Nach Kutschunfall in Troisdorf Bürgermeister stellt Pferdekutschen in Frage

Troisdorf · Die Ursache nach dem Kutschunfall in Troisdorf ist weiter unklar. Die Zahl der Verletzten musste am Montag auf 22 nach oben korrigiert werden. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung.

Troisdorfs Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski will nach dem Unglück vom Sonntag die Kutschfahrten auf dem Erntedankfest überdenken: "Man muss sich fragen, ob wir in Zukunft weiter diesen Kutschenshuttle durchführen", so der Bürgermeister.

Wie Jablonski am Montag mitteilte, wurden 22 Besucher verletzt - drei mehr als die zunächst gemeldeten 19 Betroffenen. Die Änderung ergebe sich laut Polizeisprecher Burkhard Rick dadurch, dass nicht alle Verletzten vor Ort die Hilfe des Rettungsdienstes in Anspruch genommen hätten. Unter den Verletzten befänden sich auch drei Kinder.

Zwei Erwachsene sowie eines der Kinder gelten als schwerverletzt. Dies bedeute, so Rick, jedoch nur, dass diese Personen stationär in einem Krankenhaus behandelt worden seien. In Lebensgefahr habe sich seines Wissens keiner der Verletzten befunden.

Ursache ist weiter ungeklärt

Unterdessen ist die Ursache des Kutschenunfall noch ungeklärt. Wie Burkhard Rick auf GA-Anfrage mitteilte, ist nach wie vor unklar, warum die Pferde ausbrachen. Die Theorie, wonach ein Insektenstich die Pferde aufgeschreckt haben könnte, sei unbestätigt. Die zwei Kaltblüter waren plötzlich durchgegangen. Sie galoppierten nach einer Rundfahrt unkontrolliert los, stürmten die Burgallee hinab und kamen erst vor dem Burgtor zum Stehen.

Jablonski, der sich nach Alarmierung sofort zum Unfallort begeben hatte, zeigte sich nachdenklich und betroffen darüber, dass es auch Marktbesucher gab, die "völlig unbeeindruckt vom Geschehen gut zehn Meter vom Unfallort saßen und feierten". Angehörige der Unfallopfer fragen mittlerweile nach versicherungsrechtlichen Angelegenheiten, sagte die städtische Pressesprecherin Bettina Plugge. Das Verkehrskommissariat der Polizei hat weitere Untersuchungen aufgenommen. Da es Schwerverletzte gebe, werde "obligatorisch, wie bei allen Unfällen mit Schwerverletzten" wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt.

Kutsche und die dazugehörigen Papiere waren in Ordnung

Lutz Schmitz, Geschäftsführer der deutschen "Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer" (VFD) sieht den Vorfall kritisch: "Ein gut ausgebildetes Kutschpferd geht normalerweise nicht durch." Wenn die Kutsche in einem ordnungsgemäßen Zustand und die Pferde richtig ausgebildet seien, könne "so etwas eigentlich nicht passieren." Nach Auskunft der Kreispolizeibehörde seien die Kutsche und die dazugehörigen Papiere aber in Ordnung gewesen.

Ohnehin sei bei den Sicherheitsvorschriften sorgfältig gearbeitet worden. Etwas mehr als 100 Seiten umfasse das Sicherheitskonzept der Stadt für Herbstmarkt und Erntedankfest, sagte Klaus-Werner Jablonski und lobte Rettungskräfte und Ordner. "Die haben professionell gearbeitet und hatten die Lage schnell im Griff."

PETA übt Kritik

Die Tierschutzorganisation PETA forderte unterdessen von Landrat Sebastian Schuster ein Pferdekutschenverbot für den Rhein-Sieg-Kreis. "Die Risiken bei Kutschfahrten sind unkontrollierbar, denn Pferde sind Fluchttiere und können selbst bei geringen Störungen leicht in Panik geraten", so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA Deutschland. "Die Gefährte verfügen weder über sichere Bremssysteme noch über eine Knautschzone. Schwere Unfälle sind daher programmiert."

Die Polizei sucht Zeugen, die die Kutsche an der Römerstraße/Burgallee unmittelbar vor dem Unfallgeschehen gegen 15.55 Uhr beobachtet haben. Sie sollen sich unter der Telefonnummer 02241 541-3221 melden.

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