Bienenseuchen im Kreis Imker sagen Faulbrut und Varroamilben den Kampf an

RHEIN-SIEG-KREIS · Er steigt in die Nase, noch ehe seine Schwaden zu sehen sind. Thomas Rosenau schwenkt das Gefäß, Rauch entweicht. "Die Bienen denken, es brennt, bereiten sich auf die Flucht vor, füllen ihre Bäuche mit Honig und werden so sanftmütiger", sagt der Vorsitzende des Imkervereins Troisdorf.

 Im Einsatz für die Bienen: Imker Thomas Rosenau am Lehrbienenstand in Troisdorf.

Im Einsatz für die Bienen: Imker Thomas Rosenau am Lehrbienenstand in Troisdorf.

Foto: Holger Arndt

Es zeigen sich nur wenige Bienen am Lehrbienenstand. Nach zwei verregneten, kalten Tagen ziehen sie ihren warmen Stock dem idyllisch anmutenden Garten vor. Eine Idylle, die trügt. Denn die Honigbienen sind nicht vor zwei Gefahren gefeit, die bundesweit ihren Bestand bedrohen: der Faulbrut und der Varroamilbe.

"Die Varroamilbe hat den Bienenbestand an den Rand gebracht. Ohne menschliche Hilfe können die Völker nicht bestehen", bringt Dirk Franciszak, Vorsitzender des Imkerverbandes Rheinland, den Ernst der Lage auf den Punkt. Vielleicht in 300 Jahren könnte sich die Population erholt haben.

Das sieht auch das Veterinäramt des Rhein-Sieg-Kreises so, das unlängst zusammen mit den Kollegen aus Bonn Bienenzüchter zu einer Weiterbildung ins Kreishaus geladen hatte. Experten brachten rund 200 Imker auf den neuesten Stand. Kreisveterinär Hanns von den Driesch betont die besondere Bedeutung der Bienenkrankheiten für deren Population und die Verantwortung der Imker im Hinblick auf eine erfolgreiche Prävention und die Bekämpfung der Seuchen.

"Zum Glück hatten wir noch keinen Faulbrut-Befall", sagt Thomas Rosenau, während er vorsichtig den Deckel der obersten Zarge einer der insgesamt 20 Beuten am Troisdorfer Lehrbienenstand hebt. Regelmäßig schickten die rund 80 Vereinsmitglieder Futterkranzproben aus ihren Brutzargen zur Untersuchung ins Bieneninstitut nach Mayen. Dort werden sie auf einen Befall untersucht.

Im April fiel eine solche Probe in Hennef-Uckerath positiv aus. "Wir hatten einen Befall und mussten im Umkreis von rund einem Kilometer einen Sperrbezirk einrichten", sagt Dirk Franciszak. Dieser gilt noch immer, die dort beheimateten Imker sind mit der Sanierung ihrer Völker befasst. Das heißt, sie setzen die verseuchten Beuten neben neue, saubere Stöcke und die Bienen bauen diesen neu auf.

Eine sehr aufwendige und zeitintensive Arbeit. Um seine Bienen vor einem Befall zu schützen, könne ein Imker wenig unternehmen, sagt Franciszak: "Auch wenn er rund um seine Bienenstöcke auf Sauberkeit achtet, mitunter bringen die Bienen die Seuche selbst mit in den Stock."

Thomas Rosenau, der mit zehn Jahren anfing, Bienen zu züchten, weiß um diese Gefahr und plädiert: "Ein halbleeres Honigglas gehört nicht in einen Glascontainer. Es ist eine ergiebige Tracht für Bienen." Ergiebig und gefährlich, denn Honig aus dem Supermarkt, vornehmlich der importierte, enthält oft für Menschen ungefährliche Spuren der Faulbrut. "Die Faulbrut ist im Kreis unter Kontrolle", sagt Rosenau. Die Varroamilbe werde man indes nicht so schnell los. "Wir versuchen, sie unter der Schadschwelle zu halten."

Dazu gibt es drei Methoden. "Man kann sie mit Chemie oder Ameisen- und Oxalsäure bekämpfen, wir setzen aber seit vier Jahren auf eine biotechnische Methode", erläutert der 22-Jährige. Dazu entnehmen die Bienenzüchter jedem Stock einmal im Jahr, im Juli, die komplette Brutzarge, da die Milbe sich dort aufhält.

Die Brut wird zum Schlupf gebracht. "Dann setzen wir neue Mittelwände ein, an denen die Bienen sich neue Waben bauen", erklärt Rosenau. Bislang habe man damit gute Erfahrungen gemacht. "Unsere Überwinterungsverluste liegen unter fünf Prozent", sagt er. Deutschlandweit sei das Mittel bei 15 Prozent.

500 Imker sind im Rhein-Sieg-Kreis gemeldet, kümmern sich um 4500 Völker. "Damit ist der Kreisverband der zweitgrößte im Rheinland", sagt Dirk Franciszak. Es gebe aber weit mehr Menschen, die Bienen züchten und nicht registriert sind.

"Von dieser Dunkelziffer geht eine große Gefahr aus", so der Bienensachverständige. Diese erreiche man etwa nicht für unverzichtbare Fortbildungen. "Der Faulbrutbefall in Uckerath ging vermutlich von zwei nicht gemeldeten Imkern aus, die sich als sehr beratungsresistent erwiesen", so Franziszak. Er plädiert für die Einführung von Bußgeldern. Meldepflichtig ist die Faulbrut schon.

Bienenseuchen

Die amerikanische Faulbrut ist eine bakterielle Infektion der Bienenlarven, die zum Absterben der Brut führt. Erwachsene Bienen erkranken zwar nicht, können aber zur Ausbreitung der anzeigepflichtigen Seuche beitragen. Wird die Erkrankung nicht bekämpft, kann es zu hohen Verlusten beim Bienennachwuchs kommen.

Ein weiterer Feind der Bienen ist die Varroamilbe. Sie lebt als etwa ein Millimeter großer Parasit an Honigbienen. Die Milbe entwickelt und vermehrt sich in der verdeckelten Brut im Stock.

Milbenbefall schwächt die Bienen, sie sind kleiner, die Flügel sind nicht ausgebildet, und sie leben deutlich kürzer als gesunde Tiere. Die Varroamilbe gilt als eine Hauptursache des in Deutschland immer wieder auftretenden seuchenartigen Bienensterbens. Ein Befall ist in Deutschland nicht anzeige- oder meldepflichtig.

Mehr Informationen gibt es unter anderem auf www.imkerverein-troisdorf.de.

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