Länderläufer aus Troisdorf 71-Jähriger läuft im 100. Land

TROISDORF · Hanno Rheineck hat 99 Länder laufend entdeckt. Jetzt geht er im 100. Land an den Start. Der 71-Jährige ist Länderläufer aus Leidenschaft.

Zehn Kilometer Oman-Wüste liegen bereits hinter ihm. Es ist heiß, die Luft flimmert. An der Strecke soll bald eine Trinkstation kommen, sein Wasservorrat ist schon aufgebraucht. Doch mit jedem Schritt wächst die Befürchtung: Die letzten fünf Kilometer dieses Wüstenlaufes muss Hanno Rheineck aus Troisdorf ohne Wasser schaffen. Trotz Umweg, Fata Morgana und ungestilltem Durst kommt er als erster seiner Altersklasse ans Ziel.

Das war 2002, da war Hanno Rheineck 60 Jahre alt. Jetzt, zwölf Jahre später, plant er wieder eine Reise mit Laufschuhen im Gepäck. Im März startet er im Rahmen des Jerusalem-Marathons beim Lauf gegen Krebs. Es wird das 100. Land sein, in dem Rheineck an den Start geht.

In seiner Wohnung in der Troisdorfer Innenstadt stehen unzählige Pokale, Auszeichnungen und Erinnerungen an seine sportlichen Abenteuer. Selbst wenn er schon am feuchten Äquator, im kühlen Norden, in heißen Wüsten oder in Krisengebieten gelaufen ist, so würde er sich selber nie als Abenteurer bezeichnen. Bevor er in ein Land reist, informiert er sich über die politischen, geografischen und klimatischen Besonderheiten und Risiken.

So türmen sich neben den Medaillen auch die Reiseführer, Zeitungsartikel und nicht zuletzt unzählige Fotoalben von seinen Streifzügen. An der Wand hängt eine Fotoplakat der Chinesischen Mauer. 1998 gewann er den Lauf über Tausende unebene Stufen des Weltkulturerbes. Vorbereitet hatte er sich durch Treppenläufe in einem Troisdorfer Hochhaus.

Aus Deutschland in die große Welt - das war schon als Kind sein Traum. 1958 bekam er das Buch "Als Leichtathlet in fünf Erdteilen" von Langstreckenläufer Herbert Schade in die Finger. "In der Schule las ich unter dem Pult Landkarten und reiste mit dem Finger die Strecken meines Idols nach", erzählt der pensionierte Lehrer. Ein anderes sportliches Vorbild war der Finne und vielfache Olympiasieger Paavo Nurmi, der 1952 das Olympische Feuer ins Stadion von Helsinki tragen durfte.

Viele Jahrzehnte später begegnete Hanno Rheineck dem Finnen und bekam die Chance die Fackel selber in die Hand zu nehmen. Dass er den Laufsport für sich entdeckte, gründet auf einem Zufall. 1959 war der gebürtige Trierer nach Siegburg gezogen. Dort begleitete er einen Freund zu einem Sprinter-Wettkampf. Als der damals 17-jährige Hanno bemerkte, dass eine Bahn frei blieb, lief er spontan ohne Vorbereitung mit und gewann.

Ab dem Moment war er Mitglied im Siegburger Turnverein und lief der regionalen Konkurrenz davon. Als Student sprintete er für die DJK-Eintracht 09 Bonn. Ab dem 45. Lebensjahr war es dann wegen Verletzungen mit dem Sprinten erst einmal vorbei. Er wurde Langstreckenläufer. Die Möglichkeit für Wettkämpfe und Läufe zu reisen, hatte er früh genutzt.

Erst ins nahe Ausland nach Luxemburg, Dänemark und Schweden, später wurden die Ziele exotischer: Ägypten, Aserbaidschan, Kambodscha oder Kasachstan. Im afrikanischen Inselstaat Kap Verde trägt sogar eine Fußballmannschaft inzwischen seinen Namen auf den Trikots.

Als er an einem drei Kilometer langen Lauf dort teilnahm, bemerkte er, dass viele Inselbewohner gar keine Laufschuhe besaßen und barfuß mitliefen. Hanno Rheineck organisierte nach seiner Rückkehr Sportkleidung für die Bewohner, später auch noch Reifen für den Inselbus. Bei seiner Rückkehr wurde er dafür gefeiert. Seitdem bekommt er immer wieder Spendenanfragen. "In Nigeria bekam ich den Titel "Omemboji".

Das heißt übersetzt: Einer, der immer hilft, wenn er kann", berichtet er. Auch zu Hause im Rhein-Sieg-Kreis bekleidet er zehn Ehrenämter und ist Mitglied in der deutsch-äthiopischen und der deutsch-isländischen Gesellschaft. Er organisiert Sponsorenläufe, förderte den Austausch der Kulturen - für Hanno Rheineck ist das Laufen mehr geworden als ein Sport. Es ist sein Ankerpunkt zur Welt und eine Sprache im Dialog mit den Kulturen. Das wird auch bei seinem 100. Land der Fall sein.

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