Steinbachtalsperre in Swisttal Swisttal will frühere Vorwarnung

EUSKIRCHEN/SWISTTAL · "Einen solchen Zufluss habe ich in 37 Jahren Dienstzeit hier noch nicht erlebt." Talsperrenmeister Helmut Mückel meinte den Wolkenbruch, der der Steinbachtalsperre in der Nacht zu Mittwoch einen Zulauf von 24 Kubikmetern Regenwasser pro Sekunde beschert hatte.

Diese Menge führte zu einem Ablauf von zwölf Kubikmetern pro Sekunde über den betonierten, 18 Meter breiten Überlauf in den Steinbach, der in seinem weiteren Verlauf Orbach genannt wird.

Durch einen Kanal wird das Wasser in ein Tosbecken 22 Meter unterhalb der Krone der Staumauer geführt. "Da ist kein Schieber zu betätigen", stellte Mückel gestern bei einer Besichtigung der Talsperre klar. Denn immer wieder war nach dem jüngsten Hochwasser des Orbachs und der Swist, in die er mündet, die Vermutung zu hören, die Talsperre sei geöffnet worden.

Christian Metze, Geschäftsführer von Regionalgas Euskirchen, das die Talsperre betreibt, sagte, "die Regenmenge und die Plötzlichkeit des Wolkenbruchs" seien unterschätzt worden. In eineinhalb Stunden seien an der Talsperre 76 Liter Regen auf den Quadratmeter gefallen - einsamer Jahresrekord. Metze ist dennoch davon überzeugt, dass selbst der überdurchschnittlich hohe Ablauf von zwölf Kubikmetern pro Sekunde (im Jahresschnitt 0,11 Kubikmeter pro Sekunde) "keinen nennenswerten Beitrag" zum Orbach-Hochwasser geleistet hat.

Dafür sei das Einzugsgebiet um die Talsperre mit sechs Quadratkilometern zu klein. Bis der Bach Swisttal erreiche, würde bei Starkregen noch jede Menge Wasser über Rinnsale und Felder hinzufließen. Wie stark der prozentuale Anteil des Talsperrenwassers am Hochwasser gewesen sei, könne man, so Metze, nicht einmal ansatzweise schätzen. Und selbst wenn ein automatischer Pegel unterhalb der Talsperre Hochwasser gemeldet hätte, so Metze weiter, die Zeitspanne wäre zu gering gewesen, um alle Anlieger des Orbachs zu warnen.

Die Swisttaler Beigeordnete Petra Kalkbrenner will heute Vertreter des Erftverbandes und von Regionalgas einladen, um mit ihnen über Möglichkeiten eines besseren Hochwasserschutzes und einer rechtzeitigen Vorwarnung zu sprechen. Für die Bürger, deren Keller voll liefen, hat die Gemeinde Swisttal mit der RSAG eine Sonderabfuhr für nicht mehr brauchbare Möbel oder Geräte vereinbart. Ansprechpartner für die Betroffenen ist Reinhold Lethert vom Ordnungsamt unter der Rufnummer [sym_tel] 0 22 55/30 93 10.

Der Erftverband, der für die Unterhaltung der Zuläufe von Erft und Swist zuständig ist, legt laut seiner Sprecherin Luise Bollig Wert auf die Feststellung, dass Hochwasserwarnungen nicht zu seinen Aufgaben gehörten. Dennoch biete man ein aus Wetterprognosen und Hochwassereinschätzungen bestehendes Infosystem an, auf das auch die Einsatzkräfte zugreifen könnten.

Der Rhein-Sieg-Kreis teilte gestern auf Anfrage des GA mit, der Orbach werde nicht mit Hilfe eines automatischen Pegels überwacht. Daher habe man die Einsatzkräfte über die Leitstelle Siegburg auch nicht vorwarnen können, wie das mit Hilfe des Pegels Morenhoven für die Swist gemacht werde. Letztlich müsse der Erftverband entscheiden, ob er den Orbach in die Alarmierung aufnehme.

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