Lärmschutz A61 Transparente Wände statt Beton

SWISTTAL-MIEL · Experte des Landesbetriebs stellt Pläne für Lärmschutz in Miel vor - und erhält viele Fragen.

 Viele Fahrzeuge, viel Krach: Ein höherer Wall an der Autobahn 61 soll den Ortsteil Miel künftig besser vom Lärm schützen.

Viele Fahrzeuge, viel Krach: Ein höherer Wall an der Autobahn 61 soll den Ortsteil Miel künftig besser vom Lärm schützen.

Foto: Roland Kohls

Bis zu 4,50 Meter Höhe soll der Mieler Wall bald messen, der den Swisttaler Ortsteil besser vom Lärm der A 61 absichern soll. Bernd Aulmann vom Landesbetrieb Straßenbau NRW stellte die knapp zwei Millionen Euro teuren Pläne jetzt im Swisttaler Planungs- und Verkehrsausschuss vor.

Im Sprachgebrauch des Regierungsbaudirektors handelt es sich dabei um eine "Lärmsanierung". Denn: Der bislang bis zu 3,50 Meter hohe bestehende Lärmschutz nimmt an Höhe deutlich zu und somit an Fähigkeit, den Krach der viel befahrenen Nord-Süd-Trasse, der in Richtung Miel abstrahlt, zu mindern, so Aulmann. Dabei soll der bestehende Schutzwall unter Zuhilfenahme von Schutzwänden auf ein Niveau von 4,50 Meter und an einigen Stellen sogar bis zu sieben Meter über Fahrbahnniveau wachsen. Insgesamt 1170 Meter misst der neue geplante Lärmschutzwall in der Länge.

Die Pläne für eine mögliche Ortsumgehung sind in die Vorstellungen der Euskirchener Niederlassung der Straßenbauer bereits eingepflegt. Statt Betonbauwerken sind transparente Wände vorgesehen. Da der Landesbetrieb nicht noch Grundstücke erwerben muss, könnten die Arbeiten in einem Jahr beginnen, so Aulmann. Der Vorentwurf, den er vorstellte, soll noch in diesem Jahr fertig sein, ehe Anfang 2015 die Ausschreibung und im Winter/Frühjahr 2015/ 2016 die Bagger starten.

"Das hört sich alles nicht schlecht an", sagte die Ausschussvorsitzende Gertrud Klein (CDU). Dass die Mieler schon lange auf einen besseren Lärmschutz warten, betonte BfS-Fraktionschef Joachim Güttes und wollte wissen, warum sich das Vorhaben um noch ein Jahr verzögert habe. Dies, so Aulmann, hänge mit schwierigen Berechnungen zusammen, die angestellt werden mussten, um den Lärmschutz auch an den Brücken der B 56 Richtung Bonn oder Euskirchen und der K 52 in Richtung Morenhoven, respektive Miel, zu gewährleisten.

Bei der nächsten Frage kam der Regierungsbaudirektor ins Grübeln. Güttes wollte wissen, ob die transparenten Wände nicht zu einem "Discoeffekt" führten, wenn in der Nacht die Lichtkegel von Lastwagen und Autos auf die Glasbauelemente fallen und sich brechen. "Sie sind in 22 Jahren der Erste, der das Problem beschreibt", antwortete Aulmann. Die Scheinwerfer seien so konzipiert, dass sie "nicht in den Himmel gehen".

Auch bei CDU-Ratsherr Jürgen Pump löste die Transparenz der Wände - laut Aulmann die teuerste und städtebaulich ansehnlichste Variante - Befürchtungen aus. "Entsteht nicht eine weitere Belastung dadurch, dass wir die Fahrzeuge sehen können?", fragte der Christdemokrat. Eine Antwort blieb der Straßenplaner schuldig. Als dann noch Gisela Hein (SPD) wissen wollte, ob und wann die Bürger Stellung beziehen könnten, kippte die Stimmung im Ratssaal merklich. "Der Bürger ist für mich die Gemeinde", erklärte der Vertreter des Landesbetriebs.

Verblüffung herrschte im Saal, als Gertrud Klein nachhakte, was denn die Gemeinde ins Bauverfahren einbringen könne und die Antwort Aulmanns "gar nichts" lautete. Und: Die Beantwortung von Fragen des Naturschutzvereins "Rettet Bäume und Biotope", zur Beseitigung der Vegetation entlang des bestehenden Walls, lehnte Aulmann ab. Die sei "zum jetzigen Zeitpunkt" noch zu früh. "Dass es keine Beteiligung gibt, überrascht mich", meinte Monika Goldammer-Dittrich (FDP), die zudem vorschlug, sich über die Lücke zwischen Lärmschutzwall und dem Wall am Golfplatzgelände Gedanken zu machen.

Für die Bürger für Swisttal (BfS) forderte Güttes von der Gemeinde einen Bürgerdialog zum Lärmschutzbau, etwa zu der Frage, ob durchsichtige oder blickdichte Elemente verbaut werden. "Wir sind nicht der Herr des Verfahrens", antwortete Beigeordnete Petra Kalkbrenner. Auch sie sei davon ausgegangen, dass es ein sogenanntes Planfeststellungsverfahren gebe, in dem sich die Gemeinde äußern darf. "Aber den Bürgerwillen können wir sammeln", warf Güttes ein.

So beschloss der Ausschuss zweierlei einstimmig: Einerseits soll die Verwaltung die Möglichkeiten eines Lückenschlusses prüfen und zudem die Mieler über das Vorhaben informieren sowie Möglichkeiten schaffen, die Anwohner an der Gestaltung zu beteiligen. In der November-Sitzung des Ausschusses soll es einen ersten Zwischenstand geben, hoffte Vorsitzende Klein.

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