Landgericht Bonn 38-Jähriger wegen ausbeuterischer Zuhälterei angeklagt

TROISDORF/BONN · Aus Liebe zu einem 38 Jahre alten Troisdorfer scheint eine junge Frau in die Prostitution gerutscht zu sein. Der mutmaßliche Zuhälter und sein 23 Jahre alter Neffe müssen sich seit gestern wegen ausbeuterischer Zuhälterei, Menschenhandels, Bedrohung und Körperverletzung vor dem Bonner Landgericht verantworten.

Im Sommer 2010 soll sich die damals 20-Jährige in den 38-Jährigen verliebt haben. Laut Anklage machte der mutmaßliche Zuhälter den Beginn einer Beziehung davon abhängig, ob sie für ihn als Prostituierte arbeite. Der Mann soll der Auszubildenden versprochen haben, dass er sie heirate, ein Haus kaufe und mit ihr eine Familie gründe, wenn sie vier Jahre für ihn in Bordellen arbeite.

Darauf scheint sich die 20-Jährige eingelassen zu haben. Sie soll in zwei Clubs gearbeitet und ihre Ausbildung aufgegeben haben. Laut der Staatsanwaltschaft musste sie etwa 80 Prozent der Einnahmen an den Troisdorfer abgeben.

Statt der versprochenen Liebesbeziehung soll es aber immer wieder Schläge gegeben haben. So wirft die Staatsanwaltschaft dem 38-Jährigen unter anderem vor, die 20-Jährige gegen den Kopf geschlagen, sie gewürgt und ihr ein Messer an den Hals gehalten zu haben. Dann soll er gedroht haben, sie abzustechen, falls sie weiterhin eifersüchtig sei.

Während eines Urlaubs in der Türkei hat der Hauptangeklagte die junge Frau laut Anklage nach einem Streit brutal gequält. Der mutmaßliche Zuhälter soll sie gezwungen haben, sich nackt auf ein Sofa zu legen. Dann soll er sie vor die Wahl gestellt haben, ob er ihr ein Tattoo am Unterleib mit einer Rasierklinge herausschneiden oder ihr mit der Klinge die Haare abschneiden solle. Wahlweise könne sie sich auch aussuchen, welche Knochen er ihr brechen solle. Anschließend soll er die 20-Jährige auf den Balkon im siebten Stock des Hotels gezerrt und angedroht haben, sie hinunterzuwerfen und es wie einen Selbstmord aussehen zu lassen.

Als die Prostituierte Ende 2012 aussteigen wollte und Anzeige erstattete, soll es zu weiteren Übergriffen gekommen sein. Unter anderem soll der 38-Jährige gedroht haben, ihr eine Kugel in den Kopf zu schießen.

Ab dem Sommer 2012 soll eine zweite junge Frau (19) zur Prostitution gezwungen worden sein. Darin soll der mitangeklagte Neffe involviert gewesen sein.

Am ersten Verhandlungstag hat sich der Hauptangeklagte gestern noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Sein Neffe gab an, dass seine Beziehung zu der 19-Jährigen eine reine Liebesbeziehung gewesen sei. Er habe zwar regelmäßig Bargeld von ihr erhalten. Dies habe die 19-Jährige ihm jedoch freiwillig gegeben. Dass er ihr im Streit mehrere Ohrfeigen verpasst habe, gab der 23-Jährige zu. Er bestritt jedoch, sie - wie angeklagt - am Hals gepackt und hochgehoben zu haben. Der Prozess wird fortgesetzt.

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