Bruderschaft aus Bergheim Fischer wollen Kulturerbe sein

TROISDORF · Die Fischereibruderschaft Bergheim will Teil des immateriellen Kulturerbes in Deutschland werden und hat sich dafür um Aufnahme bei der Unesco beworben. Eine solche Bewerbung kultureller Ausdrucksformen ist in Deutschland in diesem Jahr erstmals möglich.

Die Fischerbrüder messen sich unter anderem mit dem deutschen Reinheitsgebot und dem rheinischen Karneval - und malen sich dennoch Chancen aus. Hans-Erich Engels ist ein Mann, der Traditionen liebt. Als 2. Brudermeister und Geschäftsführer der Fischereibruderschaft Bergheim blickt er auf mehr als tausend Jahre Familiengeschichte zurück.

Handwerkliches Wissen, Rituale und Brauchtum wurden von Generation zu Generation, von Vätern an ihre Söhne weitergegeben und überdauerten so die Jahrhunderte. Da verwundert es nicht, dass es Engels Herzensangelegenheit ist, das Erbe seiner Vorfahren zu erhalten. "Wir folgen der Prämisse, dass wir unseren Kindern und deren Nachfahren das Wissen um unsere Geschichte und unser Brauchtum mitteilen möchten", sagt er.

Ein sichtbares Zeichen dafür ist das Fischereimuseum, das seit 2010 über den Alltag der Fischer und die Geschichte der Bruderschaft informiert. Von einer möglichen Auszeichnung durch die Unesco erhoffen sich die Mitglieder der Bruderschaft nun, ihrem kulturellen Erbe auch über das Museum hinaus ein Denkmal zu setzen.

"Der Gedanke hinter unserer Bewerbung ist es, bekannter zu werden und dadurch auch größeren Zulauf für unser Museum zu gewinnen", so Engels. "Darüber hinaus wäre es natürlich eine große Ehre für uns." Bis zum 30. November hatten die Fischereibrüder Zeit, ihre Bewerbung an das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport in NRW einzureichen.

Die jeweiligen Bundesländer nominieren je zwei Kandidaten für einen bundesweiten Entscheid. Unter anderem wurden das deutsche Reinheitsgebot und der rheinische Karneval für den Titel des immateriellen Kulturerbes vorgeschlagen. Das klingt nach harter Konkurrenz, doch die Bruderschaft ist in ihrer Form in Deutschland einzigartig.

Seit dem Jahr 987 besteht die Fischereibruderschaft. Als Kaiser Otto III. das neugegründete Vilicher Frauenkloster mit Privilegien ausstattete und die Fischerei in diesem Zuge steuerpflichtig wurde, schlossen sich die Fischer zusammen. Von den ehemals 14 Fischerfamilien haben neun Familien bis heute überdauert, und mit ihnen auch das Wissen über die Fischerei, den Bootsbau und die Kunst des Flechtens ausgefeilter Fischfangkörbe.

Zwar gibt es in Bergheim schon seit geraumer Zeit keine hauptberuflichen Fischer mehr und der letzte Aalschocker steht seit mehr als 40 Jahren in einem Altarm der Sieg als Teil des Museums still; doch die Fischereibrüder wachen bis heute über ihre Traditionen, engagieren sich für Naturschutz an Rhein und Sieg und besitzen nebenbei auch heute noch Fischereirechte an Rhein und Siegmündung.

Die Entscheidung über die Aufnahme in das immaterielle Kulturerbe der Unesco soll erst 2016 fallen. Bis dahin ist es also noch ein weiter Weg für Engels und seine Mitbrüder. Doch Engels bleibt zuversichtlich: "Durch die Einzigartigkeit unserer Bruderschaft und ihr Alter malen wir uns da durchaus Chancen aus."

Am Samstag, 11. Januar, findet das Dreikönigsgeding, die nächste Vollversammlung der Fischereibruderschaft, statt. Dazu sind alle Fischereibrüder eingeladen. Um 14 Uhr treffen sie sich zur Andacht in der Bergheimer Pfarrkirche Sankt Lambertus. Im Anschluss wird dann noch ein Film gezeigt, der in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinland entstanden ist. Eine DVD kann zudem für 13 Euro im Shop des Museums gekauft werden.

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