Blindgänger in Troisdorf Bombe ganz schnell entschärft

TROISDORF · Der Fund einer britischen Fliegerbombe hat am Montag in Troisdorf-West eine umfangreiche Evakuierung erforderlich gemacht. Nach Angaben der Stadt Troisdorf mussten 1200 Bewohner ihre Häuser und Wohnungen räumen

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf entschärfte gegen 22 Uhr die 250 Kilogramm schwere Bombe, die am Nachmittag auf einem Privatgrundstück an der Paul-Schmetkamp-Straße bei Erdarbeiten gefunden worden war.

Dass die Bombe an dieser Stelle zum Vorschein kam, damit war nicht unbedingt zu rechnen. Das Areal ist nach Angaben des ehemaligen Grundstückseigentümers bereits zweimal nach Blindgängern abgesucht worden - im Zuge von Bauvorhaben, das ist Vorschrift. Jedoch wurde dabei nichts gefunden.

Die gestern entdeckte Bombe hatte sich offenbar unter einem Fischteich verborgen, der nun einem Einfamilienhaus weichen soll.

Der ehemalige Eigentümer, der einst den Teich ausgehoben hat, war entsetzt: "Wenn ich dabei einen Pflock nur wenige Meter versetzt eingeschlagen hätte, wäre ich vielleicht schon auf die Bombe gestoßen."

Nach dem Bombenfund räumten Stadt und Polizei vom Nachmittag bis zum Abend im Umkreis von 300 Metern Häuser und Wohnungen.

Insgesamt waren rund 300 Einsatzkräfte vor Ort: allein 130 Polizisten, dazu 50 von Maltesern und Rotem Kreuz, 50 Feuerwehrleute sowie 50 städtische Mitarbeiter.

Die Stadt hatte zudem ein Bürgertelefon und eine Sammelstelle in der Grundschulturnhalle an der Mozartstraße eingerichtet. Die Gesamtschule lag zwar im gefährdeten Gebiet, jedoch war zum Zeitpunkt der Evakuierung der Unterricht schon beendet.

Allerdings musste eine für den Abend vorgesehene Abschlussfeier abgesagt werden. Die in der Nähe verlaufende A 59 war hingegen nicht tangiert.

Erst gegen 21.30 Uhr trafen die letzten Bewohner in der Sammelstelle ein. Dann ging alles ganz schnell, gut 20 Minuten später war die Bombe unschädlich.

Der erfahrene Kampfmittelexperte Fritz Pütz hatte eine sogenannte Seilscheibe auf den Zünder gesetzt und ihn aus sicherer Entfernung per Seil gedreht. "Englische Fliegerbomben sind aufgrund ihrer Konstruktion schwieriger zu entschärfen als amerikanische", sagte er. "Es lief aber problemlos."

Bombenfunde in der Region17. Juli 1998: Tausende Menschen in Siegburg müssen ihre Häuser verlassen, weil auf der ICE-Baustelle eine Fünf-Zentner-Bombe entdeckt wurde.

9. November 2006: Arbeiter finden auf einem Feld in Troisdorf eine Fünf-Zentner-Bombe.

6. August 2009: Die A 59 muss zeitweise komplett gesperrt werden, weil in einem Neubaugebiet in Troisdorf ein Blindgänger gefunden wurde.

28. Oktober 2009: In den Niederkasseler Stadtteilen Rheidt und Mondorf müssen 1200 Menschen ihre Häuser verlassen, weil auf dem Herseler Werth eine Zehn-Zentner-Bombe gesprengt werden muss.

24. August 2010: Bei Erschließungsarbeiten für das Gewerbegebiet Süd in Sankt Augustin werden zwei US-Fliegerbomben entdeckt.

1. Dezember 2010: In Siegburg werden acht Häuser evakuiert, eine Bombe muss entschärft werden.

3. Mai 2012: Der Bahnhof Au (Sieg) muss wegen einer Bombe geräumt, der Zugverkehr umgeleitet werden.

30. November 2012: Der Kindergarten in Niederkassel-Lülsdorf wird geräumt, weil auf dem Gelände eine Bombe vermutet wird. Der Verdacht bestätigt sich nicht, die Kita muss im Anschluss jedoch saniert werden.

27. Mai 2013: Eine kleine Phosphorstabbombe wird bei Testgrabungen auf dem Siegburger Michaelsberg geborgen.

16. Oktober 2014: 1500 Lülsdorfer müssen ihre Wohnungen verlassen, weil eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe entschärft wurde.

13. November 2014: Erneut wird in Lülsdorf eine Bombe gefunden, 1100 Bürger sind davon betroffen. amb/hms

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