wenn die rund 100 000 Menschen, die jährlich in NRW unter die Pflegestufe I fielen, nur einen Monat später auf diese Hilfe angewiesen seien, bedeute das für das Land insgesamt zwischen 45 und 50 Millionen Euro weniger Aufwendungen pro Jahr.

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