Flüchtlinge in Troisdorf 180 Handtücher in zwölf Stunden

TROISDORF · Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung für die 100 Flüchtlinge, die am Wochenende in Troisdorf Sieglar eingetroffen und in der dortigen Dreifachturnhalle untergebracht sind, ist überwältigend.

 Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes stellen die Betten auf.

Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes stellen die Betten auf.

Foto: Stadt Troisdorf

Schon am Sonntag brachten viele Bürger dringend benötigte Handtücher, Bettwäsche und auch Decken vorbei, die in der Mensa des Schulzentrums angenommen wurden.

Ein Aufruf zum Spenden ging unter anderem von der Flüchtlingsinitiative Lohmar aus, die wiederum vom DRK angesprochen worden war und über das Wochenende mit zwei Verantwortlichen und weiteren freiwilligen Helfern im Einsatz war. Eine der beiden Verantwortlichen, Manu Gardeweg, berichtete, dass sie über die sozialen Netzwerke um Hilfe gebeten habe - und innerhalb von zwölf Stunden allein 180 Handtücher bekommen habe.

Spontan vorbeigekommen waren auch die Troisdorfer Monika und Christoph Lunge, die Decken und Handtücher ablieferten. Sie hatten morgens im Radio von der Aktion gehört und sich gleich auf den Weg gemacht. Im Anschluss wollte das Ehepaar noch die Eltern von Monika Lunge besuchen, um auch dort nicht mehr benötigte Wäsche abzuholen und weiterzugeben.

Tüten mit Bettwäsche, Kinderkleidung und Spielsachen übergab Christian Schreiber. Für ihn sei es eine Selbstverständlichkeit, Leute zu unterstützen, "die mit nichts hier ankommen". Etwa 20 Kilogramm Waschpulver in einem Eimer steuerte ein junger Mann bei, der aber nicht in der Zeitung genannt werden will. Seine Begründung: Auf Facebook gebe es bereits bösartige Kommentare. Deren Tenor: Man helfe den Flüchtlingen mehr als den eigenen Landsleuten. Er wolle daher keine Beschimpfungen riskieren.

In diesem Zusammenhang widersprach Gardeweg der nach ihrer Meinung völlig falschen Behauptung der Kritiker: "Alles, was nicht gebraucht wird, geht an andere Bedürftige", stellte sie klar. Beispielsweise an die Tafeln oder an Obdachlose.

Begeistert über die "tolle Resonanz" bei den Bürgern zeigte sich Ulrike Hanke, Sachgebietsleiterin für besondere und freiwillige soziale Leistungen bei der Stadt Troisdorf und Koordinatorin der Flüchtlingshilfe. Schon kurz nach Beginn der Sammlung am Sonntagnachmittag stapelten sich die Wäschestücke auf den Tischen der Mensa und "die Flüchtlinge helfen beim Sortieren", freute sie sich.

Seit Montag hat sie das städtische "Netzwerk Integration" aktiviert. Hanke kann am neuen Sammelort in der Kita Rathausstraße schon für zwei Wochen bis zu vier ehrenamtliche Helfer täglich einsetzen, die Sachspenden entgegennehmen. Sie bat darum, nur noch dorthin zu liefern und auch nur frisch gewaschene Wäsche, da keine Zeit für eine Reinigung sei.

Zurzeit ist die Stadt auf der Suche nach Räumen zur zentralen Lagerung und Verteilung von Wäsche an alle Einrichtungen in Troisdorf. "Denn wir wollen ja alle Flüchtlinge bestmöglich versorgen, nicht nur die im Sieglarer Schulzentrum", sagte Hanke.

Die Unterbringung der Flüchtlinge dort ist keine Dauerlösung. Turnhalle und Mensa müssen bals geräumt werden, da nach den in zwei Wochen endenden Ferien sowohl der Schulsport als auch der gesamte Schulbetrieb gewährleistet sein müssen. Daher fordert die Stadt die Bevölkerung dazu auf, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die Miete zahlt die Stadt.

Bürgerversammlungen

Um über die Unterbringung von Flüchtlingen zu informieren, laden die Städte Sankt Augustin und Troisdorf zu Versammlungen ein. In der ehemaligen Medienzentrale der Bundeswehr in Sankt Augustin (Alte Heerstraße 90), die bis September für eine Unterkunft für bis zu 800 Flüchtlinge hergerichtet wird, können die Bürger heute Abend ab 19 Uhr ihre Fragen und Anliegen loswerden. Unter anderem sind Vertreter von Stadt und Bezirksregierung anwesend.

Die Stadt Troisdorf informiert am Dienstag, 18. August, über den kurzfristigen Umbau der Ex-Förderschule Im Laach zu einer Flüchtlingsunterkunft. Beginn ist um 18 Uhr in der Aula des Gymnasiums Zum Altenforst. Im Zentrum stehen Planung, Bauarbeiten und der zeitliche Ablauf.

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