GA-Interview mit Sabine Eichner und Don Bernardo "Wer gehen kann, kann auch Tango tanzen"

MIEL · Gespräch am Wochenende: Mario Quadt sprach mit Sabine Eichner und Don Bernardo über die Magie des Tangos und ihr Kunstprojekt in Miel.

 Botschafter des Tangos sind die Zahnärztin und Mezzosopranistin Sabine Eichner aus Buschhoven und der Tangotänzer Don Bernardo.

Botschafter des Tangos sind die Zahnärztin und Mezzosopranistin Sabine Eichner aus Buschhoven und der Tangotänzer Don Bernardo.

Foto: Quadt

Wenn die lodernde Leidenschaft des argentinischen Tangos auf die glockenklare Stimme einer Mezzosopranistin trifft, dann ist das ein "Tanz auf den Stimmbändern". Ein ungewöhnliches Kunstprojekt aus Gesang und Tanz fügen Sängerin Sabine Eichner aus Buschhoven, im Hauptberuf Zahnärztin, und der Kölner Betriebswirt und Tangotänzer Bernhard F. Löwenberg, alias Don Bernardo, zu einer musikalischen Melange zusammen, die sie am Sonntag, 11. Oktober, erstmals im Mieler Schloss aufführen. Mit beiden sprach Mario Quadt.

Beschreiben Sie einem völlig Unbeteiligten in Sachen Tanz - Abbruch des zweiten Tanzkurses in Teenagertagen - die Magie des Tangos?
Don Bernardo: Ein hoffnungsloser Fall sind Sie nicht: Wer gehen kann, kann auch Tango tanzen. "Das Geheimnis des Tangos liegt in diesem Moment der Improvisation, der zwischen Schritt und Schritt passiert. Dies macht das Unmögliche möglich. Man tanzt die Stille." Diese wunderbaren Sätze stammen nicht von mir, sondern von Carlos Gavito, einem legendären Tangotänzer. Für mich ist Tango ein Gefühl.
Sabine Eichner: Es gibt keine Begegnung zwischen Mann und Frau, die respektvoller und gleichzeitig vielschichtiger ist als Tango.

Hätte auch ich eine Chance, mit zwei linken Füßen den Tango zu erlernen, ohne die Gesundheit meiner Tanzpartnerin zu gefährden?
Don Bernardo: Ich hatte mal ein Projekt, bei dem wir mit dem Tango in Seniorenheime gegangen sind. Da war die älteste Teilnehmerin 100 Jahre alt. Ich werde innerhalb einer Minute den Beweis erbringen, dass jeder Tango tanzen kann. Das wichtigste Instrument ist das Gefühl, das es beim anderen zu wecken gilt.

Was dürfen die Zuhörer bei "Tanz auf den Stimmbändern" erwarten?
Eichner: Sie dürfen erwarten, dass tiefe Gefühle nicht nur fühlbar, sondern auch hörbar gemacht werden.
Don Bernardo: Die Stimme dient dazu, die Stimmungen hörbar zu machen. Deswegen tanzen wir immer den gefühlvollen Tango und keinen artistischen Tango.

Wie finden Gesang und Tanz in Ihrem Programm zueinander?
Eichner: Wie im Leben auch. Gesang und Tanz sind vor Jahrhunderten voneinander getrennt worden. Tanz und Gesang waren die ersten expressiven Möglichkeiten des Menschen, sich selbst im Kosmos darzustellen. Beide wurden als rituelle Kulthandlungen bewusst eingesetzt, um Götter zu beschwören, um zu heilen, um zu beten. In unserem Programm wird Tanz und Gesang bewusst zur Begegnung eingesetzt. Das eine geht aus dem anderen hervor.

In Ihrem Programm finden wir auch Werke von Frédéric Chopin. Was verbindet Chopin mit dem Tango?
Eichner: In erster Linie ist es der Rhythmus. Unser Pianist Ivan Sokolov spielt wie der Teufel - so wie Don Bernardo tanzt. Chopin hat viel Musik gemacht, die sich für Tango eignet. Als der Tango nach Paris kam, war Chopin gerade gestorben. Es gibt eine versteckte Leidenschaft in seiner Musik, weshalb er als Wegbereiter für den Pariser Salon-Tango gilt.

Beim Tango führt der Mann. Ist das in Zeiten der Gleichberechtigung noch zeitgemäß?
Don Bernardo: Es bedarf zweier Menschen für den Tango. Es wird vieles einfacher, wenn nur einer die Führung hat. Allerdings ist der Tango ein ständiger Austausch. Es gibt sogar Aussagen, die klar beschreiben: Die, die eigentlich führt, ist die Frau - wegen der Gabe der Musikalität.

Sie, Frau Eichner, haben Gesang und Zahnmedizin studiert. Wie schwierig war es, sich für eine Disziplin zu entscheiden?
Eichner: Ich habe mich nicht entschieden, ich mache beides. Es ist nicht immer einfach, alle Termine aufeinander abzustimmen, da ich beide Tätigkeiten mit großer Leidenschaft ausübe.

Wie trifft ein Betriebswirt wie Don Bernardo auf den Tango?
Don Bernardo: Der Tango ist zu mir gekommen - in Form einer Italienerin. Der Tango ist geblieben, die Italienerin weitergereist.

Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, findet Plätze, wo sich Menschen zum Tango treffen. Begrüßen Sie solche Flashmobs?
Don Bernardo: Auf dem Markusplatz in Rom oder an der Kölner Rheinpromenade wird auch hin und wieder Tango gespielt. Ein richtiger Flashmob, aus dem Spontanen heraus, ist für die Zuschauer faszinierend. Ich mag nur nicht, wenn solch eine Organisation aus kommerziellem Hintergrund betrieben wird.
Eichner: Man sollte sich besonders darauf vorbereiten, sonst verliert das Ereignis an Wert. Ich gehe nicht mit Einkaufstüten und in Jeans zum Tango.

Info

Der "Tanz auf den Stimmbändern" beginnt am Sonntag, 11. Oktober, 11.30 Uhr, auf Schloss Miel, Schlossallee 1 in Swisttal-Miel. Der Eintritt kostet 18 Euro, an der Abendkasse 20 Euro. Der Auftritt am Sonntag, 25. Oktober, 16 Uhr, im Bonner Frauenmuseum, Im Krausfeld 10, beginnt um 16 Uhr. Kostenpunkt: 12 Euro, an der Abendkasse 15 Euro.

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