Troisdorfer Bauhofmitarbeiter verhindern, dass eine Frau sich das Leben nimmt "Es ist wichtig, nicht wegzuschauen"

Troisdorf · Für Jamal Bazzati und den Azubi René Berger hatte der Arbeitstag beim Baubetriebshof der Stadt Troisdorf ganz harmlos angefangen: Sie sollten an einer Bushaltestelle an der Kriegsdorfer Straße die Fahrplankästen austauschen. Die Kriegsdorfer Straße verbindet die Troisdorfer Stadtteile Kriegsdorf und Spich.

 Jamal Bazzati (rechts) zeigt seinem Chef Carsten Walbröhl die Stelle, an der er und sein junge Kollege die Frau retteten.

Jamal Bazzati (rechts) zeigt seinem Chef Carsten Walbröhl die Stelle, an der er und sein junge Kollege die Frau retteten.

Foto: Wimmeroth

Mit "harmlos" war schnell Schluss. Denn Beger und Bazzati mussten überraschend als Lebensretter tätig werden.

Der Weg zur Bushaltestelle führte die beiden über die Autobahnbrücke der A 59. Obwohl die Ampel Grün zeigte bremsten einige Autofahrer, fuhren aber weiter. Kaum auf der Brücke, sahen Bazzati und Berger die Ursache für die Bremsmanöver: Eine Frau war über das rund 1,60 Meter hohe Brückengeländer geklettert, stand auf nur knapp 20 Zentimeter Standfläche und drohte in die Tiefe zu springen.

Blitzartig, aber besonnen, reagierten die beiden jungen Männer. Bazzati rief die 112 an, Berger lief um das innere Brückengeländer herum und hielt dort einen Fußgänger auf, der versuchte, die lebensmüde Frau per Geschrei von ihrem Vorhaben abzubringen. Bazzati erhielt von der Feuerwehr an die Anweisung, beruhigend auf die Frau einzuwirken.

"Das ist gar nicht so einfach", erinnert sich Bazzati im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Und sein Chef Carsten Walbröhl macht sich heute noch Sorgen, was mit den Mitarbeitern passiert wäre, wenn ihr Handeln nicht von Erfolg gekrönt gewesen wäre: "Vielleicht hätten sie sich eine Mitschuld gegeben oder wären sonst irgendwie mit der Situation nicht klargekommen."

Bazzati bestätigt das: "Ich hatte vor dem inneren Auge immer das Bild, was ist, wenn die Frau springt. Und wenn Sie mich vorher gefragt hätten, ob ich das kann, hätte ich 'nein' gesagt." Jedenfalls reagierte Bazzati richtig. Er näherte sich langsam aus einigen Metern Entfernung der Frau, sprach beruhigend auf sie ein.

Die Frau weinte, sagte immer wieder "ich kann nicht mehr". Bazzati kam schließlich nahe genug heran, konnte die Frau packen. Auch René Berger sprang dann hinzu und half seinem Kollegen.

Trotzdem bekamen sie die Frau zunächst nicht über das Geländer in Sicherheit gezogen: "Nein, ich will nicht", rief sie mehrmals. Darauf sprachen die zwei nochmals beruhigend auf sie ein, und schließlich gab sie ihr Vorhaben auf.

Die Autobahnbrücke ist nach Einschätzung von Bazzati und Walbröhl über dem äußerst linken Fahrstreifen etwa sieben Meter hoch. Die Höhe, vermutet Walbröhl, reiche für einen tödlichen Sprung nicht aus. Das hatte die Frau wohl einkalkuliert und miteingeplant, von einem Fahrzeug überrollt zu werden. "Nicht auszudenken, welche seelischen Belastungen das für den Fahrzeuglenker bedeutet hätten", überlegen Bazzati und Walbröhl.

"Wichtig ist es, nicht wegzuschauen", dankt Walbröhl den beiden Kollegen. Und Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski überreichte den beiden zum Dank eine schriftliche Belobigung.

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