Junggesellenvereine im Rhein-Sieg-Kreis Freundschaftsbund will das Image der Brauchtumspfleger

RHEIN-SIEG-KREIS · Maifeste verkommen zu Ballermannpartys, auf denen vor allem der erhöhte Alkoholkonsum im Vordergrund steht. Das sagen Marc Schell (21) und Markus Mattern (32).

 Brauchtumspflege: Die Junggesellen des Vereins "Eintracht Wolsdorf" stellen in Siegburg ihren Maibaum auf. Archivfoto: Ingo Eisner

Brauchtumspflege: Die Junggesellen des Vereins "Eintracht Wolsdorf" stellen in Siegburg ihren Maibaum auf. Archivfoto: Ingo Eisner

Die beiden kritisieren die derzeitige Entwicklung vieler Junggesellenvereine im Rhein-Sieg-Kreis und haben den Freundschaftsbund der Junggesellenvereine gegründet. Er soll für den Erhalt des traditionellen Brauchtums kämpfen.

"Sterben die Bräuche, dann stirbt auch das Dorf", sagt Markus Mattern. Der Freundschaftsbund der Junggesellenvereine an Rhein und Sieg besteht aus sieben Vereinen aus dem Rhein-Sieg-Kreis. Dazu gehören unter anderem der Junggesellenverein Sieglar und der Junggesellenverein Frohsinn in Troisdorf-Müllekoven. Die Vertreter des Freundschaftsbundes sind Hendrik Brock (Junggesellenverein Bergheim), Marc Schell (Junggesellenverein Sieglar) und Markus Mattern (Junggesellenverein Müllekoven).

"Das Image der Junggesellenvereine hat sich grundsätzlich verschlechtert, viele Menschen verbinden Junggesellenvereine nur noch mit Alkohol", erzählt Marc Schell. Manche Maifeste arteten laut Marc Schell aus - beispielsweise wurden Feuerwerkskörper in einem Festzelt gezündet.

Polizei und Behörden seien alarmiert und richteten einen besonders strengen Blick auf die Handlungen der Vereine. Der Freundschaftsbund will deshalb das Image der Vereine wieder aufpolieren, indem er Gemeinschaft und Brauchtum schützt und den Zusammenhalt stärkt.

So solle nach außen hin gezeigt werden, dass es bei den Junggesellen durchaus gesittet zugehen könne. Auf dem Vorstandstreffen der Vereine des Freundschaftsbundes wurden die praktizierten Maibräuche in einem Protokoll festgehalten. "Wir haben alle altertümlichen Brauchtümer protokolliert.

Nicht nur damit wir diese korrekt einhalten, sondern damit auch zukünftige Generationen davon profitieren", so Marc Schell. Er habe sich in Archiven über die Bräuche der Junggesellenvereine im Rhein-Sieg-Kreis informiert. Dafür habe er mehrere Archive besucht, wo er jedoch nur oberflächliche Auflistungen der Traditionen gefunden habe. Deswegen sprach er mit seinen Großeltern und vielen älteren Mitgliedern der Vereine, die ihm mit ihren mündlichen Überlieferungen weiterhelfen konnten.

"Ursprünglich stammen die Junggesellenvereine aus der Zeit Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts", berichtet Marc Schell. "Sie waren dafür gedacht, dass Männer und Frauen sich auf den ausgerichteten Maifesten leicht kennenlernen konnten, um womöglich später sogar zu heiraten."

Der Freundschaftsbund sei offen für weitere Vereine im Rhein-Sieg-Kreis. Sie könnten dem Bund unter bestimmten Voraussetzungen beitreten. "Es ist ein langwieriger Prozess, um wieder Anerkennung zu erlangen", sagt Markus Mattern. Ein weiteres Ziel haben sich die Junggesellen gesetzt: "Wir hoffen, mit dem Freundschaftsbund auch wieder die Begeisterung bei mehr jungen Damen entfachen zu können, die uns momentan eher ablehnend gegenüberstehen."

Maibrauchtümer

Maiversteigerung: Die unverheirateten Dorfdamen (Mailehnchen) werden an den meistbietenden Junggesellen versteigert. Der Ersteigernde hat das Privileg, mit seiner Ersteigerten an Maitraditionen (Maibällen, Maibaumsetzen) teilzunehmen.

Maiball: Auf dem Maiball besuchen die Brudervereine den ausrichtenden Verein, um dessen Hofstaat zu gratulieren.

Maiutensilien: In manchen Vereinen müssen Junggesellen bestimmte Maiutensilien mit sich führen, die durch die gestellte Maipolizei kontrolliert werden.

Maikönig und Maikönigin: König ist der Junggeselle, der am meisten für sein Mailehnchen bezahlt hat. Maikönigin ist die Dame, die am höchsten versteigert wurde.

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