Wahl-Heimerzheimer Ziaulhaq Fazli sprach über sein Heimatland "Zwiegespräch" zu Afghanistan

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Als düster bezeichnete Ziaulhaq Fazli die Zukunftsaussichten seines Heimatlandes Afghanistan. In einem Vortrag beim offenen Seniorennachmittag der Evangelischen Kirchengemeinde Swisttal in Heimerzheim erläuterte der 70-jährige Wahl-Heimerzheimer die politische Situation des Landes zwischen Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, China und Pakistan

 Der gebürtige Afghane Ziaulhaq Fazli spricht beim Seniorennachmittag im Pfarrheim der Kirchengemeinde über seine Heimat.

Der gebürtige Afghane Ziaulhaq Fazli spricht beim Seniorennachmittag im Pfarrheim der Kirchengemeinde über seine Heimat.

Foto: Axel Vogel

Als wesentliche Probleme des Landes benannte der gebürtige Afghane, der seit knapp 40 Jahren in Deutschland lebt und von 1979 bis 2009 als Journalist für den afghanischen Dienst bei der Deutschen Welle gearbeitet hat, die gegenwärtige grassierende Korruption, die Gesetzlosigkeit, die Produktion von Drogen und die Respektlosigkeit gegenüber Regierungsorganisationen sowie die Stagnation der Wirtschaft.

Mit gespannter Konzentration lauschten die 23 anwesenden Senioren den Ausführungen Fazlis, der deutlich machte, dass auch in Zukunft mit jungen afghanischen Flüchtlingen in Deutschland zu rechnen sei, solange die politische Situation des Landes weiterhin so instabil bleibe.

Der Vortrag über Afghanistan war der zweite in der Reihe "Zwiegespräch", die das Seniorenteam um Leiterin Ulrike Koch seit 2014 einmal im Jahr anbietet. "Mit dem Zwiegespräch wollen wir durch Referenten aus anderen Kulturkreisen diese bei uns vorstellen", erklärte Koch. Fazli lebt seit 1977 in Heimerzheim. Zuvor absolvierte er ein Studium der Volkswirtschaft an der Bonner Uni, seit 1988 ist er vereidigter Dolmetscher für Persisch und Paschtu.

Auf Fragen der Zuhörer nach Lösungen zur Befriedung der innenpolitischen Situation des Landes gab Fazli sich pessimistisch: "Es gibt keine große Hoffnung. Man sollte versuchen, die Korruption zu bekämpfen. Ohne Unterstützung des Auslands wird das Land nicht auf eigenen Füßen stehen können. Es ist wichtig, mit den Gegnern wie den Taliban echte Friedensgespräche unter Einbeziehung der USA, Pakistans und Chinas zu führen", meinte der Journalist.

Eine Zukunft mit der gegenwärtigen Regierung unter Präsident Aschraf Ghani und Regierungschef Abdullah Abdullah hält Fazli für ausgeschlossen. "Beide arbeiten gegeneinander. Es soll angeblich eine nationale Einheit darstellen, dabei spalten sie das Land", so Fazli.

Die Fragen der Zuhörer verdeutlichten das Interesse an der Politik des Landes, zumal "das Thema Flüchtlinge eine weltweite Herausforderung ist, die wiederum mit den Krisenherden Iran, Irak, Libyen und Afghanistan zusammenhängt", hatte Fazli eingangs erklärt.

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