Einkaufszentrum in Troisdorf Bürgermeister eröffnete Galerie - Klage-Absicht gegen Huma

TROISDORF/SANKT AUGUSTIN · Während Siegburg noch auf einen Investor für ein Einkaufscenter hoffen darf und der Neubau des Huma in Sankt Augustin nun anrollt, hat Troisdorf seine 30 Millionen Euro teure Galerie nach nur 16 Monaten Bauzeit am Donnerstag eröffnet - und zugleich rechtliche Schritte gegen das Huma-Projekt angekündigt.

Vielleicht war das ein Grund, warum sich Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski bei seinem Rundgang durch die Galerie im britischen Understatement übte: "Alles ist so geworden, wie das geplant war."

Für die Innenstadt sei das ein wichtiger Schritt, "weil die Größenordnung auch verträglich ist". Eine Aussage, die Richtung Sankt Augustin zielte: "Prinzipiell war der Huma ja immer da. Was wir aber kritisiert haben, war, dass der geplante Anteil an Textilfläche mit 17.000 Quadratmetern einfach zu groß ist. Wir haben maximal 12.000 Quadratmeter gewünscht, weil das verträglich gewesen wäre." Auf Nachfrage bestätigt Jablonski: "Wir schließen uns der Klage Siegburgs an."

Heute wolle man Gespräche mit den Rechtsanwälten der Stadt Siegburg führen, um die Fristen einzuhalten. Sankt Augustins Bürgermeister Klaus Schumacher zeigt sich enttäuscht: "Sowohl Siegburg als auch scheinbar Troisdorf erkennen nicht an, dass alle derzeit laufenden Projekte im Einzelhandel für die gesamte Region eine Aufwertung bedeuten. Die regionale Verträglichkeit für den neuen Huma haben wir nachgewiesen, genau wie dies auch Troisdorf und Siegburg für ihre Projekte getan haben werden. Ich gratuliere der Stadt Troisdorf aber zur Eröffnung der Galerie."

Das alles interessierte die meisten Troisdorfer, die am Donnerstag noch in der Dunkelheit zur Galerie pilgerten, wenig bis gar nicht: Voll wie an einem Adventssamstag präsentierte sich das neue Einkaufszentrum am Wilhelm-Hamacher-Platz. Punkt sechs Uhr gab der Elektrofachmarkt Saturn den Startschuss. "Ein ganzer Pulk ist reingekommen, seither reißt der Strom an Kunden nicht ab", zog Heiner Hutmacher, Geschäftsführer der HBB Centermanagement, eine erste Bilanz.

Als Hutmacher gegen 8 Uhr gemeinsam mit dem Bürgermeister mit dem Durchschneiden eines roten Bandes das Center offiziell eröffnete, zog sich eine Etage höher im Elektromarkt eine Warteschlange von der Kasse quer durch den Laden. Eng wurde es in der Galerie aber nicht. "Eine große, breite Ladenstraße war uns wichtiger, als die Quadratmeterzahl der Geschäfte zu erhöhen", erklärte Hutmacher bei einem Rundgang. Und doch seien die 9000 Quadratmeter Verkaufsfläche in dem 30 Millionen Euro teuren Gebäude schnell belegt gewesen. "Wir sind zu 95 Prozent vermietet und werden spätestens im nächsten Jahr Vollauslastung erreichen."

Tanja Mayer, Filialleiterin des neuen C&A, konnte dem nur zustimmen. Am Mittwoch war letzter Verkaufstag im bisherigen Geschäft an der Kölner Straße. Von 200 Quadratmetern vergrößerte sich die Modekette in Troisdorf auf rund 1700 Quadratmeter, rechnete Mayer vor: "Jetzt haben wir nicht nur Kinderbekleidung, sondern endlich Mode für die ganze Familie." Allein 620 000 Euro investierte die Modekette in Konzept und Ausstattung des neuen Standorts.

Alle Geschäfte zusammen investierten rund 20 Millionen Euro in die Ausstattung. Centermanager Heiner Hutmacher ist sich sicher, dass dies in der Galerie keine Fehlentscheidung sei: "Der Trend geht eindeutig von der grünen Wiese zurück in die Innenstädte. Das haben die Unternehmen erkannt. Die Konkurrenz aus dem Internet haben wir immer im Blick, aber das Internet hat bislang eher das Kataloggeschäft als den Einzelhandel ersetzt. 94 Prozent des Handels werden immer noch an stationären Orten betrieben."

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