Lärmschutz entlang der A 61 in Swisttal-Miel Wand soll Ruhe bringen

SWISTTAL-MIEL · Seit Jahren schläft Balthasar Schumacher unruhig. Selbst bei geschlossenem Fenster hört er den Lärm von der Autobahn, die nur etwa 50 Meter hinter seinem Haus am Ginsterweg in Miel verläuft. Wie der 73-jährige ehemalige Gemeindebrandmeister von Swisttal warten die Mieler seit Jahren, ja seit Jahrzehnten auf besseren Schutz vor dem Lärm der vorbeirasenden Autos und Lastwagen.

Schumacher wohnt seit 1975 an der A 61. Obwohl früher weniger Verkehr auf der Autobahn herrschte, hat ihn Schumacher damals stärker als heute wahrgenommen. "Das mag wohl daran liegen, dass man sich daran gewöhnt hat oder langsam schwerhörig wird", vermutet er. Heute könne er sich bei Ostwind mit Besuchern nicht in den Garten setzen, denn durch den Lärm sei eine Unterhaltung fast nicht möglich.

Auch Schumacher besuchte den von der Gemeinde Swisttal organisierten Infoabend am Dienstag im Dorfhaus und kann sich ob der Neuigkeiten, die zu erfahren waren, freuen: Die Lärmschutzwand auf 1178 Metern Länge entlang der Autobahn A 61 in Miel kommt. Fragt sich nur immer noch, wann. Einen definitiven Zeitpunkt wollte Bernd Egenter von der Niederlassung Euskirchen des Landesbetriebs Straßen NRW den rund 80 Bürgern nicht nennen. "Es stecken noch Unbekannte drin. Vorher genannte Termine sind schon überholt", sagte Egenter.

Der Zeitablauf sieht demnach so aus: Fertigstellung des Vorentwurfs und Einreichen zur Genehmigung beim Bundesverkehrsministerium in 2015, Bauvorbereitung inklusive Ausschreibung dann abhängig von Genehmigung und Baurecht, Finanzierung der derzeit rund 1,9 Millionen Euro in 2016/2017. Bezüglich der Verfügbarkeit von Geldmitteln habe er allerdings keine Bedenken, wie er betonte, denn in der Vergangenheit seien von den bereit gestellten 50 Millionen nicht alle Mittel abgerufen worden. Auf Bürgernachfrage, ob aus dem politischen Raum der Wind anders wehen könnte, ergänzte er: "Lärm ist ein ernstzunehmendes Problem. Darum erwarte ich von der Politik keine andere Entscheidung, höchstens eine in Richtung Verbesserung."

Rückblickend erklärte Egenter, dass vor rund 40 Jahren mit dem Bau der A 61 durch die Bördenlandschaft in Hochlage in Miel ein drei bis vier Meter hoher Lärmschutzwall angekippt worden sei. Allerdings: "Der Lärm war vor 40 Jahren anders als heute. Insbesondere die Lkw spielen heute übel mit", so der Planungsleiter des Landesbetriebs. Seit 2010 habe die Bundesregierung per Erlass die Lärmsanierung in den Vordergrund gestellt und angewiesen. Damit einhergehend sei auch "deutlich mehr Geld" zur Verfügung gestellt worden.

Die letzte Verkehrszählung im Jahr 2010 habe ergeben, dass rund 45 000 Fahrzeuge täglich Miel passieren, 20 Prozent davon sind in der Zeit von 6 bis 22 Uhr Lastwagen. Nachts haben diese sogar einen Anteil von 50,9 Prozent. Für 2025 seien rund 60 000 Fahrzeuge prognostiziert, mit noch höherem Lkw-Anteil bei Nacht und bei Tag. Dann aber soll es keine Häuser mehr geben, bei denen die Lärm-Grenzwerte überschritten werden. Deshalb müsse für 2025 vorausberechnet werden, wie hoch der Wall sein müsse, damit die Grenzwerte nicht überschritten werden.

Aktuell ist das noch bei 31 Häusern der Fall, sagte Egenter. Dort werden die sogenannten "Auslösegrenzwerte" für allgemeines Wohngebiet zugrunde gelegt mit 67 Dezibel bei Tag und 57 Dezibel bei Nacht. Rechnerisch wohl gemerkt, denn: "Wir messen nie, unsere Basis ist die lärmtechnische Berechnung", sagte Egenter auf Nachfrage.

Geplant ist auf den bestehenden Wall noch einmal eine Betonwand mit einer Höhe von 4,50 Meter bis 7,50 Meter über der Fahrbahn aufzusetzen. Durch die höhere Wand soll der Lärm über die Häuser weg geleitet werden. Während entlang der Häuser eine Betonwand gesetzt werden soll, die zur Anwohnerseite hin begrünt wird, stehen für die Brückenbauwerke Metall- oder transparente Wände zur Wahl, dazu kann die Gemeinde ein Votum abgeben.

Bezüglich des Vollanschlusses A 61 bei Miel erklärte Egenter, solange dafür noch keine Planung vorliege, könne für einen 80 Meter langen Teilbereich noch keine Wand gebaut werden. Angemeldet sei der sechsspurige Ausbau der A 61 vom Kerpener bis zum Meckenheimer Kreuz. Ob es jedoch tatsächlich zu einem Ausbau komme, müsse die Politik entscheiden.

Wenn der sechsspurige Ausbau komme, werde der Lärmschutz Miel in den "vordringlichen Bedarf" aufgenommen, dann würden nicht mehr "Lärmsanierungs-" (freiwilliges Programm des Bundes), sondern "Lärmvorsorgewerte" (Rechtsanspruch auf Schutz vor Verkehrslärm) gelten. Die jetzt geplante Maßnahme in Miel sei eine freiwillige Leistung, so Egenter.

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